Kleve Die neue Ordnung im Klever Kurhaus

Kleve · Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde baute die ständige Sammlung des Museums um.

Kleve: Die neue Ordnung im Klever Kurhaus
Foto: Gottfried Evers

Balkenhols nackte Männer sonnen sich im Salon. Sie stehen da, als wären sie immer schon die Kurgäste gewesen, auf die die Salons im Friedrich-Wilhelms-Bad gewartet haben. Ruhig und relaxed stehen sie auf dem Stamm, aus dem sie gehauen sind, umgeben von den Frauenakten, die der Künstler Stephan Balkenhol auf Tafeln skizziert hat - als Bildhauerzeichnungen in typischen Posen. Seit Jahren gehören die Männer des Stuttgarter Bildhauers zu den Aushängeschildern des Klever Museums.

 Thomas Ruffs Porträts und im Saal Varga-Weisz Installation Galgenberg.

Thomas Ruffs Porträts und im Saal Varga-Weisz Installation Galgenberg.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Jetzt stehen sie erstmals im alten Friedrich-Wilhelm-Bad. Kleves Museumschef Prof. Harald Kunde hat das Kurhaus umgeräumt, hat die Räume neu interpretiert, die Sammlung neu geordnet und die Werke in spannende Zusammenhänge gestellt. Es lohnt, das Klever Museum zu erkunden und dabei den Reiz der zeitgenössischen Werke in den alten Salons zu erleben. Kunde lockt mit barocken Landschaftsbildern hinter die Minerva. Die weiße Göttin am Ende der Galerie hebt sich besser vom Hintergrund ab, der jetzt auch als Eingang in den anderen Museumsteil erkennbar ist, seit er in dunkler Farbe gestrichen ist.

Der Katharina-von-Kleve-Saal bleibt dem Mittelalter und der Renaissance gewidmet. Allein Balkenhols Mars, der "Eiserne Mann", darf sich als Bronze zwischen die Heiligen aus Holz mischen, die auf den Sockeln an der Betonwand gereiht sind. Er flankiert jetzt auf seiner goldenen Kugel stehend einen der drei Könige von Douwermann. Eng zusammengefügt sind die Bilder aus der Renaissance und die Fürstenporträts der Klever Herzöge. Schön die Cranach-Kopien der Sibylle von Cleve und ihres sächsischen Kurfürsten im selben Saal.

"Dunkler Schiefer, Ochsenblutrot und Tannengrün ordnen die Bestände der Renaissance und des Barock in einem räumlichen Farbklang, dass sowohl inhaltliche Zusammenhänge zwischen den Gruppen der Bildnisse, der Landschaftsdarstellungen und des Kunsthandwerks ablesbar werden", sagt Kunde. Auf diese Weise scheine die Geschichte der Herzöge von Kleve ebenso auf, wie die des Moritz von Nassau. Vor dunklem Grün soll der Handtuchhalter, der zur Zeit noch ausgeliehen ist, seinen Stammplatz bekommen.

Durch diesen neuen Raum fürs Klever Mittelalter geht es ins Foyer mit der Beuys-Wanne. Hier erst beginnt der Joseph-Beuys-Westflügel. Vom Foyer hinauf führt die neue Treppe in die Moderne: zwei große Foto-Porträts von Thomas Ruff flankieren wie Wächter den Eingang zum Spiegelsaal, im Salon zur linken Hand hat der Galgenberg von Paloma Varga-Weisz einen angemessenen Platz. Ihr Schnitzwerk der gemarterten und erdrosselten Schönen fasziniert gegenüber Balkenhols Männern.

Zu Varga-Weisz Installation hat Kunde Isa Genzkens Fotoarbeit gestellt, die der Neuordnung des Museums als Ausstellung den Namen gab: "Basic Research" (Grundlagenforschung). Die beiden Balkonräume dienen der Fotografie: Andreas Gurskys Pollock-Foto ist zu sehen, die Griethausen-Fotos von Axel Hütte.

Für Kunde umfasst die Neupräsentation drei Schritte: Der Beuys-Flügel wurde komplett umgestaltet, der Mittelaltersaal neu interpretiert und schließlich die Moderne in die alten Kursäle gelegt. Kunde will "durch die Konfrontation unterschiedlicher Kontexte inspirierende Sichtweisen erzeugen", erklärt er. Das Altbekannte solle mit neuen Augen gesehen werden. Das gelingt. Zumal Kunde das Ganze immer wieder bricht, wenn sich Werke wie die schwarze Ratte von Katharina Fritsch aus einem ganz anderen Zusammenhang in die Präsentation mischen und den Besucher irritieren.

(RP)
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