Kleverland Caritas bietet Beistand bei der Erziehung

Kleverland · RP-Serie 50 Jahre Caritas: Im Fachbereich Jugend und Familie gibt es 13 Sozialpädagogen, die sich auf Kinder und Jugendliche und deren Probleme konzentrieren. Damit soll auch eine stationäre Unterbringung vermieden werden.

 Im Kontaktcafe: Tobias Koenen, Kai Gros, Anne van Haaren und Sören Hoffmann, von links.

Im Kontaktcafe: Tobias Koenen, Kai Gros, Anne van Haaren und Sören Hoffmann, von links.

Foto: Markus van Offern

Gründe dafür, warum ein Kind oder Jugendlicher beim Erwachsenwerden professionelle Begleitung benötigt, gibt es viele. Oft haben sie ihre Ursache in den Lebensumständen, gehen auf Probleme mit Eltern oder Schule zurück. Der Fachbereich Jugend und Familie bei der Caritas, geleitet von Helmut van Kempen, hat in seinen Reihen eine größere Anzahl Sozialpädagogen, die mit belasteten Jugendlichen arbeiten.

"Erziehungsbeistandschaften" nennt sich die Abteilung, die zum Bereich der ambulanten Erziehungshilfe gehört. Hilfen zur Erziehung sollen die Jugendlichen unterstützen und vermeiden, dass ein junger Mensch aus dem Elternhaus genommen und vielleicht in anderen Wohnformen untergebracht werden muss.

"Im Normalfall wenden sich die Eltern ans Jugendamt, wenn sie mit Sohn oder Tochter nicht mehr zurechtkommen. Seltener melden sich auch die Jugendlichen selbst, weil sie erkennen, dass sie Hilfe brauchen", berichtet van Kempen. Weil die verschiedenen Caritas-Fachabteilungen eng miteinander arbeiten, sind dann auch Vermittlungen von einer Fachstelle zur anderen leicht möglich. Häufig sei auch die ganze Familie von der Problemlage betroffen. In einigen Fällen habe sie auch mit Sucht, psychischer Erkrankung, Trennung der Eltern oder Gewalterfahrung zu tun hat. Anne van Haaren, eine der Sozialpädagoginnen, weiß, dass nicht immer genügend Unterstützung durch die Eltern möglich ist. Ihre Klienten sind die Jugendlichen - in ihrem Fall die Mädchen - selbst, deshalb trifft sie sich mit ihnen im Regelfall an einem neutralen Ort. Auch Helmut van Kempen sieht es so, dass Jugendliche, die ihre Rolle in der Familie und in ihrer sonstigen Umgebung erst finden müssen, oft einen Fürsprecher brauchen. Tobias Koenen, ein weiterer Sozialpädagoge, berichtet vom achtwöchigen "Diagnosezeitraum", in dem erst einmal geklärt werde, wo das Problem liege und wie hoffentlich geholfen werden könne. Das Jugendamt muss die Unterstützung schließlich bewilligen und dafür zahlen.

"Unser Ziel ist oft die Aktivierung des Jugendlichen, der ja irgendwann selbstständig werden muss", erklärt Kai Gros. Wenn sich ein Junge nur mit seinem PC beschäftigt, kaum mal vor die Tür geht und alle anderen Kontakte vernachlässigt, kann auch das ein Grund sein, einzuschreiten. Wer kein Interesse an Schule hat und längerfristig und ohne berufliche Perspektive bleibt, der braucht Unterstützung - die lange dauern kann.

"In der Regel dauert die Hilfe bis zu zwei Jahre. Wenn besondere Umstände vorliegen, begleiten wir die Klienten im Einzelfall auch wesentlich länger. Manchmal kommt auch der junge Erwachsene nicht ohne Unterstützung zurecht. Während junge Männer eher zu Aggression neigen, ziehen sich junge Frauen oft in sich selbst zurück. Wir erleben bei ihnen selbstverletzendes Verhalten oder Essprobleme - natürlich ist jeder Fall sehr individuell", erklärt Anne van Haaren. Die Eltern der Klienten seien meist dankbar für die Unterstützung, sagen die Caritas-Mitarbeiter. Sie haben erlebt, dass das Jugendamt sich meldete, die Polizei kommen musste, die Schule Briefe schreibt - keine Frage, dass dann etwas geschehen muss. Im Hilfeplan, der durch das Jugendamt gemeinsam mit der Familie und der Caritas erstellt wird, können dann bei Bedarf auch weitere Hilfen installiert werden.

(RP)
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