Bedburg-Hau-Moyland Das "Goldene Zeitalter" in Moyland

Bedburg-Hau-Moyland · Die Ausstellung "der Himmel so weit. Landschaftsdarstellungen der Niederrheinlande" lässt auf ausgewählten Werken auch einen Blick in die große niederlädnische Malerei des 17. Jahrhunderts zu, dem goldenen Zeitalter der Niederlande.

 Von den Berliner Museen kommt das Blatt von 1656 von Herman Saftleben an den Niederrhein: ein romantischer Blick auf Kleve.

Von den Berliner Museen kommt das Blatt von 1656 von Herman Saftleben an den Niederrhein: ein romantischer Blick auf Kleve.

Foto: Moyland

Die Wolkenfront ist durch, träge liegt der breite Strom zu Füßen der Burg, über den Wolkenbergen schaut ein Stück blauer Himmel hervor. Der Wind wehrt schwach bis mäßig aus südöstlicher Richtung. Gerade so, das er die Segel der Fluss-Schiffe füllen kann. Die kleine Fähre, die ein Pferdegespann mit Karren und mehreren Menschen über den im Licht glänzenden Fluss setzt, steht wie ein Schattenriss vor der Szenerie. Rechts liegt auf dem Hügel die Stadt, deren Häuser sich den Berg hinauf sortieren, gekrönt von Palas der Kaiserresidenz Valkhof.

Jan van Goyen malte die Ansicht von Nimwegen 1649, mitten im goldenen Zeitalter der Niederlande. Mitten in dem Jahrhundert, als die Niederländer mit einer modernen Handelsflotte ihre Geschäfte über den Globus zogen, als sie als eine der mächtigsten und reichsten Seemächte galten. Es war die Zeit der niederländischen Malerei. Malerei, die die Welt zeigte, wie sie ist - auf genial komponierten Bildern. Auch vom Niederrhein: "Die Moränenlandschaft von Kleve bis Nimwegen bietet die für die Niederlande seltene Gelegenheit, Höhenzüge und sanfte Hügel zu studieren und die Landschaft von Erhebungen aus zu betrachten", sagt Dr. Stefanie Heckmann, Kuratorin der Ausstellung.

Es sind viele Bilder aus fernen Museen, die die Moyländer für dieses Kabinett in der Ausstellung versammelt haben. So wie das Gemälde von Nimwegen, das sonst in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin angesiedelt ist. Ebenso aus den Berliner Museen stammt ein Blatt von 1656 von Herman Saftleben. Mit schwarzer Kreide, braun und grau laviert, entwirft Saftleven auf 20 mal knapp 40 Zentimetern einen romantischen Blick auf die Stadt über dem Wasser des Kermisdahls. Links oben liegt die Burg noch mit allen Türmen. Unten führt ein Bauer ein Rindvieh über eine Brücke. Auf halber Strecke stehen im Schatten zwei Wanderer im Gespräch vertieft. Rechts die Weite der Niederung über die sich ein unendlicher Himmel wölbt.

Nicht nur Saftleven war von diesem Standort begeistert. Etwa zur gleichen Zeit griff dort Joris van der Haagen zu Pinsel und Palette. Hier liegt die Burg mit ungezählten Kaminen versehen eher im Hintergrund. Van der Haagen setzte die Natur über alles, lässt eine knorrige Eiche im Vordergrund in den Himmel wachsen, deren Blattwerk den Wolken Konkurrenz macht, die grau-weiß über hellblauem Himmel ziehen. Die ein mal 1,2 Meter große "Landschaft mit der Klever Schwanenburg" gehört zur Sammlung des Rijksmuseums in Amsterdam.

 Jan van Goyen malte die Ansicht von Nimwegen 1649.

Jan van Goyen malte die Ansicht von Nimwegen 1649.

Foto: NN

Die Bilder zeigen, so Heckmann, wie sich der Blick vom "auf die Landschaft schauen" bei den Flamen zu einem Blick aus der Perspektive des Menschen wandelte. Da wird dann auch das flache Land des Niederrheins "in seiner Alltäglichkeit und Eintönigkeit erstmals für bildwürdig erachtet und intensiv studiert", sagt Heckmann.

Van Goyen gehörte dabei zu Wegbereitern dieser Perspektive, die den Himmel entdeckte, der oftmals bis zu vier Fünftel der Bildfläche einnimmt. In Bildern, die "eine Liebeserklärung an unsere niederheinische Landschaft sind", so Moylands Museumsdirektorin Dr. Bettina Paust.

(RP)
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