RP-Sommerserie Unternehmer am Niederrhein (Folge 32) Der Licht-Experte aus Kamp-Lintfort

Kleve · In vierter Generation führt Thomas Berger in Kamp-Lintfort ein Unternehmen, das sich mit Metall-, Fassaden-, Theken- und Ladenbau sowie Lichtarchitektur und Werbetechnik befasst. Mit der "Berger-Faust" machte er bundesweit Schlagzeilen.

 Die Kampagne "Schnauze voll", die der Kamp-Lintforter Unternehmer Thomas Berger vor etwa zehn Jahren initiierte, richtete sich gegen eine "Geiz-ist-geil-Stimmung" in der Branche, gegen Preisdumping und juristischen Kleinkrieg nach der Abwicklung der Aufträge.

Die Kampagne "Schnauze voll", die der Kamp-Lintforter Unternehmer Thomas Berger vor etwa zehn Jahren initiierte, richtete sich gegen eine "Geiz-ist-geil-Stimmung" in der Branche, gegen Preisdumping und juristischen Kleinkrieg nach der Abwicklung der Aufträge.

Foto: Hans-Ulrich Kress

Wenn es um Licht als Kommunikationsmittel geht, ist Thomas Berger aus Kamp-Lintfort europaweit gefragt. Individuelle Lichtobjekte und Werbetafeln zum Beispiel stehen in Dublin, Oslo und Moskau. Für den Düsseldorfer Flughafen hat er einen wesentlichen Teil des Lichts, der Verkaufstheken und der Grenzkontrollschalter gebaut.

Auch beim Bau des neuen Berliner Flughafens war der Kamp-Lintforter aktiv: Er fertigte nach einem Entwurf der Berliner Werbeagentur Scholz & Friends für die Eingangshalle des noch immer nicht eröffneten Flughafens ein fünf mal 20 Meter großes Schild mit dem Konterfei Willy Brandts, das aus 6600 Aluminium-Dots besteht, und einem Zitat des Altkanzlers. Geliefert hat er die Arbeit schon vor gut eineinhalb Jahren ins brandenburgische Schönefeld. "Heute ist ein Holzverschlag davor", betont Thomas Berger und lächelt trotzdem zufrieden. Der Auftrag ist erledigt, die Arbeit bezahlt.

Vielen Handwerkern sei es auf der Berliner Flughafen-Baustelle anders ergangen. "So was passiert heute in zunehmendem Maße", berichtet der Kamp-Lintforter Unternehmer und verweist auf Großbaustellen, die in den vergangenen Jahren kein Ende gefunden haben. "Das Museum Küppersmühle in Duisburg zum Beispiel", sagt Berger. Und das bringt ihn auf die Palme: "Es versucht niemand, die Probleme zu lösen. Jeder delegiert sie weiter und schiebt Entscheidungen weg. Wer immer nur die billigste Lösung sucht, muss damit rechnen, dass das Unterfangen in die Hose geht", sagt der Unternehmer, der zusammen mit dem Künstler und Kommunikationsberater Jürgen Vogdt vor etwa zehn Jahren mit der "Berger-Faust" und der Kampagne "Schnauze voll" bundesweit Schlagzeilen machte.

Sie richtete sich gegen eine "Geiz-ist-geil-Stimmung" in der Branche, gegen Preisdumping und juristischen Kleinkrieg nach der Abwicklung der Aufträge. Heute habe sich der Blickwinkel der Kampagne verschoben — wenngleich Berger deutlich macht: "50 Prozent unserer Kraft geht immer noch drauf, um juristisch nichts falsch zu machen. Soziologisch hat die Kampagne aber viel bewegt." Berater Jürgen Vogdt sieht einen weiteren positiven Effekt: "Ohne die Berger-Faust gäbe es heute keine Kunstausstellungen im Lichtwerk." Dafür ist ein Raum im Unternehmen eingerichtet. In diesem Kunstraum präsentierte Berger zuletzt die Arbeiten der Künstlerin Renée Reidenbach. Eine neue Ausstellung zum Thema Licht und Emotion ist bereits in Planung.

Regelmäßig wenden sich Künstler an den Unternehmer, die Lichtlösungen für ihre Kunstwerke suchen. Da verwundert es nicht, dass die Nähe zur Kunst für den Physiker zu einer Inspirationsquelle geworden ist. Kultursponsoring ist für den Unternehmer ein Selbstverständnis. Seit zehn Jahren unterstützt er die Kamper Nacht im Terrassengarten des Klosters Kamp. "Sponsoring spiegelt zurück", sagt er.

Berger führt das Unternehmen in vierter Generation. Vor mehr als 100 Jahren, 1904, gründete sein Urgroßvater in Duisburg einen Betrieb zur Herstellung von Schildern, geschnitzten Schriftzügen aus Holz sowie Rollmarkisen als Fassadenelemente. Bergers Vater machte sich mit einer eigenen Firma in Rheinberg selbstständig. Das Unternehmen machte sich als Neon-Berger einen Namen. Berger stieg 1984 ein. "Das war aber nicht von Anfang an klar", erzählt der Unternehmer. Er studierte zunächst Physik — "mein Hobby", sagt er und erinnert sich, wie er sich als Jugendlicher im Unternehmen der Eltern und Großeltern sein Taschengeld verdiente: "Ich habe für die Mitarbeiter Rollmöpse geholt, das Wechselgeld durfte ich behalten." Als Berger 1984 ins Unternehmen einstieg, änderte sich auch die Firmenpolitik — hin zu Lösungen für Werbung, Ladenbau, Fassaden und Einzelhandel. "Eines wird hier nicht hergestellt: Standard." Und: Im Unternehmen an der Friedrichstraße wird in der Lichttechnik geforscht. In einem der Räume hat sich Berger ein Labor eingerichtet. In Kooperation mit Fachhochschulen arbeitet er daran, Lampen zu konstruieren, mit denen Vitamin D künstlich erzeugt werden kann. "Sie können zum Beispiel in Sonnenstudios zum Einsatz kommen."

(RP)
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