Kleve Bürger gegen die "Hochzeit"

Kleve · Mehr als 450 Klever diskutierten in der randvollen Stadthalle auf Einladung aller Ratsfraktionen über die Bebauung des Minoritenplatzes. Investor legt neue Planung vor. Kritik an der Größe des Baus. Politik entscheidet noch 2012.

 Blick in die übervolle Stadthalle, links das Podium, dahinter Moderator Ludger Kazmierczak.

Blick in die übervolle Stadthalle, links das Podium, dahinter Moderator Ludger Kazmierczak.

Foto: Gottfried Evers

Der Weg zur vielzitierten "Hochzeit" zwischen der Stadt Kleve und dem möglichen Minoritenplatz-Investor Sontowski & Partner aus Erlangen wird steinig. Das ist das Fazit der historischen Informationsveranstaltung, zu der alle fünf Ratsfraktionen eingeladen hatten — etwa 450 Bürger (über)füllten die Stadthalle inklusive Empore. Die Stimmungslage war nach 135 Minuten eindeutig, wie nicht nur Moderator Ludger Kazmierczak (WDR-Studioleiter Kleve) konstatierte: Die Klever lehnen vor allem die geplante Größe des 120 Meter langen, 40 Meter tiefen und 13 Meter hohen Geschäftshauses mit 6300 Quadratmetern Verkaufsfläche ab.

Kurz und prägnant hatte der Technische Beigeordnete Jürgen Rauer ins Thema eingeführt, ehe für den Investor Prokurist Thomas Riek und Lars Klatte vom Architekturbüro RKW die neue Konzeption vorstellten. Riek sagte: "Planung ist ein Prozess, wir haben die Anregungen der Bürger, Politiker und Verwaltung mitgenommen und wollen den neuen Stand zeigen". Dabei habe man verschiedene Themenbereiche optimiert, sagt Klatte: Verschwunden sind die vielkritisierten Gabionen, entstanden sind Gastronomie und Sommercafé, Fensteröffnungen und Pflanzenelemente, aber an der Größe des Baukörpers hat sich nichts geändert und auch eine Unterteilung in zwei Häuser sei nicht möglich, weil dann die nötigen Verkaufsflächen laut Riek fehlen. Bekanntlich hat laut Einzelhandelsgutachten die Stadt Kleve ein Defizit an Geschäften mit mehr als 500 Quadratmetern Nutzfläche. Bis zum November will Sontowski Rat und Verwaltung eine "vorläufige, breit aufgestellte Mieterliste" vorlegen, damit der Rat bis zum Jahresende entscheiden kann.

Drei Minuten hatte jeder Fraktionsvorsitzende Zeit für ein Statement. Udo Janssen (CDU): "Die CDU hält die Pläne durchaus für gelungen, bis auf die Rückfront zur Hafenstraße. Die CDU macht eine Zustimmung abhängig von dem Besatz der Läden, der auf Kleve zugeschnitten sein muss". Alexander Frantz (SPD): "Wir haben gespalten abgestimmt, wollten dem Investor aber die Chance geben, seine Planung fortzuschreiben. Der neuen Planung stehen wir aufgeschlossen gegenüber, zumal die Gabionen weg sind. Und: Wer hat denn einen Investor für eine kleinteilige Bebauung ?". Siegbert Garisch betonte für die Grünen, man habe schon die "Verlobung" im Sommer nicht mitgefeiert, weil die Konzeption zu wuchtig sei und daran habe "sich auch nichts geändert, wenngleich ich zugeben muss, dass an der Planung mächtig gearbeitet wurde". Die Grünen melden erheblichen Beratungsbedarf an, "ohne Schnellschüsse, denn der Minoritenplatz ist eigentlich ein Sahnestück und viel zu schade für einen Parkplatz". Beratungsbedarf hat Daniel Rütter (FDP) nicht mehr: "Wir waren schon beim Werkstattverfahren skeptisch, weil dem Bürger keine gewählte Variante garantiert werden konnte", sah sich der Liberale im Nachhinein bestätigt. Die FDP wolle eine kleinteilige Bebauung mit mehreren Investoren, "eine Ergänzung zur Innenstadt und keine Konkurrenz". Paul Zigan von den Offenen Klevern: "Der geplante Großkomplex schottet die Unterstadt gegenüber der Hochschule ab. Wir sind gegen den Klotz, egal, ob er geteilt wird oder nicht".

(RP)
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