Kranenburg Design von Wagenfeld im Katharinenhof

Kranenburg · Das Kranenburger Museum Katharinenhof zeigt fast umfassend Arbeiten des Bauhaus-Designers. Die Ausstellung "Zu Tisch mit Wilhelm Wagenfeld" wird am Sonntag eröffnet und zeigt Gebrauchskunst auch zum Anfassen.

 Wunderbare Vasen von Wilhelm Wagenfeld faszinieren im Museum Katharinenhof.

Wunderbare Vasen von Wilhelm Wagenfeld faszinieren im Museum Katharinenhof.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wagenfeld schuf Design-Ikonen wie die kleine Schreibtischlampe mit dem halbrunden Glas, die teils auch ganz aus Glas gefertigt wird und seinen Namen und die der Institution trägt, an der seine Karriere begann: dem Bauhaus. Seine kubischen Vorratsbehälter aus dickem Glas für die ersten Kühlschränke galten als revolutionär, seine gläserne Teekanne aus dem Jahr 1931 ist bis heute beliebtes Designobjekt. Vor allem aber schuf Wilhelm Wagenfeld ungezählte Gebrauchsgegenstände: Gläser-, Geschirr-, Besteck-Serien. Vorlegelöffel, Eierbecher und Spieße. Nicht zu vergessen Vasen. Große und kleine Vasen, schlanke und welche mit mächtigem Bauch, taillierte, die umgedreht auch als Kerzenständer funktionieren. Welche aus Stahl und solche aus Glas, die in zarten Farben schimmern.

Der 1990 im Alter von 90 Jahren verstorbene Wilhelm Wagenfeld gehört zu den Entwerfern, die das Bild deutscher Wohnungen in den 1950er und 1960er Jahren prägte wie kaum ein anderer. Mit Gegenständen, die jeder irgendwann einmal in der Hand hatte und oft überrascht war, wie das kalte Material Cromargan warm die Hand schmeichelte. Er entwarf Dinge, die bis heute noch auf den Tisch kommen, ohne zu wissen, welchen berühmten Namen sie eigentlich tragen - wie jene silbernen Butterdosen mit durchsichtigem Kunststoffdeckel.

Ab Sonntag widmet das Museum Kranenburg dem 1900 geborenen Designer und Bauhaus-Künstler eine große Ausstellung, die mit in einer wahren Flut von Exponaten das Werk ziemlich umfassend aufzeigt. Beginnend bei den Lampen und Leuchten an der Wand führt der Weg vorbei an gedeckten Tischen, die in einem Zeitsprung tief in die 1950er Jahre führen, hinüber zu den Vitrinen mit den Gläsern und Flaschen und Tellern und Vasen. Oder jenem kleinen Schnapsgläschen in der gesicherten Vitrine, aus dem Lise Meitner und diverse künftige Nobelpreisträger getrunken haben sollen. Das erzählt Rüdiger Kroll. Der Gelderner sammelt seit Studienzeiten Arbeiten von Wagenfeld und bestückt die Ausstellung im Museum Katharinenhof.

Kroll hat dabei mehr zu bieten, als nur Beispiele von fertigen Stücken aus der überbordenden Produktion wagenfeldschen Designs. Sehr schön die original Entwurfsskizzen mit den Vorgaben für die Industriefertigung. Eine andere Vitrine zeigt den Weg vom Stück rohem Edelstahl-Blech hin zum polierten Eierbecher. Auch der dürfte noch in diversen Haushalten im Einsatz sein. Sehr schön auch die sorgfältig gedeckten Tische auf den Möbeln, die aus Wagenfelds Wohnung stammen (Kroll hatte lange Jahre Kontakt zur Witwe des Designers). Die Tische zeigen aber auch, wie vielfältig die Entwurfsarbeit Wagenfelds war. Von der zeitlosen Lampen-Ikone Marke "Bauhaus" über die Teekanne bis hin zur Tischdekoration, deren Formensprache aus den 1950er und 1960er Jahren langsam aus der Zeit fällt.

Es ist eine nicht nur für Designfans spannende Ausstellung, die zeigt, wie wichtig gute Entwürfe für den Alltag sind. Und die auch ganz museumsuntypisch zum Anfassen der "Kunst" einlädt: In einer Galerie haben die Ausstellungsorganisatoren um Peter Schünemann einen Gang gelegt, wo man die wunderbare vom großen Entwerfer lange am Modell ausgetüftelte Haptik der Gegenstände erfühlen kann.

(RP)
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