Kleve Denkanstöße für "Beth HaMifgash"

Kleve · Im Foyer der Stadthalle wurde das Projekt "Haus der Begegnung" der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Interesse war beachtlich. Architektur-Studenten der Fachhochschule Köln stellten ihre kreativen Ideen anhand von Modellen vor.

 Die Gedenkstätte ausgehoben, die neuen Gebäude am Hang.

Die Gedenkstätte ausgehoben, die neuen Gebäude am Hang.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Vorstellung von "Beth HaMifgash" hätte problemlos in den Hauptsaal der Stadthalle ziehen können. So aber drängten sich zahlreiche Klever Bürger und Ehrengäste in das Foyer, um bei der Präsentation des "Hauses der Begegnung" dabei zu sein. Das große Interesse alleine ist die eindrucksvolle Untermauerung dessen, was Bürgermeister Theo Brauer später in seiner Rede sagen sollte: "An dieser exponierten Stelle in Kleve klafft eine Lücke – auch eine Lücke im sozialen Leben der Stadt."

 Zu der Vorstellung des Projekts kamen zahlreiche Bürger in die Stadthalle.

Zu der Vorstellung des Projekts kamen zahlreiche Bürger in die Stadthalle.

Foto: Gottfried Evers

Es geht um einen Neubau, der neben dem Synagogenplatz entstehen soll. Dort, wo einst Kleves jüdische Schule stand, bis sie von den Nationalsozialisten niedergebrannt wurde. Wo einst schreiendes Unrecht verübt und nicht verhindert wurde, soll jetzt wieder Leben zurückkehren. "Der Ort ruft förmlich nach einem Treffpunkt", so Brauer. Denn wo früher ein Café mit Dachterrasse den Blick auf Kleves Niederung möglich machte, soll auch in Zukunft wieder Musik, Tanz und geselliges Beisammensein möglich sein.

"Nein, das Haus wird kein jüdisches Zentrum", betonte der Initiator, Ron Manheim. "Es wird ein Zentrum für alle Menschen – ob gläubig oder ungläubig, schwarz oder gelb." Natürlich werde dabei der jüdischen Religion genügend Platz eingeräumt. Eine Dauerausstellung soll an die ihre Historie in Kleve erinnern, die Mehrzweckhalle auch Platz für Gottesdienste bieten.

Dass das Haus in der Geschichte bereits zum Stadtbild sowie mit Schwanenburg und Stiftskirche zur Silhouette der Stadt gehört hat, zeigten alte Aufnahmen. Architekt Werner van Ackeren, der das Projekt bereits seit längerem begleitet, brachte es auf den Punkt: "Das Haus gehört da oben zwingend hin."

Wie es in Zukunft aussehen kann, machten Architektur-Studenten der Fachhochschule Köln deutlich. Ihre Abschluss-Arbeiten drehten sich um das Klever Projekt, "frei von jeden Zwängen", wie Dozentin Prof. Carola Wiese betonte. Kein Druck der Realisierung, kein Kostenrahmen, keine einzuhaltenden Grundstücksgrenzen. "Die Arbeiten sollten weniger Antworten finden, als viel mehr Fragen aufwerfen. Was verträgt der Ort?", so Wiese. Daniela Mannheim, Maximiliam Keck, Arndt Heimann und Saltuk Bugra Topcu stellten ihre Visionen vom Neubau in Hanglage vor.

Letzterer brachte die Idee ein, die jetzige Gedenkstätte vier Meter auszuheben und mit Klötzen, ähnlich denen des Holocaust-Mahnmals in Berlin, zu füllen. Ein schmaler Gang solle dann in die Tiefe führen, so die Beklemmung erlebbar gemacht werden. Wie das Haus dann schlussendlich realisiert werden soll, wird die Zukunft zeigen. "Ich habe gelesen, dass ein Architekturwettbewerb stattfinden soll. Etwas Besseres kann Ihnen gar nicht passieren", sagte Carola Wiese.

Das Projekt sucht noch Unterstützer. Informationen und Kontakt auf www.hdb-kleve.de

(lukra)
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