Bedburg-Hau Der Vater des Mönchtums

Bedburg-Hau · Die alte St. Antonius-Kirche in Hau ist wohl das älteste Backstein-Gotteshaus am Niederrhein und wurde erstmals bei ihrer Einweihung 1378 urkundlich erwähnt. Bis zum Ende der 19. Jahrhunderts blieb sie unverändert. Patron ist der heilige Antonius.

 Blick in die alte Hauer Kirche: Nach dem Wiederaufbau 1950 erfolgte ab 1976 eine grundlegende Sanierung.

Blick in die alte Hauer Kirche: Nach dem Wiederaufbau 1950 erfolgte ab 1976 eine grundlegende Sanierung.

Foto: G. Evers

Der Vater des Mönchtums ist Patron der alten St.-Antonius-Kirche in Hau. Über die mannshohe Holzfigur des Heiligen Antonius gibt es keine Hinweise, wer sie geschaffen hat oder seit wann sie dort steht. Die Antoniusfigur zeigt einen alten, weise erscheinenden Menschen, der mit der rechten Hand einen T-Stab hält, an dem oben ein Glöckchen hängt. Seine linke Hand hält er auf der Brust, zu seinen Füßen steht ein kleines Schwein.

 Der heilige Antonius: dargestellt als alter, weiser Mann mit einem T-Stab.

Der heilige Antonius: dargestellt als alter, weiser Mann mit einem T-Stab.

Foto: Evers, Gottfried

Eine weitere Darstellung des Kirchenpatrons befindet sich in einem Rundbogen über dem Eingangsportal. Die "Legenda Aurea" ist die berühmteste aller Legendensammlungen. Das Buch der Heiligen entstand bereits um 1263. Neben der Bibel war die "Legenda Aurea" das weitest verbreitete Buch des Mittelalters. Jacobus de Voragine (1228-1298) vom Orden der Predigermönche und achter Erzbischof der Stadt Genua sammelte die Legenden der Heiligen.

Vom Heiligen Antonius erzählt die Legendensammlung Folgendes: "Ein Bogenschütze sah einmal den Heiligen Antonius, wie er sich mit seinen Brüdern freute. Das missfiel ihm. Da sagte Antonius zu ihm: 'Nimm einen Pfeil und spanne den Bogen.' Er machte es, und als Antonius es ihn ein zweites und ein drittes Mal tun ließ, sagte der Bogenschütze: 'Wenn ich so sehr ziehe, werde ich den Bogen brechen, was mir leidtäte.' Antonius sagte nun: 'So ist es auch mit dem Dienst an Gott; wenn wir uns über das Maß anspannen, werden wir zu schnell gebrochen. Es nützt also, zuweilen in der Strenge nachzulassen.' Als der Bogenschütze dies hörte, ging er geläutert weg."

Noch zu Lebzeiten des Jacobus fand das Werk "Legenda Aurea" eine für damalige Zeiten erstaunlich schnelle Verbreitung. Über Antonius Abbas liest man: "Als Antonius in der Wüste von Langeweile gequält wurde, sagte er: 'Herr, ich will das Heil erlangen, aber meine Gedanken lassen mich nicht.' Und er stand auf und ging hinaus. Da sah er einen sitzen und arbeiten, dann aufstehen und beten. Es war ein Engel des Herrn und er sagte zu Antonius: 'Tu ebenso, und du wirst gerettet werden.' Eines Tages fragten die Brüder Antonius nach dem Zustand der Seelen. In der folgenden Nacht rief ihn eine Stimme und sagte: 'Steh auf, gehe hinaus und schaue.' Und er sah einen großen und schrecklichen Mann, dessen Haupt sich bis zu den Wolken erhob. Er hatte die Arme ausgebreitet und hinderte beflügelte Wesen, die zum Himmel fliegen wollten. Es gab aber welche, die er nicht zurückhalten konnte und die ungehindert vorbei flogen. Und er hörte den Jubel großer Freude, der aber mit schmerzlicher Klage vermischt war. Antonius erkannte, dass dies der Aufstieg der Seelen sei und dass der Teufel sie hindere. Die Schuldigen konnte er zurückhalten, nicht aber die Heiligen, worüber der Teufel großen Schmerz empfand."

(RP/rl)
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