Kreis Kleve Deutsche Rotarier treffen sich in Kleve
Kreis Kleve · Zwei Tage lang dreht sich in der Hochschule Rhein-Waal alles um das Thema "Ethik". Mehr als 350 Teilnehmer und hochrangige Referenten folgten der Einladung von Governor Joachim Reuter aus Moers zum Rotary-Tag.
Es fängt ganz einfach an. "Erwin ruft an. Peter bittet seinen Sohn, ihm am Telefon zu sagen, er sei nicht zu Hause. An der Kasse des Zoos sagt die Kassierin, sie sehe schon, dass die Kinder noch unter sechs sind. Der Vater bezahlt für die beiden Erwachsenen, wohlwissend, dass sein Sohn längst den Kindereintritt zahlen müsste. Wie weit ist es von den Notlügen im Alltag bis zum Vergehen eines Wirtschaftsprüfers oder DAX-Vorstandes, der bewusst gegen die Vorschriften verstößt?", fragt Dr. Joachim Reuter. Ethische Grundsatzfragen beschäftigen den Moerser seit vielen Jahren. Nun brachte er in seiner Funktion als Governor des Rotary-Distrikt 1870 das Thema auf die große Bühne. Beim Rotarytag diskutieren seit gestern in Kleve mehr als 350 Gäste aus ganz Deutschland, der Schweiz und Frankreich, welche Rolle Führungskräfte heute als Vorbilder für Ethik und Moral spielen.
Gastgeberin Prof. Dr. Marie-Louise Klotz, selbst Mitglied im Rotaryclub Kleve, sprach zu Beginn von einem "besonderen Tag" für die Hochschule. Die Gäste seien genau an der richtigen Stelle, denn die Hochschule Rhein-Waal sei ein junger Ort, der "ihre Gedanken lebt und trägt". Dr. Paul Bösken-Diebels vom Rotaryclub Geldern, der an diesem Wochenende die Veranstaltung moderiert, erläuterte im Vorfeld die Idee des Rotarytags. Vor fünf Jahren, als er das Amt des Governors innehatte, überlegte er mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, wie man deutlich machen könne, dass Rotary weder ein Honoratiorenclub noch ein Spendensammelverein, sondern eine Wertegemeinschaft ist. So entstand die Idee einer Tagung namens Rotarytag. Nach Mainz, Bremen, Köln und Freiburg ist nun Kleve der Ort der Veranstaltung.
Trotz einiger kurzfristiger Änderungen — so sagte FDP-Vorsitzender Christian Lindner ab, weil er heute in Aachen den Orden wider den tierischen Ernst bekommt — lockte eine außergewöhnliche Referentenliste die Besucher. Mit dabei sind unter anderem der Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Roland Tichy, Dr. Martin Kessler, der Leiter der Politikredaktion der Rheinischen Post, Christoph Frank, Oberstaatsanwalt und Vorsitzender des Deutschen Richterbundes oder Professor Joachim Starbatty vom Vorstand der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft. Zum Abschluss spricht heute Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Der Bogen der Themen reicht vom Konflikt der Quantenphysik mit der Religion (Vereinbarkeit von Vernunft und Glaube) über die Banken vor und nach der Krise und die Probleme der Gewaltenteilung bis zur Grundsatzfrage, ob Unternehmensethik in der Wettbewerbswirtschaft eine Quadratur des Kreises bedeutet. In den heutigen Workshops geht es auch konkret um das Alltagsleben in den Rotaryclubs und die Frage, ob man dort selbst wirklich den ethischen Ansprüchen gerecht wird. "Über Ethik wird sehr viel geredet, aber sie wird viel zu wenig angewandt", ist sich Joachim Reuter sicher.
Nur knochentrockene Debatte sollte es aber nicht sein. Gestern Abend trafen sich die Teilnehmer noch zu einem kommunikativen Abend unter dem Titel "Mensa, Musik und Miteinander". Für die locker-leichte Musikbegleitung sorgte das Salonorchester "Die Flege" aus Nijmegen, übrigens auch von einem Rotarier geleitet, dem Geiger und Sänger Hubert Hendricks.
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