Kleve Details über Frauen ohne Visum im "China-Prozess"

Kleve · Im "China-Prozess" gegen fünf mutmaßliche Betreiber mehrerer deutschlandweiter "China-Bordelle" vor dem Klever Landgericht geht es um Steuerhinterziehung und Einschleusen von Ausländern. Am Freitag kamen vor Gericht weitere Details heraus.

Als Zeuge Peter M. im Prozess aussagte, unterbrach ihn Christian Henckel, Vorsitzender Richter am Landgericht Kleve. "Sie müssen hier die Wahrheit sagen", raunte Henckel, der scheinbar große Zweifel an der Aussage des Zeugen und seiner Verlobten, einer 49-jährigen Chinesin, hatte. M. wolle nämlich nicht gewusst haben, ob seine heutige Lebensgefährtin in einem solchen China-Bordell (eines wurde auch in Kranenburg betrieben) als Prostituierte gearbeitet hat.

In einer Neusser Wohnung, in der es laut weiterer Aussagen von Kriminalbeamten ersichtlich war, dass dort sexuelle Dienstleistungen angeboten wurden, hatte M. die Zeugin Xiujie T. vor fast zweineinhalb Jahren kennengelernt. "Sie war aber nur Gast dort und hatte Koffer bei sich", meinte M., der insgesamt eine kuriose Geschichte erzählte: Eine Stunde nach seinem Besuch im Bordell, wo er die sexuelle Dienstleistung einer anderen Chinesin in Anspruch genommen habe, habe er T. während einer Autofahrt im Café sitzen gesehen. Dort habe er sie anschließend angesprochen und ihr eine Unterkunft angeboten. Ob sie aber jemals als Prostituierte gearbeitet habe, wisse er nicht.

Mit einem ungläubigen Blick verfolgten die Richter und die Staatsanwaltschaft die Ausführungen. "Sie sagen, es ist ihnen egal, ob ihre Verlobte als Prostituierte tätig ist oder nicht?", fragte Henckel. "Die Dame ist alt genug", entgegnete M.

Bei einem Hausbrand, in dem sich auch das Bordell befand, wurde Xiujie T. im November 2015 von der Polizei ohne gültiges Visum aufgefunden. Bei ihr waren auch weitere Frauen, die sich wohl wegen ihrer nicht vorhandenen Papiere in einem Kleiderschrank vor der Polizei versteckt hatten. Wie in Neuss sollen die aus China stammenden Angeklagten laut Anklage auch in Kranenburg Chinesinnen ohne gültige Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis in ihrem Bordell beschäftigt haben. Dies soll allerdings in unterschiedlicher Tatbeteiligung geschehen sein.

Zudem wird ihnen in einem auf 21 Verhandlungstage angesetzten Prozess vorgeworfen, Steuern und Sozialabgaben in Millionen Höhe hinterzogen zu haben. Zwei Angeklagte hatten bereits teilweise gestanden und den 53-jährigen Hauptbeschuldigten als Chef der Bande hingestellt.

(pets)
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