Kleve/London Colt mit Architektur-Preis ausgezeichnet

Kleve/London · Das Algen-Haus "SolarLeaf" hat den internationalen Zumtobel-Award 2014 gewonnen. Geschäftsführer Lukas Verlage nahm die Auszeichnung in der Serpentine Gallery in London entgegen. Jury: "Projekt eröffnet neue Perspektiven."

 Jürg Zumtobel (2. v.l.) mit den Siegern aller drei Kategorien. Darunter auch Lukas Verlage von Colt (2. v.r.) und Jan Wurm von Arup (l.).

Jürg Zumtobel (2. v.l.) mit den Siegern aller drei Kategorien. Darunter auch Lukas Verlage von Colt (2. v.r.) und Jan Wurm von Arup (l.).

Foto: JOSS GUEST

Lukas Verlage lässt sich in den plüschigen Sessel des Green Rooms im Londoner Gore Hotel sinken. Drei Kameras sind auf den Geschäftsführer von Colt International GmbH gerichtet, ein Tontechniker nestelt noch am Mikrofon. Was sein Projekt so außergewöhnlich mache, möchte der Videojournalist wissen. "Wir können jetzt eine Technik präsentieren, die eigentlich erst die Zukunft ist", sagt Verlage.

 Die Fassade des Hauses in Hamburg. In den Glaspaneelen werden die Mikroalgen gezüchtet. Der Prototyp ist das erste funktionierende Biomasse-Haus seiner Art.

Die Fassade des Hauses in Hamburg. In den Glaspaneelen werden die Mikroalgen gezüchtet. Der Prototyp ist das erste funktionierende Biomasse-Haus seiner Art.

Foto: Zumtobel-Award

Colt ist in London mit dem Zumtobel-Award 2014 ausgezeichnet worden. Das österreichische Lichttechnik-Unternehmen vergibt den Preis seit 2007, drei Kategorien waren in diesem Jahr ausgelobt. In der Sparte "Applied Innovation" (dt. "Angewandte Innovation") konnte sich die Klever Firma in einem Gemeinschaftsprojekt mit Arup Deutschland, der SSC Strategic Science Consult GmbH und der Initiative ZukunftBau gegen hochkarätige internationale Konkurrenz durchsetzen. "SolarLeaf" nennt sich das Projekt, bei dem ein Haus durch seine Fassade Licht einfängt, CO2-Emissionen absorbiert und Mikroalgen züchtet, die als erneuerbare Energiequelle Wärme und Biomasse produzieren. Ein Prototyp-Haus, das von den Architekten Splitterwerk zur Internationalen Bauausstellung 2013 entworfen worden ist, steht bereits in Hamburg.

"Auch wenn mich viele Leute dafür belächeln: Ich vergleiche ,SolarLeaf' immer mit der Mondlandung. Wir haben hier etwas angestoßen, mit der Zeit werden die Kosten bei ähnlichen Projekten heruntergehen. Viele haben über die Möglichkeit der grünen Fassaden gesprochen - aber wir haben sie wirklich realisiert", sagt Verlage. "Am Anfang stand der Gedanke, die Algen in Gas umzuwandeln. In der Zwischenzeit gehen unsere Gedanken hin zur Verwendung als Nahrungsmittel", erklärt der Colt-Geschäftsführer. Dr. Jan Wurm vom Ingenieurbüro Arup steht neben Verlage und nickt. "Im Prinzip bauen wir Algen in einer kontrollierten Umgebung an. Dadurch generieren und ernten wir Biomasse, die wir an die Pharma- und Ernährungsindustrie verkaufen können", sagt er. Die erzeugte Energie ist bei dem Energie-Plus-Prototyp-Haus in Hamburg höher als die verbrauchte und reicht bereits für die Heizung und Warmwasserversorgung in den Sommermonaten aus. "Ganz nebenbei sind die aufsteigenden Luftblasen in den grünen Fassaden auch optisch sehr attraktiv", sagt Wurm.

Die Jury überzeugen konnte das Projekt, weil es neue Perspektiven eröffne. "Es widmet sich einem sehr großen Problem. Das Wachstum von Algen ist ein wichtiger Aspekt bei der Verbesserung von erneuerbaren Energien, der Raum ist aber sehr begrenzt", sagt Rainer Walz, Leiter des CCSIS Fraunhofer Instituts in Karlsruhe. "Es ist sehr wichtig, dass wir immer mehr versuchen, Gebäude zu entwickeln, die nicht nur Schutz bieten, sondern auch produzieren", meint Brian Cody von der Technischen Universität Graz.

Lobende Erwähnungen fanden bei der Preisverleihung in der Londoner Serpentine Gallery auch die weiteren Nominierten der Kategorie "Applied Innovation". Den zweiten Platz sichern konnte sich ein Projekt aus Zürich und Singapur, bei dem Bambusfasern den Stahl in Stahlbeton umweltfreundlich und kostengünstig ersetzen.

(RP)
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