Kranenburg Breitband-Ausbau: Franken knöpft sich den Kreis vor

Kranenburg · Kranenburg arbeitet mit TÜV Rheinland zusammen und plant, 900 Haushalte mit schnellerem Internet zu versorgen.

Die Gemeinde Kranenburg ist groß, die Abstände zwischen den Ortschaften dementsprechend. Dies führt dazu, dass einige Dörfer im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit ihres Internetanschlusses schlichtweg abgehängt sind. Die Telekommunikationsunternehmen legen aus wirtschaftlichen Gründen keinen gesteigerten Wert darauf, den Ausbau in der Provinz voranzutreiben. Doch ist eine akzeptable Geschwindigkeit gerade in den ländlichen Gebieten von besonderer Bedeutung. Die Unterversorgung wäre ein Grund mehr, sich in Richtung Metropole zu verabschieden. Der Zugang kann über berufliche Perspektiven entscheiden. Der Kreis Kleve beteiligt sich an einem Förderprogramm zur besseren Breitbandversorgung, das von Bund und Land aufgelegt wurde (unsere Redaktion berichtete). Die Gemeinde Kranenburg wird als einzige Kommune des Kreises sich nicht an dem gemeinsamen Förderantrag beteiligen und hat dafür auch gute Gründe. Als das Thema in der jüngsten Ratssitzung an der Reihe war, teilte Jürgen Franken (SPD) zunächst ordentlich gegen den Kreis Kleve aus. Franken, der auch SPD-Fraktionschef im Kreistag ist, ärgerte sich über die Informationspolitik der Kreisverwaltung. Er bezeichnete es als Frechheit, wie der Kreis das Thema behandelt. "Irgendwann, als nahezu alles entschieden ist, erfährt man von dem Projekt. Erst gestern habe ich die Unterlagen erhalten", sagt Franken. Das lasse man sich nicht gefallen. So miserabel der Sozialdemokrat auch das Vorgehen der Kreisverwaltung beurteilt, so gut sind aus seiner Sicht die Planungen in seiner Heimatkommune. Denn hier beschäftigt man sich schon länger mit dem Thema Breitbandversorgung. Dadurch musste man, als es plötzlich darum ging, Fördergelder zu beantragen, nicht nach der Devise verfahren "Wo muss ich unterschreiben?" Der TÜV Rheinland hatte im vergangenen Jahr das Gemeindegebiet untersucht und wird auch den Förderantrag stellen. Grund für den Alleingang ist, dass Kranenburg für möglichst viele Bürger eine Verbesserung der Internetgeschwindigkeit erzielen will. Beim Kreisantrag wären immerhin 311 Haushalte mit dem schnellen Glasfaserkabel ausgestattet worden, mehr aber auch nicht. Das Kranenburger Modell bedeutet jedoch für 900 Nutzer eine schnellere Datenübertragungsrate (224 davon Glasfaser). Damit wäre gewährleistet, dass im gesamten Gemeindegebiet mit einer Geschwindigkeit von mindestens 30 Mbit/s gesurft werden kann. Selbst in Grafwegen. 90 Prozent der Kosten werden gefördert. Den Rest muss die Kommune tragen.

Einzige Hürde, die noch zu nehmen ist: Die Eingabe muss bewilligt werden. Doch ist dies bei der des Kreises nicht anders. Gute Karten hat die Grenzkommune. So erhielt der TÜV bislang nur Zusagen. Bürgermeister Günter Steins erklärte: "Natürlich ist das ein Risiko. Wird unser Antrag abgelehnt und der des Kreises nicht, heißt es, 'mein Gott sind die dumm' und ebenso umgekehrt." Es könnte jedoch auch sein, dass beide angenommen werden - und alle schlau sind.

(jan)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort