Kleve Bilder zu Beuys verdeckt

Kleve · Zwölf Stunden Beuys erinnerten im Projektraum mit Ausstellung, Sammelsurium und einer Perfomance an den Todestag des berühmten Klevers

 Darf nicht zeigen, was er zu Beuys malt: Martin Lersch musste seine Bilder verdecken.

Darf nicht zeigen, was er zu Beuys malt: Martin Lersch musste seine Bilder verdecken.

Foto: Gottfried Evers

30 Bilder zu Beuys hat er gemalt. 30 Bilder, die nicht gezeigt werden dürfen. Deshalb hängen sie im projektraum-bahnhof25 in Kleve während der Aktionen zum 30. Todestages von Beuys hinter Papier. Zehn weiße Blätter, dann zehn Blätter mit Kommentaren, dann zehn weiße Blätter. Sie füllen die große Wand in dem Klever Kunstverein. Gedacht waren sie zum Gedenken an den Bildhauer Joseph Beuys, der am 23. Januar 1986 starb.

 Nina Schulze in der Debatte mit Wolfgang Zumdick, interessierte Zuhörer sind Moderator Ludger Kazmierczak und Bettina Paust (v. l.).

Nina Schulze in der Debatte mit Wolfgang Zumdick, interessierte Zuhörer sind Moderator Ludger Kazmierczak und Bettina Paust (v. l.).

Foto: Gottfried Evers

Martin Lersch beschäftigt sich in seinen Arbeiten auch mit Bildern anderer Künstler, übersetzt beispielsweise Gemälde von Heinrich Nauen ins neue Format, interpretiert die schweren Bilder des Kalkarer Malers Gerhard Janssen in wunderschönen leichten Zeichnungen. Oder er setzt Beuys' kleine Zeichnungen in größere Gemälde auf Papier um - interpretieret ihn auf seine Weise, malt die Fotos der Aktionen des berühmten Mannes mit Hut aus Kleve in Grautönen neu.

Die Verwertungsgesellschaft BildKunst im Auftrag der Rechteinhaber betrachtet die Lersch-Bilder von Beuys als Reproduktionen. "Wir können daher keine Genehmigung für die Ausstellung ihrer Bilder erstellen", heißt es in einem Schreiben der VG-BildKunst, das auf einem der Blätter abgebildet ist. Ein Verstoß dagegen würde "Unterlassungs- und Schadenersatzansprüche auslösen".

Gezeigt werden sie trotzdem - nicht. Im Projektraum in Kleve hingen sie, verdeckt vom einem Blatt Papier. So werden sie auch im projektraum71 in Mönchengladbach an der Eickener Straße, ab Samstag, 20. Februar, 19 Uhr, präsentiert werden. Lerschs Kommentar - zu lesen auf einem der Abdeckblätter: Die Definition von Zensur aus einer alten Brockhaus-Ausgabe.

Vor diesem Hintergrund standen die Bilder von Lersch natürlich zentral in der Zwölf-Stunden-Aktion zu Beuys im Klever Projektraum - auch wenn sie nur Teil des Ganzen waren. Der Kunstverein um Elisabeth Schink, Dirk Knickhoff und Ulrike Scholder hatte eingeladen, selbst zum Thema Beuys tätig zu werden. "Es war nichts festgelegt, jeder sollte seinen Beitrag zu Beuys geben können", sagt Schink.

Gut die Performance von Ron Schmidt - fünf Minuten konzentrierte Zelebration zum zum Thema "Energie": langsam goss Schmidt Honig über einen CD-Player, aus dem immer lauter "Energie" gesprochen wurde. Aufgefangen wurde das zähflüssige Lebenselexier in einer Schale auf Porzellan, die auf einem weißen Holzhocker stand. Alles im Sinne von Beuys.

In der Installation von Paul Bartmans (mit Hut) aus Amsterdam wurde der Besucher zum Original gestempelt, im Hintergrund lief ein Film auf den Spuren zu Beuys in Kleve. Zudem brachten Klever ihre ganz eigenen Erinnerungen an den Künstler vorbei: Von Plakaten, Fotos, Filz und Postkarten bis hin zum Beuys-Hochzeitskuchen-Rezept . . .

(RP)
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