Kreis Kleve Die neue Förderschul-Landschaft

Kreis Kleve · Mit der Inklusion ändert sich das Modell der Förderschulen grundlegend. Eigentlich soll jedes Kind eine Regelschule besuchen können. Doch das ist längst nicht für jedes Kind ideal. Daher wird es weiterhin Förderschulen geben.

Noch herrscht keine Abschiedsstimmung an der Anne-Frank-Schule. "Es sind noch alle Lehrer da, auch hat noch kein Kind die Schule gewechselt. Ich habe den Eindruck, dass hier alle weiter an einem Strang ziehen", sagt Schulleiterin Judith Greven. Ihre Schule in Rees ist die erste, die ganz direkt die Auswirkungen des neuen Konzepts für die Förderschulen im Kreis Kleve zu spüren bekommt. Am 31. Juli 2015 wird die Schule aufgelöst. Lehrer und Schüler müssen auf andere Schulen wechseln. Doch mit bloßem Abwarten auf das Ende der Schule geben sich die Verantwortlichen nicht zufrieden: Erst vor kurzem hatten Kinder und Kollegium noch ein neues Projekt auf den Weg gebracht. Es gibt eine Schüler-Genossenschaft, die sogar mit einem Preis gewürdigt wurde. Judith Greven freut, dass es Signale gibt, dass dieses Projekt fortgeführt wird.

Für die Eltern steht jetzt die Entscheidung an, wohin sie ihr Kind künftig schicken. Bis zum 28. März müssen sie sich entschieden haben. Die Kinder können entweder auf eine Regelschule gehen oder nach Emmerich zur Grunewaldschule wechseln, die erhalten bleibt. Schwieriger wird es für die Kinder aus Kalkar. Die besuchen bislang die Anne-Frank-Schule. Mit dem neuen Konzept gibt es aber auch neue Schulbezirksgrenzen. Kinder aus Kalkar müssten nach Goch auf die Förderschule, wenn sie nicht in eine Regelschule wollen. Klar ist, dass die Kinder nicht im Klassenverband bleiben können. Die Lehrer sollen möglichst ihren Schülern folgen, so dass die Kinder vertraute Ansprechpartner an den neuen Schulen haben. Wie berichtet, ist das Konzept der Förderschulen jetzt vom Kreistag verabschiedet worden. Es war nötig geworden, weil das Land Schulen schließen wollte, die nicht genug Anmeldungen haben. Im Kreis hatte es noch einmal eine heftige Debatte gegeben, weil die Grünen das neue System kritisiert hatten. Es sei in unnötiger Eile erarbeitet und verabschiedet worden, der Partei wäre lieber gewesen, wenn die Regelschulen die Möglichkeiten schaffen würden, auch alle Kinder mit Förderbedarf aufzunehmen. Das hätte zur Folge gehabt, dass es gar keine Förderschulen mehr gibt.

Eben das wollten die anderen Fraktionen nicht. Man müsse nach dem Wohle der Kinder entschieden. Und eben nicht jedes Kind wolle auf eine Regelschule. "Wir müssen den Eltern weiter die Wahlmöglichkeit geben", so der Tenor. Eben das ist Hintergrund des neuen Konzeptes. Das sieht im Grundsatz vor, dass drei Förderschulen erhalten bleiben, die durch drei Teilstandorte ergänzt werden. Eine Sonderstellung nehmen Haus Freudenberg, die Don-Bosco-Schule und die Dietrich-Boenhoeffer-Schule ein. Sie werden vom Konzept nicht direkt tangiert, weil sie besondere Schwerpunkte setzen. Diese Einrichtungen bleiben wie bisher erhalten.

Um möglichst auch weiterhin in der Fläche vertreten zu sein, sieht das Konzept für die Förderschulen ein System mit drei Hauptstandorten und drei "Filialen" vor. Entsprechend der regionalen Zuordnung sind auch die Schuleinzugsbereiche gebildet worden. Das neue System stellt sich konkret so dar: Emmerich mit Teilstandort Kleve ist zuständig für die Kommunen Emmerich, Rees, Kleve und Kranenburg (Region nördliches Kreisgebiet), Goch (Region mittleres Kreisgebiet) für Goch, Bedburg-Hau, Kalkar, Weeze und Uedem, und Geldern (Region südliches Kreisgebiet) für Geldern, Kevelaer, Straelen, Kerken, Issum, Rheurdt und Wachtendonk).

(RP)
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