Kalkar Das Bilderstöckchen im Dorfmittelpunkt

Kalkar · Die in Köln lebende Malerein Uta Schottten zeigt ihre Bilder im Kalkarer Museum. "Resonanz" heißt die neue Ausstellung, die am Sonntag von Karl-Ludwig van Dornick, Freunde Kalkars, eröffnet wird.

 Eine rheinische Straßenszene mit Kirche und Bilderstöckchen.

Eine rheinische Straßenszene mit Kirche und Bilderstöckchen.

Foto: Evers Gottfried

Verwischt, wie im Nebel wirkt die Situation: Eine dunkle Kaimauer setzt geradezu dynamisch einen Schwung in die Mitte des sonst so stillen Bildes. Hinten verschwinden Hafenkräne im Dunst, links und rechts engen Gebäude den Blick und führen ihn in Mitte, wo er im Nebel suchend hängenbleibt. Einen Titel hat das etwa 1,1 mal 1,2 Meter große Bild nicht, das dort in feiner Malerei auf die Leinwand gesetzt wurde. Matt die Farbe, scheinbar nur schwarz-weiß gemalt, hinterher nochmals verwischt.

 Die Malerin Uta Schotten im Kalkarer Museum, wo sie ihre Bilder zeigt.

Die Malerin Uta Schotten im Kalkarer Museum, wo sie ihre Bilder zeigt.

Foto: Evers

Uta Schotten malt Landschaften, Städte, Dorfszenen - wie das Bild vom Kai, das die Wand im unteren Saal des Kalkarer Museums dominiert, wo Uta Schotten ab Sonntag ihre feine Malerei präsentiert. Dörfer, Menschen, Landschaften tauchen unscharf auf den Leinwänden auf, erzählen oftmals auch von einer langst vergangenen Zeit. Dann ziehen Kutschen und Panjewagen durch neblige Landschaften, stehen Kinder in Kleidern des 19./20. Jahrhunderts auf leeren Dorfstraßen, die die Moderne noch nicht erreicht hat. So liegen auf den Seen auch keine Motorboote, sondern Nachen. Still, teils versinkend wie die Zeit, aus der sie gekommen sind. Manchmal wirken die Gestalten verloren, einsam auf den Bildern.

Doch die Bilder schwören nicht melancholisches Schwelgen von der guten alten Zeit herauf, in der angeblich immer alles besser gewesen sein soll und jeder im Grunde doch weiß, dass es nicht besser war, rational betrachtet. Schotten will Stimmungen transportieren, sagt sie. Stimmungen, die zeitlos sind. Die dann auch getragen sein dürfen, in die Tiefe gehen. "Mir ist es wichtig, dass die Inhalte meiner Bilder länger Bestand haben, nicht von kurzer Dauer sind", sagt sie. Dass man immer wieder Neues entdecken kann im Nebel der Erinnerung von der alten Zeit, dass das Bild an der Wand für den Betrachter über Jahre spannend bleibt. Es soll über den ersten Effekt hinaus gehen, sagt sie. Fotos, oder auch Filmszenen führen Schotten zu ihren Motiven, die sie in der Abgeschiedenheit, der "Konzentration des Ateliers", wie sie sagt, auf die Leinwand bringt. Bis 1999 arbeitete sie auch vor der Natur und malte Porträts.

Die Leinwand grundiert sie mit einer Emulsion aus Kreide, die das Öl der Farbe aufsaugt wie der Putz einer Wand bei einem Fresko, so dass sie eine matte, seidig glatte Oberfläche bekommt. Wenn sie mit einem Quast grob wieder grau über grau setzt, sitzen mit einem Zug die Stängels des Schilfs auf dem Bild. Oft sind es auch Übermalungen, dann scheint die zuvor aufgebrachte Farbe durch die letzte Schicht schwarz-weiß oder Schotten zieht einen Hauch Dunkellila über den Himmel.

Die Bilder in Kalkar bieten einen Überblick über ihr Werk zwischen 2012 und 2016. 24 mittel bis großformatige Landschaften und Stillleben zeigt die 1972 in Haarlem geborene und heute in Köln lebende Künstlerin, die in Frankfurt, Braunschweig und Düsseldorf Malerei studierte. Es sind denn auch eher niederländische Landschaften, die in Kalkar so niederrheinisch wirken. Sowie rheinische Straßen und Dorfszenen - bestimmt von den Türmen der Kirche, den Giebeln schmaler Häuser und den Heiligenstöckchen, die dort zum Straßenbild im Dorfmittelpunkt gehören.

Die Ausstellung "Resonanz" wird am morgigen Sonntag, 8. Januar, 12 Uhr, von Karl-Ludwig van Dornick von den Freunden Kalkars, die das Museum am Leben halten, eröffnet. Die Einführung hält Jörg Happel vom Niederrheinischen Kunstverein. Zu sehen sind die Bilder bis Ende Februar, montags und dienstags 11 bis 13 Uhr und mittwochs bis sonntags 11 bis 17 Uhr. Eintritt ist frei.

(RP)
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