Kranenburg Die Zugpferde des Waldes

Kranenburg · Die Buchenmast fällt in diesem Jahr extrem gut aus. Das wird genutzt, um den Reichswald auf natürliche Weise zu verjüngen. Damit die Sämlinge nicht auf dem Blätterteppich liegenbleiben, lockert ein Pferdegespann den Boden auf.

 Ein erfahrenes Gespann: Georg Stevens und seine Pferde "Sam" und "Sepp" arbeiten regelmäßig im Reichswald.

Ein erfahrenes Gespann: Georg Stevens und seine Pferde "Sam" und "Sepp" arbeiten regelmäßig im Reichswald.

Foto: Gottfried Evers

Ruhig ziehen die beiden Pferde Sam und Sepp den zweischarigen Pflug durch den Reichswald um die dicken Buchen herum. Der Eigentümer Georg Stevens führt sie an der Leine, gibt Befehle, wenn es nach rechts oder links gehen soll. Am Tag schafft das Gespann rund einen Hektar.

"Diese Auflockerung des Bodens ist wichtig für die Naturverjüngung des Waldes", erklärt Förster Joachim Böhmer vom Regionalforstamt Niederrhein, Forstbetriebsbezirk Materborn. "Wir setzen auf eine natürliche Vermehrung und unterstützen so die jungen Sämlinge, damit sie im Mineralboden keimen können."

 Das Pferdegespann lockert mit dem Pflug den Boden auf.

Das Pferdegespann lockert mit dem Pflug den Boden auf.

Foto: Evers Gottfried

Joachim Böhmer stellte fest, dass in diesem Herbst mit einer guten "Buchenmast" zu rechnen ist. "Das kommt eigentlich nur alle sechs Jahre vor, aber wahrscheinlich bedingt durch den Klimawandel haben sich die Abstände verkürzt."

Dieses Potenzial des Waldes will man sich zunutze machen. Durch intensive Tierhaltung in der Landwirtschaft sowie durch Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas haben sich die Stickstoffwerte in der Luft und letztendlich im Boden erhöht. Dadurch sinkt der PH Wert im Boden. Stickstoff lagert sich im Oberboden ab, dadurch zersetzen sich die Blätter nicht so schnell. Fallen jetzt die Früchte auf diesen Blätterteppich, können sie nicht anwachsen.

Da kommt dann das Pferdegespann zum Einsatz. Der Oberboden wird zur Seite geschoben, die herunterfallenden Bucheckern können im darunter liegenden Mineralboden von selbst anwachsen. Das achtjährige süddeutsche Kaltblut Sam und der zehnjährige Tiroler Noriker Sepp verstehen ihr "Handwerk". Gemeinsam mit dem Besitzer Georg Stevens bilden sie ein Team. "Um solche Arbeiten verrichten zu können, muss Vertrauen auf beiden Seiten bestehen", so der Pferde-Fachmann, der die beiden Tiere selbst ausgebildet hat - auch für Planwagenfahrten, zum Holzrücken und für land- und forstwirtschaftliche Arbeiten. Früher übernahmen Trecker diese Auflockerungsarbeiten. Doch die Pferde bearbeiten den Boden schonender, sie haben sich bewährt, weil der Bodendruck nicht so hoch ist wie bei Maschinen und dadurch der Boden nicht verdichtet wird. Außerdem kommen sie näher an die Bäume heran und besser um die Bäume herum.

Bei Neu-Pflanzungen setzt man etwa 1000 bis 3000 Pflanzen pro Hektar, die Natur lässt rund 20.000 und mehr neue Bäume wachsen. Für den Förster bedeutet so eine Naturpflanzung viel Beobachtung. Die Buche ist zwar ein Schattenbaum, braucht aber auch Licht zum Wachsen. Also müssen hier und da einige der rund 35 bis 40 Meter und bis zu 180 Jahre alten Buchen weichen, damit die Neulinge gedeihen können. Nur darf man auch nicht zu viele Bäume wegsägen, weil sonst Brombeere, Himbeere und Adlerfarn überhand nehmen und die neuen Buchensämlinge überwuchern. "Da braucht man schon Fingerspitzengefühl, damit sich genügend junge Bäume unter den Altbäumen ansiedeln können", sagt Förster Böhmer. Da, wo die Fläche bereits überwuchert ist, kann man nur durch Rodung von Brombeere und Adlerfarn neue Bäume ansiedeln.

Insgesamt fünf Hektar werden zurzeit im Wald bei Kleve und Kranenburg-Nütterden so bearbeitet. "Wir haben das auch schon im Sternenbusch-Wald und im Tiergartenwald gemacht", erzählt Joachim Böhmer. Nur so bleibt der Wald gesund, wenn er regelmäßig verjüngt wird. "Da ist es am besten, das vorhandene Potenzial zu nutzen", so der Förster.

(RP)
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