Bedburg-Hau-Moyland/Kleve Cooler Beuys im Klever Kino

Bedburg-Hau-Moyland/Kleve · Trotz aller Konkurrenz der Kreis Klever KulTourtage: Der Beuys-Film im Klever Kino war ausverkauft. Moylands stellvertretende Museumsdirektorin Bettina Paust und Kino-Chef Reinhard Berens holten Regisseur Veiel nach Kleve.

 Dr. Bettina Paust, Rhea Nike Thönges-Stringaris und Andres Veiel in Kleve (v.l.) Rhea Thönges-Stringaris war Documenta Aufsichtsrats-Mitglied und langjährige Beuys-Wegbegleiterin.

Dr. Bettina Paust, Rhea Nike Thönges-Stringaris und Andres Veiel in Kleve (v.l.) Rhea Thönges-Stringaris war Documenta Aufsichtsrats-Mitglied und langjährige Beuys-Wegbegleiterin.

Foto: Evers Gottfried

Beuys kommt an: der Weltkünstler aus Kleve zeigt sich in Andres Veiels Dokumentation "Beuys" auf der Leinwand als humorvoller, ja geradezu cooler Typ. Der Film läuft im Tichelpark-Kino, zur Klever Premiere am Samstag gab's anschließend noch eine Diskussion mit Regisseur Veiel über seine hochgelobten Dokumentation. Der Film lässt den Mann mit Hut wieder lebendig werden, lässt ihn, den ständig redenden, für sich selber sprechen.

 Beuys vor Haus Gnadenthal in Kleve.

Beuys vor Haus Gnadenthal in Kleve.

Foto: Gottfried Evers

Im ausverkauften Saal im Kino 8 saßen in den tiefen, weichen Sesseln des Lichtspielhauses auch viele, die den Künstler noch selbst erlebt haben. Oder hier im Klever Land regelmäßig mit dem Erfinder der Sozialen Plastik konfrontiert werden - weil sich Kleve als Heimat mit dem Künstler schmückt, weil hier sein erstes Atelier im Museum Kurhaus war, weil die Museen hier immer wieder Ausstellungen mit seinen Werken inszenieren und weil in Moyland eine der größten Beuys-Schätze gesichert wurde, als der damalige Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau die Schloss-Ruine zum Museum umbauen ließ. Vor allem seit dem Umbau der Sammlung durch Dr. Bettina Paust findet man in Moyland einen guten Zugang zu Beuys. Allerdings zu einem immer noch musealen Beuys der frühen Zeichnungen, von denen Moyland die schönsten in seiner Sammlung hat und jetzt auch alternierend zeigt.

Veiel holt - nicht zuletzt auch mit Hilfe von Paust, dem Beuys-Archiv in Moyland, und von Prof. Harald Kunde und Valentina Vlasic vom Museum Kurhaus Kleve - Beuys aus diesem musealen Zusammenhang heraus und lässt ihn in seinem Film regelrecht lebendig werden.

Der Film laufe weltweit, sei jüngst in Hongkong und Australien vorgestellt worden und käme für einen Dokumentarfilm sehr gut an, sagt Bettina Paust. "Die Dokumentation wird viel bewirken, was das Wahrnehmen von Beuys und die Aktualisierung dieses Wahrnehmens auf die heutige Zeit betrifft", sagt die Kunsthistorikerin.

25 Interviews hat der Regisseur für den Film mit Zeitzeugen gemacht, darunter mit dem Sammler Franz-Joseph van der Grinten, mit der Künstlerin Caroline Tisdall, mit dem Meisterschüler Johannes Stüttgen und mit Rhea Thönges-Stringaris, Documenta-Aufsichtsrats-Mitglied, Mitbegründerin der Grünen und langjährige Beuys-Wegbegleiterin. Thönges-Stringaris war zur Aufführung in die Tichelpark-Cinemas gekommen. Es um Beuys' Rolle als "Anstifter", der mit "unkontrollierbarem Eigensinn" und mit dem "unbequemen Faktor der Kreativität" Leben und Arbeit verzahnte, sagte der Regisseur.

In Kleve stellte sich Veiel nach dem Film den Fragen und der Kritik der Besucher über seine aus mehreren Hundert Stunden Filmmaterial geschnittene vor allem unterhaltsame Dokumentation. Ein Film, der einen Eindruck des Künstlers wiedergibt, der ihn als modernen Menschen zeigt, mit Aussagen, die bis heute hochaktuell sind.

Klar, dass nicht alle Befindlichkeiten bedient und alle Fragen beantwortet werden können. Beuys Affinität zu Steiner steht beispielsweise am Rand. Beuys' Wurzeln in Rindern und Anacharchis Cloots seien, so Alfons A. Tönnissen in der Diskussion, nicht genügend bedacht, Herbert Krey fehlte der Musiker Beuys, andere sahen den Künstler im Film als zu überhöht.

Andres Veiel konterte, dass er noch mehrere hundert Stunden Material übrig habe, aus denen jeder das nehmen könne, was er vermisse. Der "Spiegel" zitiert einen noch forscheren Veiel: "Beuys habe viele Quellen gehabt, alle aufzuzählen, wäre Volkshochschulkurs gewesen".

Kino-Chef Reinhard Berens zeigte sich gestern im Rückblick höchst zufrieden. Schon eine halbe Stunde vor Filmbeginn waren die 150 Plätze im Saal ausverkauft. "Wir haben Beuys als humorvollen Menschen erlebt, der dem Leben positiv gegenüber stand", sagt Berens. Damit diesen Beuys noch weitere Klever kennenlernen, hat Berens den Film "Beuys" von Andres Veiel noch ein paar Tage im Programm.

Beuys, Tichelparkcinemas, am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch, 23. und 24. Juni, 20 Uhr, kommende Woche von Mo. bis Fr. jeweils 17 Uhr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort