Kleve-Kellen Deutsch für die Schule lernen

Kleve-Kellen · Am Konrad-Adenauer-Gymnasium hat die Stadt eine Integrationsklasse eingerichtet, in der Migranten-Kinder die deutsche Sprache lernen sollen. Sobald sie die Sprache können, können die Kinder in Regelklassen wechseln.

 Lehrerein Martha Seuken am Klavier, die Schüler drumherum: Sie sollen die Sprache in dem Land lernen, in dem sie leben und zur Schule gehen werden.

Lehrerein Martha Seuken am Klavier, die Schüler drumherum: Sie sollen die Sprache in dem Land lernen, in dem sie leben und zur Schule gehen werden.

Foto: Gottfried Evers

Die Integrationsklasse des Konrad-Adenauer Gymnasiums (KAG) in Kleve-Kellen wirkt auf den ersten Blick wie eine normale Klasse. In der Musikstunde spielt ein Schüler Klavier, die anderen singen dazu ein Lied. Ein weiterer Schüler spielt Schlagzeug. Wenn Martha Seuken, Musiklehrerin am KAG und stellvertretene Klassenleiterin, ihre Schüler zusammentrommelt und in die Pause erlässt, wird schnell klar, dass es doch keine ganz normale Klasse ist. Die Schüler sprechen nämlich kaum bis gar kein Deutsch - das sollen die Kinder der Klassen fünf bis sieben jetzt im Konrad-Adenauer-Gymnasium lernen.

"Wir verständigen uns auch mit Händen und Füßen", sagt Seuken. Die Schule soll jetzt einen Deutschlehrer bekommen, der Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Er soll die Deutschlehrer, die bis jetzt die Kinder unterrichtet haben, entlasten. Daneben gehören Fächer wie Mathe, Politik und Religion zum Unterricht der Integrationsklasse. Dafür sind Deutschkenntnisse dringend nötig. "In Religion kann man mit Symbolen arbeiten", erklärt Heinz-Bernd Westerhoff, der sich als stellvertretener Schulleiter und Klassenlehrer um die Kinder kümmert und sie in Religion unterrichtet. Westerhoff geht dabei auch auf die Vielfalt der Religionen ein, die die Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern haben. Sie kommen aus Polen, Russland, Mazedonien und Persien.

18 Kinder werden seit August in dieser Klasse unterrichtet. "Drei Georgier haben sich zudem angekündigt", erklärt Seuken. Damit wird die Zahl auf über 20 Kinder ansteigen und hätte die von der Bezirksregierung vorgegebene maximale Größe erreicht.

Als das KAG zu Beginn der Sommerferien darüber informiert worden war, Kinder von Zuwanderern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, aufnehmen zu sollen, war die Schule nur von wenigen Kindern ausgegangen. Der Bedarf ist jedoch so groß, dass eine ganze Klasse integriert werden musste. "Über die Vorgeschichte der 18 Kinder wissen wir nicht viel. Sie werden die Grundschule besucht haben", meint Seuken. Tägliches Lernen sei wichtig, um die Sprache zu erlernen. Rund die Hälfte der Klasse könne später vielleicht sogar das Abitur am Konrad-Adenauer Gymnasium ablegen, so Seuken.

Das bestätigt auch Annette Wier, Leiterin des Fachbereichs Schule und Kultur: "Die Schüler sind teilweise so fit, dass sie nach wenigen Monaten in eine entsprechende Regelklasse integriert werden können", sagt sie. Sie werden dann in eines der Klever Gymnasien, in die Kisters-Realschule, die Sekundar- oder die Gesamtschule gehen können.

Für die Integrations-Klasse hat das KAG eine zusätzliche Lehrerstelle bekommen. Theoretisch. Faktisch wird die Stelle aus dem "Überhang"an Lehrerstellen, die die Klever Schulen laut Plan zu viel haben, genommen, erklärte Wier vor dem Hauptauschuss. Weil man die Klasse am KAG angedockt habe, sie aber auch für die anderen Schulen Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und Kisters-Realschule die Kinder aufnehme, möchte Wier, dass sich diese Schulen an dieser Lehrer-Stelle beteiligen. Die Frede-Schule in Rindern unterrichte erfolgreich die Kinder der Jahrgänge 8 bis 10. Die entsprechende Klasse der Sekundarschule sei in den normalen Unterricht integriert, sagt sie.

Seuken und Westerhoff wünschen sich mehr solcher Klassen in Kleve. "Die Zahl der Teilnehmer ist einfach zu groß. Mehr als 15 Schüler sollten es nicht werden", sagen die beiden Pädagogen. Dabei werden sie auch von der Politik unterstützt. Nicht nur Petra Tekath (SPD) sicherte Unterstützung zu. Allerdings schwankt die Klassenstärke im Laufe des Schuljahres stark, sagt Wier. Wenn ein Schüler sprachlich fit ist, geht er in eine Regelklasse. "Das ist ja letztlich auch unser Ziel: Die Kinder sollen nicht lange in dieser Klasse bleiben, sondern die Sprache lernen und dann so schnell wie möglich in Regelklassen integriert werden", sagt Jörg Cosar (CDU).

(RP)
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