Kalkar Buch "Kalkars Erbe" gibt Anlass zu Streit im Rat

Kalkar · Seit 30 Jahren ist die Stadt Kalkar Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne in Nordrhein-Westfalen. Sogar Gründungsmitglied darf sich Kalkar nennen - und Kulturamtschef Harald Münzner ist stolz darauf, dem "exklusiven" Zirkel aus Vertretern von 54 Orten anzugehören. In der jüngsten Ratssitzung verteilte Münzner Exemplare des neuen Buches "Erbe im Gepäck - Zukunft im Blick". Dank für das "Geschenk" ernteten Münzner und Co-Autor Bruno Ketteler, der Wirtschaftsförderer, allerdings kaum. Vielmehr gab es Schelte aus der CDU- und der SPD-Fraktion. Weil einige Kommunalpolitiker den Beitrag über Kalkar nicht positiv, sondern eher ärgerlich fanden.

Der kurze Artikel gehört zum Kapitel "Öffentlicher Raum, Barrierefreiheit, Mobilität". Das Buch wird, wohlgemerkt, vom SPD-geführten NRW-Ministerium für Umwelt, Wohnen und Bauen unterstützt. Die Projekte wiederum wurden meist durch Bund und Land gefördert. Berichtet wird in den Beiträgen von Fußgängerzonen zwischen historischen Baureihen, von Wasser im Stadtkern, von moderner Kunst an der Stelle alter Stadttore, einem behindertenfreundlichen Altstadtkern und eben von einem Marktplatz, dessen Oberfläche und Beleuchtung in Kalkar vor wenigen Jahren für viel Verdruss sorgte.

Eben das spricht Harald Münzner in dem kurzen Text an. Er beschreibt die behindertenfreundliche Zuwegung zum mit Rheinkieseln besetzten Markt und zum Rathaus, die Gastronomiezeile und das Beleuchtungskonzept. In diesem Zusammenhang fallen die beanstandeten Wörter: "Die Bürger der Stadt hatten sich mit Unterschriftenaktion und Bürgerbegehren für den Erhalt der historisierenden Altstadtbeleuchtung ausgesprochen. Dieses wurde aus formalen Gründen abgelehnt." Durchaus sachlich, aber Wilhelm Wolters (CDU) und Marco van de Löcht (SPD) beanstandeten, diese Anmerkung sei "eine unglückliche Darstellung". Er sei "über den Textbeitrag verärgert", so Wolters. Solche Interna seien kaum geeignet, Menschen für Kalkar zu interessieren. Da wehrte sich Münzner aber doch energisch: "Das Buch ist keine Werbebroschüre, kritische Anmerkungen sind in einer solchen Dokumentation durchaus erlaubt." Bürgermeisterin Britta Schulz, damals, 2010, noch nicht einmal Ratsmitglied und also ohne persönliche Betroffenheit, wird in dem Aufsatz mit dem Satz zitiert, der neu gestaltete Marktplatz sei ein "Erlebnis- und Wohlfühlraum". Die Wunden von damals schmerzen bei einigen anderen Ratsvertretern wohl noch heute. Damals begann die Unzufriedenheit mit der Stadtverwaltung, die vermutlich auch zur Abwahl Gerhard Foncks führte. Nicht nur Norbert van de Sand bemängelte angesichts von 1800 nicht berücksichtigten Unterschriften die "mangelnde Bürgernähe der CDU".

(RP)
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