Kleve Büchertipps für den Herbst

Kleve · Wenn die Tage immer kürzer werden, das letzte dunkel-rot gefärbte Laub auf die Straßen fällt und uns kühle Temperaturen auf die heimische Couch ziehen, fängt sie wieder an: Die Lese-Zeit. Literat Eckard Erdmann hat fünf ganz besondere Buchtipps zusammengestellt.

 Eckard Erdmann von der Buchhandlung "Hintzen".

Eckard Erdmann von der Buchhandlung "Hintzen".

Foto: Sabine Kricke

Erdmanns Favorit für kühle Herbsttage ist der Roman "Königreich der Dämmerung" von Steven Uhly. Der Autor beschreibt in seinem Buch die "gruselige Zeit" kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges in Polen. Es wird die Geschichte von Deutschen und Juden erzählt, von Tätern und Opfern. Der Leser steigt ein in die verschiedensten Schicksale der Heimat- und Staatenlosen Juden der Nachkriegszeit und wird konfrontiert mit der Frage nach "der Schuld", die sich bis in die jüngste Vergangenheit zieht. Erdmann findet: "Königreich der Dämmerung" ist ein "unglaublich spannendes Buch".

Der Buchhändler empfiehlt außerdem Bodo Kirchhoffs neuen Roman "Verlangen und Melancholie". Es ist die große Geschichte eines Journalisten, der seine Frau durch Selbstmord verloren hat und nun mit diesem Verlust leben muss. Der Protagonist Hinrich interessiert sich für die römische Antike, räumt das Schwarzgeldkonto seiner verstorbenen Frau in der Schweiz leer und muss sich außerdem der Frage stellen, was von der Liebe übrig bleibt. "In 'Verlangen und Melancholie' werden einfach alle zwischenmenschlichen Aggregatzustände beschrieben, eine große Geschichte", sagt Erdmann über Kirchhoffs Roman.

Begeistert ist der Buchhändler auch von Esther Kinskys neuem Werk "Am Fluß". Die namenlose Protagonistin des Romans ist von der Großstadt London in einen beschaulichen Vorort der Millionenmetropole gezogen. Kinsky beschreibt mit der großen Metapher des Flusses das untergehende Leben auf dem Land und die Flucht der Menschen in die Großstadt. "Ein großartiges Buch mit Anlehnungen und Erzählungen der englischen Geschichte", findet Erdmann.

Neben nachdenklichen, melancholischen und düsteren Romanen empfiehlt Erdmann auch zwei "schräge Bücher". Passend zum aktuellen Monat stellt der Buchhändler "Ein Schmetterling im November" von der isländischen Autorin Auður Ava Ólafsdóttir vor. Die Geschichte handelt von einer Frau, die sich von ihrem Partner trennen möchte. Auf dem Weg zu ihm überfährt sie eine Gans, nimmt diese aber mit, weil sie ja "noch ganz ansehnlich" aussieht. Ihr Partner kommt ihr jedoch zu vor und trennt sich von ihr. Geschockt und entschlossen macht sich die junge Frau auf eine Reise ins Ungewisse. Eine Wahrsagerin hatte ihr vor einiger Zeit prophezeit, dass sie nachdem sie drei Tote Tiere gesehen hat, den Mann ihres Lebens treffen wird. Die Wildgans war Nummer drei. Auf ihrem Weg durch Island trifft sie auf einen kleinen Jungen, der sie auf ihrer Reise begleitet. "Ein wunderbar schräges Buch, auf dem sich der Leser auch auf eine Reise durch die kulinarischen Leckerbissen Islands begibt", sagt Erdmann. In dem Buch werden nämlich auch zahlreiche kleine Rezepte vorgestellt. Ein "sehr witziges und uriges Buch", resümiert Erdmann.

Ein Buch, das in Irland bereits als "bester Roman" ausgezeichnet wurde, ist von Roddy Doyle und trägt den Titel "Punk is Dad". Das Wortspiel ist eine Anlehnung an den Vorgänger des Buches, an den bereits 1987 veröffentlichten Roman "The Commitments". Erzählt wird in "Punk is Dad" die weiterführende Geschichte des ehemaligen Sängers der Dubliner Soulband "The Commitments". Der ist mittlerweile 47 Jahre, ist verheiratet, hat vier Kinder- und Darmkrebs. Beschrieben wird die Story in stakkatoartigen Sätzen, in aneinandergereihte erzählte Rede. Erdmann findet: "Eine sehr geistreich verpackte Geschichte und ein tolles Vater-Sohn Buch".

(skr)
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