Kleve Deutsch-Preis für Damaris Kerkhoff

Kleve · Gestern Abend wurde der zweite Werner-Deutsch-Preis für junge Kunst vergeben. 105 Künstler bewarben sich. Die Jury entschied sich für die Münsteranerin, die Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes ist.

 Harald Kunde, Susanne Figner und Preisträgerin Damaris Kerkhoff.

Harald Kunde, Susanne Figner und Preisträgerin Damaris Kerkhoff.

Foto: Gottfried Evers

Klein und hell steht das Schiff mit spitzem Segel auf der weiten Wasserfläche: auf dem Weg zu neuen Ufern. Still liegt die See, das Licht wirft helle Reflexe auf die Wasserfläche, darüber wölbt sich ein hoher Himmel. Die niedrige, im Dunst schwingende Horizontlinie unterstreicht die Weite. Über der Szene nach links versetzt steht ein Blatt wie schwebend im Bild, darauf scheint mit wenigen Strichen ein schwungvoller Tänzer skizziert. Das Ganze ist auf eine dicke MDF-Platte gezogen und liegt in einem sauber gearbeiteten Plexiglaskasten.

Für die Installation ohne Titel hat Damaris Kerkhoff in ihren Fundus gegriffen. Das Bild vom Schiff stammt aus ihrer Sammlung von Fotografien, sie hat es mit eine ihrer Zeichnungen zusammengefügt und beides in den Plexiglaskasten gesetzt. Der wiederum ist Teil einer Raum füllenden Installation, die die in Düsseldorf arbeitende Münsteranerin jetzt im Museum Kurhaus Kleve eingerichtet hat und die bis Ende Januar zu sehen ist. Gestern Abend wurde Damaris Kerkhoff in einer Feierstunde mit dem Werner-Deutsch-Preis für Junge Kunst ausgezeichnet. Der Preis wurde 2012 erstmals vergeben, ist mit 3000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung im Kurhaus verbunden.

Kerkhoff arbeitet vielschichtig, sagt Susanne Figner vom Museum Kurhaus. Figner war neben Kurhaus-Direktor Prof. Harald Kunde und Werner Steinecke in der Jury zu dem Preis, für den sich 105 Nachwuchskünstler beworben hatten. Die Jury machte die 27-Jährige einstimmig zur zweiten Deutsch-Preisträgerin. In ihren Arbeiten finden sich Zeichnungen, Collagen, sie verwendet Szenen, die sie im Internet findet und ausdruckt und mit eigenen Zeichnungen zusammenfügt, macht sich selbst zum Teil der Bilder, wenn sie ein gefundenes Foto in ihrer Armbeuge geklemmt wieder abfotografiert. Das Ganze arbeitet sie in Bildkästen zu plastischen Bildern. Andere wiederum scheinen aus dem Computer zu sein: Wie das Blatt zu "Szenen einer Ehe II" nach dem Film-Klassiker von Ingmar Bergmann. Doch was aussieht, wie eine misslungene Fotokopie, ist ein klassischer Holzdruck, anthrazitgrau aufs Papier gesetzt. Darauf wiederum arbeitet Kerkhoff dann mit Kreide mehrere gelbe Schwünge ein, die das monochrome Grau absetzen und dem Bild eine räumliche Tiefe geben. Ein schönes Blatt.

 Ausschnitt aus der großen Wandinstallation.

Ausschnitt aus der großen Wandinstallation.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Zur Rauminstallation in Kleve gehören auch mehrere textile Arbeiten. Hier "malt" Kerkhoff nicht auf die von ihr eingefärbte Leinwand, sondern schneidet Löcher hinein. Im Abstand zur Wand gehängt entsteht das Bild aus dem Faltenwurf und den Schatten, die die gelochte Leinwand auf die dahinter liegende Wand wirft.

"Die Zeit unmittelbar nach Studienende zählt zur wichtigsten in der Entwicklung zum Künstler - deshalb ist es gut, dass sich der Werner-Deutsch-Preis speziell an junge Künstler richtet", sagt Kunde. Für Kerkhoff lasse sich diese Zeit gut an, sagt der Museumsdirektor: Die Meisterschülerin von Rosemarie Trockel wurde nicht nur mit dem Deutsch-Preis ausgezeichnet, sie ist ebenso Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ihre raumgreifenden stillen Installationen sieht sie auch in der Tradition des Minimalismus.

(RP)
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