Professor Dr. Thomas Quartier Der erste Lehrstuhl für christliches Mönchtum in Benelux

Kleve · Dr. Thomas Quartier (42) aus Kranenburg-Schottheide hielt jetzt seine Antrittsvorlesung als Professor an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Leuven in Belgien. In einer akademischen Zeremonie trug Quartier zum ersten Mal die Toga und den Professorenhut. Die Vorlesung war in der altehrwürdigen Aula der Fakultät.

Quartiers Lehrstuhl ist der erste in den Benelux, der christliches Mönchtum zum Gegenstand hat. RP-Mitarbeiter Werner Stalder sprach mit Thomas Quartier über diesen Tag, seinen Lehrstuhl und die Bedeutung des Mönchtums heute.

Herr Quartier, Sie haben in einem feierlichen akademischen Ritual Ihre Antrittsvorlesung gehalten. Was bedeutet ein solches Ritual?

Thomas Quartier Es bedeutet, dass Wissenschaftler ein Amt ausfüllen, das nach außen hin sichtbar werden soll. Wie ein Pfarrer ein Gewand trägt, so trägt ein Professor eine Toga und einen Professorenhut. Das ist nicht nur für die öffentliche Wahrnehmung wichtig, sondern auch dafür, wie man seine Aufgabe versteht: als Dienst an der Gesellschaft, wobei man in einer großen Tradition stehen darf. Am Anfang ist es schon etwas ungewohnt, aber im Nachhinein muss ich sagen: es ist etwas Besonderes, dort zu stehen, wo im Laufe der Jahrhunderte schon so viele große Wissenschaftler gestanden haben.

Was beinhaltet Ihr Lehrauftrag für Mönchtum in Geschichte und Gegenwart?

Quartier Es ist eine wichtige Aufgabe der Wissenschaft, Lebensformen zu erforschen und zum Gegenstand der Lehre zu machen. Das benediktinische Mönchtum ist eine solche Lebensform, die schon anderthalb Jahrtausende lang Menschen inspiriert. Es freut mich sehr, dass die Universität Leuven mir die Möglichkeit gibt, die Bedeutung dieses Erbes auch für die heutige Zeit zu erschließen. Bei vielen Gästen ist das Klosterleben heute sehr beliebt. Wissenschaft kann einen Beitrag dazu leisten, diese Beliebtheit mit Inhalt zu füllen: Menschen zu helfen, ihr Leben mit der Weisheit aus dem Kloster meistern zu können und durchaus auch mal gesellschaftskritisch zu sein.

Können Sie noch etwas mehr zur Bedeutung Ihrer Arbeit für die heutige Kirche sagen?

Quartier Viele meiner Studenten, die zu kirchlichen Formen nur schwer einen Zugang finden, fühlen sich von Klöstern durchaus angesprochen. Da liegt eine Chance. Sie schätzen nicht nur die besondere Atmosphäre, sondern auch den Tiefgang, den das Leben bekommt, wenn man "wirklich Gott sucht", wie der heilige Benedikt sagt. Das kann sehr unterschiedliche Dinge bedeuten, aber das Mönchtum baut Brücken, indem man sich auf das Wesentliche richtet. Ich erfahre das in meinem Leben genauso: ich lebe selber benediktinisch und bin mit der Willibrordsabtei in Doetinchem verbunden. Das ist eine wichtige Basis für meine Arbeit: ohne eine spirituelle Heimat weiß man oft nicht, worüber man spricht.

Und was sind die nächsten Aufgaben, die Sie erwarten?

Quartier Zunächst sind da natürlich meine Vorlesungen in Leuven und bei meinem Hauptarbeitgeber, der Radboud Universität im niederländischen Nimwegen, wo ich in den Bereichen Theologie und Religionswissenschaft ja schon lange lehre. Darüber hinaus ist gerade ein neues Buch zum Mönchtum erschienen. Dazu gibt es viele Vorträge. Dann muss ein Wissenschaftler viel schreiben und veröffentlichen. Und dann ist da im Sommer in Rom noch ein zweiwöchiger Studiengang, der von meinem Lehrstuhl aus mitangeboten wird. Ich habe dort eine Gastprofessur an der benediktinischen Universität Sant Anselmo inne. Es gibt also mehr wie genug zu tun.

Thomas Quartier: Anders leven. Hedendaagse Monastieke spiritualiteit. Heeswijk: Bernemedia 2015. ISBN 9 789089 720931.

(stw)
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