Kreis Kleve Der neue Heimatkalender geht über Grenzen bis nach Batavia

Kreis Kleve · Eine Revolution ist's nicht: Der neue Heimatkalender - jetzt beim Verlagshaus Wohlfahrth in Duisburg angekommen und in Greven statt in Goch gedruckt - kommt im modifizierten Layout daher, hat etwas mehr Überschrift über den einzelnen Beiträgen, vielleicht ein paar Bilder mehr. Aber ansonsten ist er das gelungene Kompendium für Klever Geschichte und Geschichten geblieben, das auf rund 240 (der neue hat 224) Seiten Heimat ebenso wahren wie fortschreiben soll. Vorne begrüßt den Leser wieder eine der lieb gewonnenen Zeichnungen von Fritz Poorten, der für 2016 das alte Rathaus von Gennep gewählt hat. Das passt zu einem Stück Geschichte, das Wilhelm Diedenhofen ebenso aufzeichnet, wie Hans Joachim Koepp. Sowohl der ehemalige Studienrat Diedenhofen als auch der einstige Gocher Stadtarchivar Koepp schauen 200 Jahre zurück, als nach dem Wiener Kongress die Grenzen neu gezogen wurden und die einstigen klevischen Gebiete Liemers mit Huissen, Wehl, Kekerdom und Leuth und u.a Gennep an die Niederlande fielen. Als jene Grenzen gezogen wurde, die mit Schengen überwunden werden sollen.

 Der Titel: das Rathaus von Gennep.

Der Titel: das Rathaus von Gennep.

Foto: NN

Spannend wird's auf der Strecke "von Uedem nach Batavia": Frank Gesthuisen wurde in seiner eigenen Familiengeschichte fündig und erzählt die ebenso abenteuerliche wie bittere Geschichte derer, die auszogen, im fernen Jakarta (damals Batavia) das Glück zu finden. Er erzählt von Menschen auf der Suche nach der Ferne, dem Glück, den besseren wirtschaftlichen Verhältnissen. Er erzählt von Schiffen, deren Mannschaftsmitglieder starben wie die Fliegen, von Schiffen, die verloren gingen, wie die "Samson". Auf der heuerte sein Vorfahr Jan Gesthuisen zwischen 1712 und 1717 an. Die "Samson" sank auf der Rückreise 1721 vor dem Kap der Guten Hoffnung (da war Jan Gesthuisen schon tot, er starb 1717 in Asien). Der einzige Überlebende klammerte sich an die Gallionsfigur - ein Löwenkopf. Ein wichtiges Stück Klever Wirtschaftsgeschichte schreibt Helga Ullrich-Scheyda mit der des Kaufhauses Weyl auf, das später an die Tietz AG ging und 1933 zum Kaufhof wurde, als "sich die jüdischen Vorstandsmitglieder (der Leonhard Tietz AG) gezwungen (sahen) zurückzutreten und ihre Aktien unter Wert an die neuen ,arischen' Mehrheitseigentümer zu verkaufen", so Ullrich-Scheyda. Schön, dass man über ihre Schlussthese debattieren kann: Klar haben die Fassaden der Bauten nicht viel gemein, dennoch ist das neue Kaufhof-Gebäude die Interpretation des Weyl-Kaufhauses in der Form- und Materialsprache der 1950er-Jahre.

Wunderbar der vorgestellte Grundriss der Burg aus dem 17. Jahrhundert - man hätte sich den Plan allerdings richtig groß gewünscht, mindestens über eine Seite. Während die Museen im Klever Land im Kalender fehlen, ist die Hochschule dabei: Vizepräsident Prof. Jens Gebauer stellt das Klimahaus vor und verweist auf die Zusammenarbeit mit Haus Koekkoek. Bleiben die Gedichte und Mundartstücke, die im Heimatkalender nicht fehlen dürfen.

Kalender für das Klever Land auf das Jahr 2016. 12.90 Euro

(RP)
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