Bedburg-Hau-Moyland Die Landschaften des Niederrheins

Bedburg-Hau-Moyland · Sie haben den ganzen Niederrhein zusammengetragen: von Düsseldorf bis Arnheim, immer am Fluss entlang. Alle schönen Orte sind da, die Ausblicke, die Sichtachsen - und das zu allen Jahrhunderten. Nüchterne Bilder einer stillen Landschaft stehen neben der romantischen Überhöhung der Natur. Bilder ohne Menschen neben welche mit Kühen und Hirten, Kleve, Arnheim, Nimwegen entlang des Flusses und auf den Anhöhen die Burgen, Landzeichen setzten in der flachen Niederung die spitzen schlanken Türme der Kirchen. Und über allen hängt der hohe Himmel.

Der gibt der Ausstellung im Museum Schloss Moyland auch den Namen: "Der Himmel so weit. Landschaftsdarstellungen der Niederrheinlande" heißt die Ausstellung im Schloss, die Samstagabend um 18 Uhr eröffnet wurde und auf deren Rednerliste neben Baron Niklas van Steengracht als Sprecher der Stiftung und Dr. Bettina Paust als künstlerische Direktorin auch NRW-Kultusministerin Ute Schäfer steht. "Der Himmel so weit" trifft genau das, was alle Bilder über die Jahrhunderte hinweg eint: der hohe Himmel über der flachen Landschaft. Über 100 Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Fotos hat die Museumsmannschaft um Bettina Paust dabei zusammen getragen. Und stieß bei allen Museen, so Paust, auf "richtig großes Entgegenkommen". Dazu kommen aus dem Moyländer Bestand im rechten Flügel des Schlosses die Zeichnungen von Willem van Ouden und die Bilder von Hermann Teuber,

Die große Halle ist in drei Kabinette unterteilt, die in edlem Grau gestrichen sind. Darauf kommen die Altmeister ebenso prächtig zur Geltung, wie die der Gegenwart. Denn auch zum 21. Jahrhundert hat Moyland meisterliches zusammengetragen: eine wunderbare Landschaft von Gerhard Richter bei Hubbelrath und Andreas Gurskys berühmtes Rhein-Foto. Einer der wenigen Abzüge dieses digital bearbeiteten Fotos des Rheins bei Kaiserswerth erzielte bei einer Christie's-Auktion 2011 über drei Millionen Euro und war das teuerste Foto der Welt. Die Stiftung B.C. Koekkoek-Haus gab romantische Koekkoeks, die Niederländer sind mit Jan van Goyen dabei, aus Düsseldorf kamen nicht nur Bilder der Düsseldorfer Malerschule.

Dabei schuf nicht nur Gursky ein Idealbild des Flusses, als er Spaziergänger und Industrieanlagen aus dem Bild entfernte und sich allein auf den Fluss und die Grünstreifen konzentrierte. Gerade auch die romantischen Niederländer komponierten ihre niederrheinischen Landschaften - da wird der alte Rheinarm Kermisdal gerne auch mal zum breiten Strom, tauchen Felsen auf, wo keine sind. Die Begeisterung der Niederländer für den Rhein gründet auch in den unerwarteten Höhen um Kleve, die steil über der sonst so flachen Niederung stehen.

Letztlich lädt die Ausstellung ein, sich in die Natur-Bilder fallenzulassen, die Gemälde zu genießen. Aber auch zu erleben, wie verschieden und doch irgendwie gleich die Landschaft über die Jahrhunderte bis heute interpretiert wird: Gleich bleibt stets der Himmel mit den majestätischen Wolken.

"Dass gerade Museum Schloss Moyland sich der Thematik angenommen hat, liegt auf der Hand: Das Haus steht innerhalb der Museumslandschaft Nordrhein-Westfalens für eine einzigartige Verbindung von Kultur und Natur", sagt Bettina Paust. Diese Symbiose sei in der gesamten museal genutzten Schloss- und Gartenanlage, die in die typische niederrheinische Landschaft eingebettet ist, für die Besucher zu erleben.

(RP)
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