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Kleve Die schöne Müllerin in der Mitte der Kleinen Kirche in Kleve

Kleve · "In die Tiefe der Zeit" führte das vierte Konzert der Besonderen Reihe in der Kleinen Kirche an der Böllenstege. Zu Gast war das Ensemble Musikfabrik mit Margit Kern (Akkordeon), Hannah Weirich (Violine), Axel Porath (Viola & Programmkonzeption), Dirk Wietheger (Violoncello) sowie Schauspieler Bernt Hahn als Sprecher.

"In die Tiefe der Zeit" führte das vierte Konzert der Besonderen Reihe in der Kleinen Kirche an der Böllenstege. Zu Gast war das Ensemble Musikfabrik mit Margit Kern (Akkordeon), Hannah Weirich (Violine), Axel Porath (Viola & Programmkonzeption), Dirk Wietheger (Violoncello) sowie Schauspieler Bernt Hahn als Sprecher.

Gleich beim Eintreten fiel positiv die Bestuhlung ins Auge: rund um die in der Mitte positionierten Musiker saßen doppelreihig die Zuhörer, was für fast alle gute Sicht auf das Geschehen und ein optimales Hörerlebnis bedeutete.

Das durchdachte Konzept spielte mit den Gegensätzen von Wort und Musik: Bernt Hahn rezitierte aus "Die schöne Müllerin" von Wilhelm Müller zu musikalischen Auszügen aus Franz Schuberts gleichnamigem Liederzyklus sowie zeitgenössischen Werken von Georges Aperghis "Faux Mouvement" für Streichtrio, Klaus Hubers "Winter Seeds" in einer Fassung für Akkordeon und Streichtrio und abschließend Tashio Hosokawas "In die Tiefe der Zeit" für Viola und Akkordeon. Die entsprechende Bearbeitung der Werke für Akkordeon hatte allesamt Margit Kern vorgenommen.

Die Stimmung führte vom frohgemuten Aufbruch des Wanderers bis zu der Mühle, wo er sich in die schöne Müllerstochter verliebt, die sich jedoch einem angesehenen Jäger zuwendet, woraufhin sich der unglückliche Wanderer im Bach ertränkt. Hahns Stimme füllte mit Wohlklang die kleine Kirche voll aus - ein Sprecher, dem man Stunden hätte zuhören mögen. In der Umsetzung des Schubert-Zyklus' gingen Bratsche und Akkordeon eine schöne Symbiose ein; mit warmem Timbre wurden auch spritzige Elemente hervorgehoben. Die Harmonie der Musik und Worte unterbrach ein Einschnitt mit "Faux Mouvement". Ein Werk, das in einem Fluss aus Effekten von Pizzicato bis Glissandi auch den Humor des Komponisten zum Ausdruck brachte, nämlich wie sich die Instrumente anscheinend über das Fehlen einer Geige zum Quartett "unterhalten". "Winter Seeds" beinhaltete hör-fremde Elemente wie das Schrappen mit dem Fuß über Schmirgelpapier und eingestreute Worte aus Louis Aragons Hölderlin-Gedicht auf Französisch. Hubers Musik-Sprache richtete sich nicht nur nach dem Sujet, sie erschien kompromisslos experimentierfreudig, was das Ensemble Musikfabrik perfekt umsetzte. Gerne hätte man noch einmal Hahns Sprecherstimme zum Abschluss gehört; jedoch bildete eine ganze Klanglandschaft in Hosokawas "In die Tiefe der Zeit" mit langen, ineinander gleitenden Tönen und Klanginseln, die bald mit Knarztönen gewürzt auf einen fast schmerzlich ausgehaltenen, höchsten Ton vergingen (wie auch der Wanderer in den Tod geht) den Abschluss.

Die konsequente Einbeziehung des Akkordeons führte zu einem völlig neuen Höreindruck und das Ensemble Musikfabrik mit Berndt Hahn erntete langen Applaus für die spannungsvollen und höchst konsequent interpretierten Werken.

(RP)
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