Kleve Colt steht im Finale für Energiespar-Preis

Kleve · Die Firma Colt Kleve ist für den Deutschen Energieeffizienzpreis nominiert. In Berlin fällt Mittwoch die Entscheidung, wer die Auszeichnung erhält. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wird bei der Verleihung sprechen.

 Im Münchener Hotel "Campo dei Fiori" war Colt Kleve aktiv – aber nur dezent Hintergrund: Wasserschlangen in den Decken regeln die Temperatur, Duschwasser wird für die Toilettenspülung wiederverwendet.

Im Münchener Hotel "Campo dei Fiori" war Colt Kleve aktiv – aber nur dezent Hintergrund: Wasserschlangen in den Decken regeln die Temperatur, Duschwasser wird für die Toilettenspülung wiederverwendet.

Foto: Hotel

Ein Geschäftsmodell von Colt Kleve ist recht simpel. Es ist der Klimaschutz. Mit dem vom Unternehmen entwickelten Produkt namens "Clima Tower" ist Colt gerade dabei, viel zu gewinnen. Aber nicht nur für sich — auch für die Kunden.

 Lukas Verlage (48), Geschäftsführer von Colt International Kleve

Lukas Verlage (48), Geschäftsführer von Colt International Kleve

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Colt hat in München das Vier-Sterne-Hotel "Campo dei Fiori" mit dem "Clima Tower"-System ausgestattet. Das führt dazu, dass die Energie für Warmwasser, Licht, Heizung sowie Kühlung vom Haus produziert wird. Selbst die Toilettenspülung hängt an dem Kreislauf. Das Duschwasser wird hierfür benutzt, nachdem es durch einen Wärmetauscher gelaufen ist. Die Herberge in München gilt als das erste Null-Energie-Hotel.

Lukas Verlage, Geschäftsführer der Klever Colt-Niederlassung, erklärt das System: "Vereinfacht dargestellt nutzen wir die Energie, die in dem Hotel durch Wärme vorhanden ist. Bei einem Hotel fallen nämlich 80 Prozent des Energieverbrauchs an, um die Räume zu kühlen. Nur 20 Prozent sind für die Wärmegewinnung." Das macht sich der "Clima Tower" zunutze. Das Geheimnis des Energiespar-Modells sitzt in den Decken und den Böden der 44 Hotelzimmer. Dort befinden sich Schlangen, durch die Wasser fließt und mit dem man die Temperatur regelt. Eine Erfindung, die auch national auf reichlich Interesse stieß. So gehört Colt zu den elf Finalisten des "Deutschen Energieeffizienzpreises", der am Mittwoch in Berlin verliehen wird. Unter den Bewerbern befinden sich reichlich Unternehmen aus der ersten Kategorie (siehe Info-Kasten). Verlage reist mit zwei Mitarbeitern in die Bundeshauptstadt, präsentiert dort fünf Minuten den "Clima Tower" und hofft dann darauf, den Preis abzuholen. Unter anderem hat bei der Veranstaltung Bundesumweltministerin und Kleverin Dr. Barbara Hendricks einen Auftritt.

Das System mit dem dezentralen Wassererhitzer wurde erstmals in dem Münchner Hotel eingerichtet. Doch wird es dabei nicht bleiben. Den Klever Klimaschützern liegen bereits Anfragen von weiteren 15 Hotels vor. Unter anderem haben sich bereits Interessenten aus Panama gemeldet. Auch eine Hotelkette, wo einem der Mann mit Zylinder die Wagentür aufmacht, hat Interesse an der Innovation aus dem Hause Colt bekundet. Doch sieht Verlage die potenziellen Kunden nicht nur im Bereich von Hotels: "Auch in Wohnheimen wird sich der Einbau unserer Erfindung rentieren."

Die Zahlen, die die Klever Colt Niederlassung derzeit schreibt, sind blendende. 60 Millionen Euro Umsatz machte Colt Deutschland im vergangenen Jahr. National sind 300 Mitarbeiter bei dem Unternehmen beschäftigt, in Kleve sind es 141. Doch war die Situation nicht immer so. Noch vor 15 Jahren hatte Colt sich bei seinen Projekten des Öfteren mal grob verschätzt. Nicht wenige Besitzer wären zu dem Zeitpunkt auf den Gedanken gekommen, die nicht selten gewählte "letzte Ausfahrt Insolvenz" zu nehmen. Die englischen Besitzer, die Familie O'Hea, taten dies nicht. Im Gegenteil. Sie pumpten in die wirtschaftlich darniederliegende Klever Niederlassung etliche Millionen Euro. Sie glaubten an den Standort. Jetzt zahlt sich dieses Vertrauen aus. Ein weiterer Hinweis für die Wertschätzung ist, dass Lukas Verlage in den Vorstand der Colt-Gruppe aufgerückt ist.

Der "Clima Tower" ist nur ein Produkt, mit dem Colt derzeit gute Geschäfte macht — doch ist es angesichts der Möglichkeiten ein extrem verheißungsvolles. Die Einsparpotenziale, so Verlage, seinen enorm. So konnte etwa das Münchner Hotel "Campo dei Fiori" seinen Energiebedarf um 90 Prozent senken.

Warum die Entwicklung aus dem Hause Colt nicht zum Ladenhüter wird, erklärt Verlage recht simpel: "Weil bei dem Produkt eben alle zu den Gewinnern gehören." Kunde, Konzern und eben das Klima.

(RP)
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