Anna Bannach Die Anna Selbdritt unter der Lupe

Kleve · Die Restaurierung der alten Schnitzarbeit von Dries Holthuis geht weiter. Anna Banach untersucht die Eichenskulptur.

 Die Anna Selbdritt aus Warbeyen enstand vor 1500.

Die Anna Selbdritt aus Warbeyen enstand vor 1500.

Foto: katalog

Die Kölner Studentin Anna Bannach untersucht die beiden Figurengruppen der Anna Selbdritt aus Warbeyen und Kellen. Sie ist Restauratorin für Gemälde, Skulpturen und Moderne (B.A.) und macht das Projekt im Rahmen ihres Masterstudiums.

 Anna Bannach in der Kirche in Kellen.

Anna Bannach in der Kirche in Kellen.

Foto: Gottfried Evers

Sie arbeiten an der Figur aus Warbeyen für ihre Masterarbeit und nahmen die Kellener Skulptur für Ihr Projekt hinzu, warum?

Anna Bannach Die Warbeyener Anna Selbdritt ist Hauptobjekt meiner Untersuchung - die Kellener Skulptur ist nur eines der Referenzobjekte, jedoch aufgrund ihrer wunderbaren und ganzheitlich aus der Spätgotik erhaltenen Malschichten von besonderem Rang. Die vergleichende Fassungsuntersuchung zur Kellener Skulptur stellt für mich daher eine Besonderheit dar.

Wo liegt Ihr Augenmerk?

Bannach Die Frage nach der sog. Werk- und Fasstechnik, d.h. der Herstellung des Kunstobjektes sowie die Verwendung von Werkzeugen und mittelalterlichen Materialien, ist bei meiner Arbeit von besonderem Interesse, um Referenzobjekte miteinander in Bezug setzen zu können und der Frage einer Zuordnung nachgehen zu können.

Welche neuen Erkenntnisse erhoffen Sie, gewinnen zu können?

Bannach Die innerhalb des Masterprojektes erstellte Bestandserfassung der Warbeyener Skulptur zielt darauf ab, entscheidende Ergebnisse zu gewinnen, welche u.a. als Basis für die Entwicklung eines Konservierungs- und Restaurierungskonzeptes und somit für den Erhalt des Objektes unverzichtbar sind.

Wie machen Sie das?

Bannach Dafür werden verschiedene Untersuchungsmethoden angewendet: die Dokumentation des Zustands wie etwa Schäden oder spätere Überarbeitungen sowie der Bestand, die Fotodokumentation, Anfertigung von Kartierungen des Objektes, UV- und Röntgenuntersuchungen, Dendrochronologie, Pigmentanalysen, Stratigrafische Erfassung, etc.

Eine Stratigrafische Erfassung?

Bannach Unter der stratigrafischen Erfassung versteht man wortwörtlich eine "Schichtuntersuchung". Dabei wird die Fassung des Objektes eingehend unter dem Mikroskop betrachtet, um einzelne Malschichten in ihrer chronologischen Abfolge auf dem Holzträger und ihre jeweiligen Eigenschaften erfassen zu können. Die Ergebnisse werden neben der Dokumentation in Wort und Bild in einer gesonderten tabellarischer Form festgehalten. Die Auswertung von Schichtcharakteristika, ihre Zusammensetzungen und erkennbare Alterungs- und Schadensphänomenen helfen uns Restauratoren bei der Zuordnung von Bearbeitungsphasen und ihrer epochalen Einordnung.

Es geht also um die Anwendung wissenschaftlicher Techniken, die über die kunsthistorische Zuschreibung hinaus gehen?

Bannach Genau, so können auf diesem Wege wichtige technologische Erkenntnisse offen gelegt werden und somit das Forschungsgebiet zu einem der wichtigsten niederrheinischen Bildhauer erweitern.

Was heißt das?

Bannach Der Forschungsstand in Bezug auf Holthuys' Schaffen beruhte bisher auf rein stilistischen Zuordnungen innerhalb der kunsthistorischen Untersuchungen. Es existiert nur ein einziges Werk, welches ihm archivarisch zugesichert werden kann: die steinerne Madonna in der St. Viktorkirche zu Xanten. Diese galt bisher für die Zuordnung weiterer Werke als Ausgangspunkt im Bereich der Kunsthistorik. Da es sich bei den Werken um bedeutende Werke des niederrheinischen Raumes um 1500 handelt, ist die Ausweitung der Untersuchungen auf kunsttechnologischem Gebiet sehr erstrebenswert. Meine Arbeit soll ein Schritt in diese Richtung sein.

Danke für das Gespräch

DAS GESPRÄCH FÜHRTE MATTHIAS GRASS

(RP)
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