Kalkar "Calcarer Tafel" - Essen für hunderte Menschen

Kalkar · Zweimal in der Woche ist der Tafelladen in Altkalkar geöffnet. Zweites Kühl-Fahrzeug angeschafft. Helfer sind knapp.

 Irene van Doornick kümmert sich mit anderen weiblichen Helfern nicht nur an der Brottheke um die "Calcarer Tafel", die es bereits seit 2009 gibt.

Irene van Doornick kümmert sich mit anderen weiblichen Helfern nicht nur an der Brottheke um die "Calcarer Tafel", die es bereits seit 2009 gibt.

Foto: Calcarer Tafel

Die Zahl der Bedürftigen wird nicht kleiner - ganz im Gegenteil. Seit eine Vielzahl von Flüchtlingen auch in den Städten und Gemeinden des Niederrheins lebt, werden die Tafeln noch stärker als früher in Anspruch genommen. Denn Flüchtlinge sind wie Hartz-IV-Bezieher automatisch berechtigt, sich stark vergünstigte Lebensmittel abzuholen. "Jeder Gast, der zu uns kommt, zahlt für die Tüte mit Waren, die er aussucht, einen Euro. Damit soll eine gewisse Wertschätzung für die Spenden gezeigt werden, außerdem hilft uns dieses Geld, das sich im Laufe des Jahres doch ganz schön summiert, zumindest die Miete und die Stromrechnung zu bezahlen", berichtet Irene van Doornick. Sie gehört zum Team der "Calcarer Tafel". Zweimal in der Woche ist der kleine Frische-Markt an der Gocher Straße in Altkalkar für die Kundschaft geöffnet. Um den Andrang zu kanalisieren, gibt es ein Ampelsystem: Nacheinander dürfen die mit dem gelben, roten oder grünen Punkt rein.

Wer eintritt, sieht sich zunächst einem Tresen gegenüber, hinter dem zwei freundliche Frauen sitzen oder stehen. Eine scannt den Berechtigungsschein, den ihr die Männer und Frauen nacheinander hin halten, die andere legt den Euro in die Kasse. Der Verkaufsraum ist logisch in Backwaren, haltbare Produkte und frische Waren aufgeteilt. Die Kunden nehmen einen Korb, gehen zum Brotregal, nennen ihre Wünsche, und dann geht's weiter zu solchen Artikeln, die sie selbst aus dem Regal nehmen können. Eine große Kühltheke bewahrt die frischen Sachen von Wurst und Käse bis zu reichlich Obst und Gemüse. Alles sieht appetitlich aus und ist nett angerichtet.

In einem rückwärtigen Raum wird vorsortiert. Dank einer Rampe können die Männer, die Supermärkte abfahren, um gespendete Lebensmittel abzuholen, ihre Kisten ausladen. Alles blitzt vor Sauberkeit und riecht nach Putzmitteln. Welke Salatblätter und angestoßene Tomaten haben keine Chance. Nur ordentliche Waren werden an die Kunden ausgegeben. "Pro Ausgabetag kommen 110 bis 120 Kunden, hinter denen rund 350 Personen stehen, die von der Tafel versorgt werden", erklärt Irene van Doornick. Rund 100 Kinder bis zu zwölf Jahren seien darunter.

Im jüngsten Kalkarer Ausschuss informierte Rainer Jürgenliemk über die Arbeit des Vereins. Die "Calcarer Tafel" gibt es seit 2009, wird von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet, die praktische Arbeit leisten Männer und Frauen vorwiegend in fortgeschrittenen Jahren. Sie fahren täglich außer sonntags die Supermärkte ab und übernehmen zweimal in der Woche die Dienste im Laden. "Wir haben, obwohl alle Helfer ehrenamtlich arbeiten, pro Jahr 15- bis 20 000 Euro laufende Kosten. Die Hälfte wird durch Spenden ausgeglichen, der Rest kommt weitgehend durch den jeweils einen Euro zusammen, den wir pro Ausgabe von den Kunden nehmen", erklärt Jürgenliemk. Schwieriger als die Finanzierung sei es, genügend Helfer zu finden. "Es ist manchmal harte Arbeit, nicht alle Leute, mit denen wir zu tun haben, sind immer freundlich - das strapaziert die Nerven. Es wäre gut, wenn mehr Jüngere uns unterstützen würden."

Einen Wunsch an die Stadt hat der Tafel-Vorsitzende auch noch: Der Bebauungsplan für die Gocher Straße müsste geändert werden, damit an der Rampe, an der die Fahrzeuge ausgeladen werden, die Helfer bei Regen nicht patschnass werden. "Der Kreis hat das Vordach, das wir dort anbringen möchten, abgelehnt, weil es dort wegen bestehenden Baurechts nicht genehmigungsfähig sei."

(RP)
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