Kleve Buchhandel bietet Versand-Riesen Paroli

Kleve · Papeterie und Bücher gehören Weihnachten zu den beliebtesten Geschenken. Aber immer mehr Kunden bestellen im Internet. Lokale Buchhändler halten mit Beratung und kostenfreier Lieferung dagegen.

 Der Klever Buchhändler Matthias Hintzen packt die Bücher zusammen, die er Kunden nach Hause liefert.

Der Klever Buchhändler Matthias Hintzen packt die Bücher zusammen, die er Kunden nach Hause liefert.

Foto: Klaus Dieter Stade

"Haben Sie das Neue von dem Dings, dem Schweden? Dieser Krimi?" Das Leben eines Buchhändlers ist nicht immer einfach, vor allem in der Vorweihnachtszeit. Gerade jetzt ist es aber besonders lohnend: Denn Papeterie und Bücher gehören immer noch zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. "Wir haben im Moment richtig viel zu tun", sagt Matthias Hintzen von der gleichnamigen Buchhandlung in der Klever Fußgängerzone.

Eines ist genauso sicher: Versand-Riesen und Internethändler wie Amazon haben derzeit viel mehr zu tun - allen Streiks und Diskussionen um Tarifverträge zum Trotz. "Der zunehmende Online-Handel fordert den stationären Buchhandel immer mehr heraus", warnt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem größten einschlägigen Branchenvertreter. Knapp 80 Buchhandel-Filialen seien allein im vergangenen Jahr deutschlandweit geschlossen worden. "Deshalb entwickeln Sortimenter neue Ladenkonzepte und Vertriebsstrategien, um ihr Unternehmen zukunftssicher zu machen."

Auch in Kleve richten sich die lokalen Buchhändler ein. So liefert die Buchhandlung Hintzen innerhalb des Stadtgebiets täglich persönlich kostenfrei nach Hause. In Nimwegen gibt es den gleichen Service - allerdings nur einmal in der Woche. "Wir haben viele Kunden in den Niederlanden, die über uns deutschsprachige Literatur beziehen", sagt Hintzen. So wird unter anderem die Radboud Universität in Nimwegen und Hochschule Arnheim-Nimwegen von dem Klever Geschäft beliefert. "Ganz sicher bieten wir den Lieferdienst auch wegen der großen Konkurrenz durch die Online-Händler. Allerdings haben wir im Klever Stadtgebiet schon immer ausgeliefert. Das ist Teil unserer Tradition", sagt Hintzen.

Über Generationen hat die Buchhandlung so einen festen Kundenstamm gewonnen. Von Themen-Schaufenstern und niederländischer Literatur über persönliche Beratung bis hin zum Servicepunkt für die Rheinische Post - Hintzen hat sich als lokaler Fachhandel bewusst breit aufgestellt. "Wir spüren natürlich, dass durch den großen Versandhandel Umsätze fehlen. Amazon ist überall präsent, vor allem in den Köpfen der Menschen", sagt Hintzen.

Auch Guido Burmann von der Buchhandlung Leselust in Materborn spielt die lokale Verwurzelung als Stärke aus. "Wir kooperieren mit anderen Buchhandlungen in Kleve. Sowohl bei der Auslieferung als auch bei Nachfrage nach Büchern, die wir gerade nicht im Laden haben", sagt Burmann. "Wir können den Lauf der Zeit ja nicht ändern", sagt Burmann. "Darum pflegen und nutzen wir unsere guten Kontakte."

Viele kleine Buchhandlungen bieten solch einen Service mittlerweile an, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels betont. "Über 2000 Buchhandlungen in Deutschland verfügen mittlerweile einen Online-Shop. Zahlreiche kleinere Buchhandlungen liefern Bücher zum Kunden nach Hause", sagt ein Sprecher des Vereins.

Die kleinen, unabhängigen Geschäfte machen 90 Prozent der 6000 Buchhandlungen in Deutschland aus. Das Gros, nämlich ein Drittel der 4,6 Milliarden Umsatz, werden aber von den restlichen zehn Prozent gemacht: Großhändler, Buchketten.

Dass die lokalen Händler mit ihren Angeboten Erfolge feiern können, zeigt die Bilanz des vergangenen Jahres. Erstmals seit Jahren konnten die Buchhandlungen ein kleines Plus beim Umsatz verzeichnen. "Sie bieten, was der reine Online-Handel nicht kann: Die persönliche Beratung, das Einkaufserlebnis und Veranstaltungen, die das kulturelle Leben in der Stadt oder im Ort bereichern", sagt der Sprecher des Börsenvereins.

(lukra)
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