Kalkar Christbaum-Kauf hilft Armen in Georgien

Kalkar · In Kalkar und Bedburg-Hau sind fair gehandelte Weihnachtsbäume im Angebot. Bei jedem Verkauf werden 67,5 Cent an eine Organisation gespendet, die die Zapfenpflücker in Georgien unterstützt. Samen hängen in 50 Meter Höhe.

 Judith Kuypers und Michel Hollands (im Hintergrund) verpacken Weihnachtsbäume.

Judith Kuypers und Michel Hollands (im Hintergrund) verpacken Weihnachtsbäume.

Foto: Gottfried Evers

/ bedburg-hau Mit der romantischen Stimmung, die uns beim Anblick des geschmückten, warm leuchtenden Baumes umfängt, haben diese Männer nichts zu tun: Unter Einsatz ihres Lebens klettern in Georgien jedes Jahr "Zapfenpflücker" in bis zu 50 Meter hohe Tannen, denn nur dort finden sie das begehrte Saatgut. Die Samen stecken in den rot-braunen Zapfen ganz oben in den Baumkronen. Im Kaukasus, in etwa 1000 Meter Höhe, wachsen die schönsten Bäume - eben solche, wie sie vor allem Europäer in jedem Jahr in ihre Wohnzimmer stellen. Damit die armen Pflücker am Rande Europas auch ein wenig von ihrem gefährlichen Einsatz haben, werden sie von der Vereinigung "Fair Trees" unterstützt. 67,5 Cent pro verkauftem Baum geht dabei an die Georgier. Wer den Leuten helfen will, kann seine diesjährige Nordmanntanne bei Völkers in Kalkar oder bei Bremer in Bedburg-Hau kaufen.

Judith Kuypers ist die Fachfrau im Baustoffhandel Völkers. Sie schwärmt von den "Fair Trees", und zwar nicht nur, weil sie es gut findet, die Menschen im Kaukasus zu unterstützen, sondern auch, weil, wie sie sagt "die Qualität der Bäume supergut" sei. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt zudem. Wir können kleinere Bäume für 19.99 Euro anbieten, die ab 1,80 Meter Höhe kosten 34,99 Euro." Dafür gebe es eine Nordmann-Tanne, die nicht pieke und auch im warmen Wohnzimmer kaum nadele. Aufmerksam gemacht worden seien sie vom Großhändler. "Anfangs waren wir durchaus skeptisch, denn wenn man einmal keine schönen bäume hat, kommen die Leute im kommenden Jahr nicht wieder. Doch das Gegenteil war der Fall: Die Kunden waren und sind sehr zufrieden. Deshalb gibt es bei Völkers nur noch "Fair Trees".

Zumal die Bäume in diesem Jahr besonders kräftig und gleichmäßig geraten sind, merkt Hans-Heinrich Lemme an. Der Baumexperte aus dem Gartenfachmarkt Bremer erklärt sich die besondere Qualität der diesjährigen Weihnachtsbäume mit den klimatischen Bedingungen des zu Ende gehenden Jahres. "Das Frühjahr hatte ja erst sehr spät begonnen, dann folgte der trockene, heiße Sommer - da wuchsen die Bäume nur sehr langsam. Und das hat zur Folge, dass sich die Tannen sehr dicht entwickeln - es sind enorm schöne, gerade Christbäume geworden." Die bietet er jetzt je nach Größe für 29,95 und 39,95 Euro an. Wer einen noch günstigeren Baum haben möchte, wird ebenfalls fündig - Bremers führen auch Bäume ohne "faire" Sonderabgabe. "So streuen wir das Risiko."

Bislang seien die "Fair Trees" aber gut nachgefragt worden. Geschäftsführer Nicolas Bremer steht voll hinter der Aktion, findet es gut, "wenn die Arbeitskräfte in einem Billiglohnland ein wenig davon profitieren". Der Weihnachtsbaum-Anbau solle gerne "nachhaltig" sein. Wo die Bäume, die aus genetischem Material georgischer Bäume entstehen, tatsächlich heranwachsen, ist dabei unterschiedlich. In deutschen Mittelgebirgen ebenso wie in Skandinavien. Die Zapfenpflücker bekommen durch "Fair Trees" übrigens nicht nur etwas mehr Geld, es werden auch Schulen ausgebaut, Lehrmittel angeschafft und Lehrer geschult. Im bitterarmen Georgien ist jede Hilfe willkommen.

(RP)
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