Kleve Das Römer-System

Kleve · Mit dem politischen System der Römer befasst sich eine eindrucksvoll inszenierte Ausstellung im APX. Sie ist Teil eines Entwicklungsplanes, mit dem bis 2015 viele Einzelprojekte das Leben der Römer näher beleuchten.

KREIS WESEL "Auch die Gegenpartei soll Gehör finden", sagte einst der römische Philosoph Seneca. Der Ausspruch zieht als eines von vielen Zitaten an einer Wand in der rekonstruierten Herberge im Archäologischen Park Xanten (APX) seit Neuestem die Blicke der Besucher auf sich. Was für die Politiker in der Antike galt, hat auch heute in vielen Bereichen noch Bestand.

Rechte und Pflichten

Zwei Tage nach der Kommunalwahl wurde im APX die neue Dauerausstellung "Kaiser, Senat und Volk" eröffnet. Mittels moderner Technik gibt die Schau Einblicke in das politische System der Römer. Wer hatte im Reich das Sagen? Wie funktionierte die Regierung in einer Koloniestadt wie der Colonia Ulpia Traiana und welche Rechte und Pflichten hatte die einfache Bevölkerung? Diesen Fragen wird auf rund 180 Quadratmetern Ausstellungsfläche nachgegangen. "Die Ausstellung soll ein Grundwissen auf unterhaltsame Weise und mit Spaß vermitteln", betont APX-Chef Dr. Martin Müller. Vor allem das Interesse von Schulklassen, der Hauptzielgruppe der Einrichtung, soll durch die Form der Vermittlung Interesse geweckt werden.

In einem Plenum begegnen dem Besucher elf berühmte und unbekannte Persönlichkeiten, die aus ihrem Leben erzählen. Jede der Portrait-Büsten ist mit einer Hörstation verbunden. Wie stark der Aktualitätsbezug ist, zeigen Kaiser Vespasians Ideen zur Bewältigung von Finanzkrisen und seine Überzeugung, dass Geld nicht stinkt. Kaiserin Agrippina, die in Köln geboren wurde, beklagt sich über die Missgunst der Männer. Frauen, so erfährt man in der Ausstellung, hatten bei den Römern keine politischen Rechte. Juristisch betrachtet, bestand zwischen einer Mutter und ihren Kindern nicht einmal ein Verwandtschaftsverhältnis. Auf welche Weise die kaiserliche Familie, aber auch Bürger, Freigelassene und Sklaven in das römische Gesellschaftssystem eingebunden waren, welche Privilegien sie genossen und welchen Beschränkungen sie unterlagen, erläutern zwölf Figuren auf einem interaktiven Medientisch. Die Ahnengalerie der römischen Kaiser umfasst fast 500 Jahre Politik in einem Weltreich, das ganz ohne moderne Kommunikationsmittel zusammengehalten wurde. Ein Highlight ist der kaiserliche Amtssitz, auf dem sich jeder Besucher selbst wie ein Imperator fühlen kann. Dass dieser "Beruf" aus heutiger Sicht eher weniger erstrebenswert erscheint, deutet Projektleiterin Ursula Grote an: "Nur wenige Kaiser starben im Bett."

(RP)
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