Kleve "China-Bordelle": Wichtige Zeuginnen bleiben fern

Kleve · Eher schleppend geht der Prozess gegen fünf Angeklagte, einen Chinesen und vier Frauen aus Fernost, voran. Sie müssen sich bereits seit dem 17. November dieses Jahres wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und nicht gezahlter Sozialabgaben in Millionenhöhe sowie des unerlaubten Einschleusens von Ausländern vor dem Klever Landgericht verantworten. Doch zum gestrigen fünften von 21 angesetzten Verhandlungstagen erschienen gleich mehrere wichtige Zeuginnen nicht.

Die drei Damen, die ebenfalls aus dem Land der Mitte stammen und aus unbekannten Gründen der Schwanenburg fernblieben, sollen in den in mehreren deutschen Städten betriebenen "China-Bordellen" (eines existierte auch im Kranenburger Gewerbegebiet "Im Hammereisen") gearbeitet haben und hätten daher unter anderem Angaben dazu machen können, in welchem Arbeitnehmerverhältnis sie zu den Betreibern der Clubs gestanden haben - eine der zentralen Fragen im Prozess.

In polizeilichen Vernehmungen im Laufe der Ermittlungen hatten die mutmaßlichen Prostituierten bereits teilweise Aussagen getätigt. Darauf, dass die Beamten diese ihrer Erinnerung nach wiedergeben, verzichtete die Kammer des Landgerichts gestern jedoch vorerst. Sie schilderten stattdessen aber ihren Eindruck, den sie bekamen, als sie eine Wohnung in Duisburg durchsuchten. Es sei ersichtlich gewesen, dass dort sexuelle Dienstleistungen angeboten werden. "Die Frauen waren mit prostitutionsähnlicher Bekleidung bzw. Unterwäsche bekleidet", berichtete ein Kriminalkommissar. Zudem hätten nicht alle Damen einen Ausweis bei sich geführt.

Eine gebürtig aus China stammende mutmaßliche Prostituierte war der Ladung des hiesigen Landgerichts gestern indes jedoch gefolgt. Sie bestritt allerdings - wie auch schon eine chinesische Zeugin am vorherigen Prozesstag ebenso - als Prostituierte gearbeitet zu haben. Ihr sei eine solche Tätigkeit zwar angeboten worden, doch sie habe diese abgelehnt, da sie schon schwanger gewesen sei. Der Kontakt zu dem Etablissement sei zuvor durch eine Werbeanzeige entstanden, in der nach einer Prostituierten gesucht worden sei. "Ich habe mich erkundigt, ob das in Deutschland legal ist und habe dann die Telefonnummer angerufen", erklärte die 30-Jährige, die laut eigenen Angaben aber keine gültige Arbeitserlaubnis besaß.

Am fünften Verhandlungstag ließ sich ferner noch die 31-jährige Angeklagte Xia C. ergänzend ein. Sie hat die Vorwürfe weitestgehend bereits eingeräumt, allerdings dabei den ebenfalls Beschuldigten Zhiyuan Z. als Chef dargestellt. Sie gestand gestern weiterhin, die Bordell-Räume in Duisburg angemietet zu haben. Auch habe sie 5000 Euro an Z. gezahlt. Dies sei "eine Art Ausbildungsgebühr" gewesen.

(RP)
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