Kleve Die Magie des britischen Künstlers

York Als ich mich im vergangenen Mai dazu entschlossen habe den Sommer über nach New York zugehen um einen Einblick in die pulsierende und unberechenbare Kunstwelt Nordamerikas zubekommen, ahnte ich nicht, wie schnell ich wieder mit meinem Geburtsort Kleve konfrontiert werden würde. Obwohl Kleve und New York im Wesentlichen nicht unterschiedlicher sein könnten, teilen beide Städte das Schicksal die Geschichten bedeutender Künstlerpersönlichkeiten erzählen zu dürfen.

Besonders durch die visionäre Arbeit von Guido de Werd und seinem Nachfolger Harald Kunde hat sich Kleve zu einer international renommierten Ausstellungsplattform entwickelt, die ein facettenreiches Künstlerportfolio vorweisen kann. Von den ganzen zahlreichen Ausstellungen sind mir persönlich die Werke von Richard Long besonders in Erinnerung geblieben. Long, ein britischer Land Art Künstler, der sich seit den 1960er Jahren einen Namen in der Kunstwelt durch monumentale Stein- und Wandarbeiten gemacht hat, wurde bereits zwei Mal, 2001 und 2013, im Museum Kurhaus Kleve gezeigt. Wie es der Zufall so will, stellte die Sperone Westwater Gallery in New York momentan Richard Long aus und schafft es für mich ein bisschen Kleve nach New York zu holen.

Es mag vielleicht skurril klingen, dass ein im englischen Bristol geborener Künstler mit seiner Ausstellung in New York eine Kunsthistorikerin mit Klever Wurzeln zur niederrheinischen Nostalgie treibt, aber das ist die faszinierender Magie der Kunst. Kunstwerke sind nicht nur zur visuellen Erheiterung da, sondern vernetzen die Vergangenheit mit der Gegenwart. Dass Richard Long zu meinem persönlichen Klever-Attribut geworden ist, mag daran liegen das zwei seiner im Rahmen der Ausstellungen entstandenen Arbeiten mittlerweile zum Inventar des Museum Kurhaus Kleve gehören und mich bei jedem Besuch erneut erfreuen. Long hat sein Lebenswerk der Natur gewidmet, so dass er bevorzugterweise in seinen Arbeiten Materialien aus der umliegenden Region verwendet, wie zum Beispiel bei seinem Werk "Rhine Driftwood" für das er 2001 einen ganzen Raum der kurfürstlichen Schlossanlage in Kleve mit Treibholz aus dem Rhein bespielt hat. Das durch die Gezeiten gezeichnete Holz erzählt seine eigene Geschichte, genauso wie Long in seinen Text- und Fotoarbeiten die Geschichten seiner Wanderungen verarbeitet.

Seine erste Einzelausstellung feiert der britische Künstler 1968 in der Konrad Fischer Galerie in Düsseldorf. 1975 gründen Konrad Fischer, der Italiener Gian Enzo Sperone und die Amerikanerin Angela Westwater in New York die "Sperone Westwater Fischer" Galerie und präsentieren 1976 ihre erste gemeinsame Richard Long Ausstellung. Seit 1982 trägt die Galerie den Namen "Sperone Westwater" und hat sich weltweit zu eine der renommiertesten Galerien für zeitgenössische Kunst entwickelt. Nach 40 Jahren Treue stellt das italienisch, amerikanische Duo in ihrer Ausstellung "Crescent to Cross" Long zum fünfzehnten Mal aus. Betritt man die imposanten Ausstellungsräume des von Norman Foster und Partner erbauten Galeriegebäudes, erblickt man als erstes ein sich über zwei Stockwerke erstreckendes Wandgemälde aus Ton.

Auch im Museum Kurhaus Kleve kann man heute noch eine an archaische Höhlenmalerei erinnernde Wandarbeit von Long bestaunen ("Rhine Mud Labyrinth", 2013). Long schafft es durch seine Arbeiten nicht nur, den Mensch und die Natur zu versöhnen, sondern kreiert Geschichten, an denen jeder teilhaben kann und die durch eigene Erlebnisse bereichert werden können. Die Ausstellung in New York ist alleine schon ein Besuch wert, aber meine damit verbundenen Erinnerungen an Kleve sind unbezahlbar, so dass ich mit Spannung meinem nächsten Besuch im Museum Kurhaus Kleve entgegen sehe.

(RP)
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