Kleve Birken wachsen aus der Stadtmauer

Kleve · Ein letztes Stück Mittelalter ist bedroht: Der Klever Restaurator Clemens Giesen bemängelte schon vor Wochen im Ausschuss für Kultur und Stadtgestaltung das Problem der wildwachsenden Bäume. Passiert ist bislang nichts.

 Eines der seltenen Zeugnisse aus den Geburtsjahren der Stadt Kleve vor 775 Jahren: Reste der alten Stadtmauer werden von Bäumen überwuchert.

Eines der seltenen Zeugnisse aus den Geburtsjahren der Stadt Kleve vor 775 Jahren: Reste der alten Stadtmauer werden von Bäumen überwuchert.

Foto: mvo

Kleve feiert Geburtstag. 775 Jahre ist die Stadt alt. Viel ist nicht mehr erhalten von den mittelalterlichen Zeugnissen. Was die Zeitläufe überdauerte, wurde Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtet, als die Stadt bei zwei schweren Bombenangriffen fast vollständig zerstört wurde.

Und doch blieben Reste: wie jenes Stück alter Mauer entlang der Heideberger Mauer in Richtung Schollenrondell. Vor- und zurückspringend steht das alte Stück eng neben der Straße, übermannshoch. Es ist eine alte Backsteinmauer, vielleicht einen halben Meter dick. Ein Stück Mauer, das so alt ist, wie die Stadt. Leicht krumm laufen die hellen Linien, die als Mörtelbänder zwischen den Steinreihen liegen. Alt eben.

Sehr alt - für Klever Verhältnisse. "Diese Mauer ist von 1242", sagt Clemens Giesen. Der Klever Restaurator hat die wertvollen alten Stücke der Stadt stets im Blick, kennt ihre Geschichte. "Es ist ein Stück der ersten Stadtmauer, damals beginnend am Großen Markt. 100 Jahre später wurde die Mauer erweitert, als Kleve weiter wuchs", erklärt Giesen.

Oben wird die Mauer von einem Mörtelkranz geschützt, damit das Wasser nicht eindringt. Doch auf Höhe der Einmündung Schollenrondell in die Heideberger Mauer ist die alte Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert überwuchert. Efeu gräbt seine Wurzeln ins Mauerwerk und zwischen Steine und Ziegel, sprengt die Wand auf, die bis jetzt die Jahrhunderte irgendwie überlebt hat.

Das macht Giesen wütend: "So etwas muss man doch sehen. Da wachsen schon Birken aus der Mauer - wenn man da nicht eingreift, dann ist dieses alte Zeugnis vom mittelalterlichen Kleve auch bald zerstört", sagt der Restaurator. Tatsächlich hat sich nicht nur eine Birke mit armdicken Stämmen auf der Mauerkrone ein Zuhause gesucht, an mehreren Stellen sind junge Birken zu finden.

Dabei hatte Giesen als Mitglied der Offenen Klever schon im Ausschuss für Kultur- und Stadtgestaltung auf das wuchernde Biotop auf dem Mauerkranz hingewiesen. Das war vor eineinhalb Monaten, am 17. Mai. Im Protokoll des Ausschusses heißt es: "Sachkundiger Bürger Giesen fragt an, ob der Verwaltung bekannt sei, dass die Betonplatte auf den Resten der Stadtmauer am Heideberg, die dazu diene, dass dort kein Wasser einsickere, defekt sei, da dort zwischenzeitlich Efeu und zwei Birken wüchsen.

Erster Beigeordneter Haas verneint dieses, bedankt sich für den Hinweis und sagt eine schnelle Beseitigung des geschilderten Zustandes zu".

Passiert ist bis jetzt nichts. Jörg Boltersdorf, Pressesprecher der Stadt, auf Anfrage unserer Redaktion: "Das befindet sich noch in der Prüfung."

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(mgr)
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