Kleve Cinque: Nicht jede Bühne ist gut genug

Kleve · Der Klever Kleinkunst-Verein ist auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Angebote gibt es genug. Doch Cinque-Chef Bruno Schmitz hat sie bislang alle abgelehnt. Er hätte am liebsten, dass die Stadt einen "Kulturbahnhof" finanziert.

 Das Kellener Schützenhaus bietet einen Saal mit 400 Sitzplätzen und ausreichend Parkplätze. Es steht gegen eine Pacht zur Verfügung.

Das Kellener Schützenhaus bietet einen Saal mit 400 Sitzplätzen und ausreichend Parkplätze. Es steht gegen eine Pacht zur Verfügung.

Foto: Gottfried Evers

Mitte November luden die Vereine "Klangfabrik", "Cinque", "Remember Modern Concerts" und "Klever Jazzfreunde" zur Pressekonferenz. Ihr Anliegen: Sie alle suchen eine feste Spielstätte. Jeder, der eine solche bieten kann, möge sich melden, diktierten die Vereinsvertreter den Journalisten in die Blöcke. "Wir sind offen für alle Möglichkeiten, vielleicht gibt es Räume, von denen wir noch nichts wissen, oder jemanden, der eine Gaststätte hat und in eine Bühne investieren möchte", sagte damals Elena Kreßin, die erste Vorsitzende der Jazzfreunde. "Wir brauchen etwas mit Atmosphäre und Infrastruktur", konkretisierte Bruno Schmitz, Vorsitzender von Cinque. Angebote kamen, doch zumindest Cinque-Chef Bruno Schmitz lehnte sie alle ab.

Franz-Theo Dirmeier, Geschäftsführer des Kellener Schützenvereins, wundert sich über Schmitz' öffentlichen Aufruf. "Wir haben bereits am 16. April 2014 Kontakt mit Herrn Schmitz / Cinque aufgenommen. In unserem Schreiben haben wir die Möglichkeit der Nutzung des Vereinssaals in Kellen (Schützenhaus) angeboten. Dies wurde jedoch leider nicht aufgegriffen", sagt Dirmeier. Für ihn liegen die Vorteile des Schützenhauses auf der Hand: "Unser Saal hat eine große Bühne, eine Bestuhlung für 400 Menschen, Bewirtung, Garderobe und angrenzendes Speiselokal, behindertengerechten Zugang und ausreichend Parkplätze vor Ort. Gegen eine entsprechende Kostenbeteiligung wäre es ohne weiteres möglich, dies alles zu nutzen." Eine Antwort von Schmitz auf seinen Brief habe er nie erhalten, sagt Dirmeier.

 Von links: Schützen-Präsident Thomas Rehm, Schriftführer Ralf Meuwsen und Geschäftsführer Theo Dirmeier im Saal.

Von links: Schützen-Präsident Thomas Rehm, Schriftführer Ralf Meuwsen und Geschäftsführer Theo Dirmeier im Saal.

Foto: Gottfried Evers

Der Grund: Mit den Stichworten "Bewirtung" und "Kostenbeteiligung" lieferte der Schützen-Geschäftsführer wohl zwei Ausschlusskriterien für Schmitz. "Wir möchten die Bewirtung selbst machen und können allenfalls eine sehr kleine Pacht zahlen", sagte Schmitz jetzt auf Anfrage unserer Redaktion. Außerdem habe der Schützenhaus- Saal keine schöne Atmosphäre. "Wir müssten jedes Mal für Auftritte unsere Technik heranbringen. Das ist zu aufwendig", ergänzt Schmitz.

Vor einigen Jahren hatte Cinque den Schützensaal bereits für zwei, drei Veranstaltungen genutzt, dann war Schluss. Damals soll die mangelnde Bereitschaft von Cinque, sich an den Kosten zu beteiligen, ein Grund für die Trennung gewesen sein.

Dirmeier hält für die Schützen sein Angebot zur Nutzung des Vereinssaals aufrecht. "Ganz kostenlos können wir den Saal natürlich nicht abgeben, erst recht nicht, wenn wir die Bewirtung nicht selbst übernehmen sollen. Wenn Cinque nicht möchte, dann vielleicht die anderen Vereine der freien Kunstszene", sagt Dirmeier.

Nicht nur die Kellener Schützen hatten Cinque ein Angebot für einen Saal gemacht, auch der Pächter des Griethausener Bürgerhauses warf seinen Hut in den Ring, ebenso der Vermarkter der alten Margarine-Werke der Union. "Griethausen, das ist zu weit weg und auch nicht so schön", sagt Schmitz. Und im Union-Gebäude seien Investitionskosten beziehungsweise Pacht zu hoch, so der Cinque-Chef. Das Gesellschaftshaus in Bedburg-Hau - dort gastierte Cinque zwischenzeitlich mal - will er ebenfalls nicht mehr nutzen. "Für kleinere Veranstaltungen ist die Akustik nicht gut", sagt Schmitz.

Er trauert dem Klever Bahnhofsgebäude hinterher, das inzwischen verkauft ist. "Das hätte die Stadt kaufen, einen Kulturbahnhof daraus machen und ihn den Vereinen zur Verfügung stellen sollen", findet Schmitz. Er fordert, dass die Stadt Kleve die freie Kulturszene finanziell unterstützen müsse. Das hätte auch geschehen können, indem die Stadt den Bahnhof aufgekauft und eine Theke mit Zapfanlage sowie Licht- und Gesangstechnik dort installiert hätte, meint der Kulturschaffende. "Dann hätten die Vereine der freien Kulturszene das pachten können. Aber das ist jetzt vorbei", sagt Schmitz.

Kleves Kämmerer Willibrord Haas hat seine eigene Meinung zu den Forderungen von Cinque: "Es gibt genügend Angebote für den Verein, unter anderem vom Schützenhaus und vom Bürgerhaus Griethausen. Die Aula des ehemaligen Johanna-Sebus-Gymnasiums wäre auch eine Lösung. Bislang hat man alle Angebote abgelehnt, weil man selbst die Bewirtung übernehmen möchte oder die Stätten nicht gut genug fand. Es gibt genügend Möglichkeiten für wenig Geld. Und wenn es an finanziellen Mitteln mangelt, muss man eben mal fünf Euro auf die Kartenpreise draufschlagen."

Cinque ist weiter auf der Suche.

(RP)
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