Kleve Dieter erobert taktvoll den Schlüssel

Kleve · Beim Rathaussturm schlug sich Kleves stellvertretender Bürgermeister Joachim Schmidt prächtig, als er das Josefshaus der Fraktionen gegen die geballte Klever Narrenschar verteidigte. Nur singen kann er nicht. Jetzt regieren die Narren.

 Sturm auch ohne Rathaus: den Schlüssel zum Josefshaus eroberte Dieter der Taktvolle mit viel Taktgefühl – aber Kleves stellvertretender Bürgermeister Joachim Schmidt verteidigte das Haus der Fraktionen geschickt.

Sturm auch ohne Rathaus: den Schlüssel zum Josefshaus eroberte Dieter der Taktvolle mit viel Taktgefühl – aber Kleves stellvertretender Bürgermeister Joachim Schmidt verteidigte das Haus der Fraktionen geschickt.

Foto: RP-Fotos (2). Stade

Joachim Schmidt vertrat den erkrankten Klever Bürgermeister Theo Brauer prächtig und verteidigte geschickt das altehrwürdige Josefshaus gegen die anstürmenden Narren rund um den Klever Prinzen Dieter "der Taktvolle". Denn der wollte partout den Schlüssel zum Rathaus haben. Doch wo das Klever Rathaus war, ist jetzt eine Baugrube. Für Schmidt war klar: Das sind die Narren schuld. Denn als voriges Jahr der Klever Bürgermeister die Schlüssel übergeben hatte, sei wenig später nur noch die Grube da gewesen, wo sonst das Rathaus war. "Bürgermeister Brauer war ganz traurig, nicht einmal die Klinker hatten die Narren ihm gelassen", sagte Schmidt. Sein Fazit: "Ihr kriegt den Schlüssel nicht. Ihr nicht", sagt Schmidt.

Das konnte der Taktvolle natürlich nicht auf sich sitzen lassen und forderte Schmidt zum musikalischen Wettstreit heraus: Sängerin Sandra legte mit Karnevalsschlagern vor. Da konnte Schmidt nicht mithalten. Der Prinz legte mit Trommeln nach. Das war kein Problem für den Bürgermeister, auch wenn der eigentliche Schlagzeuger Brauer krank war. Doch dann musste Schmidt doch noch aufgeben, er hätte singen üben sollen: Unter kräftigem Helau reckte Dieter "der Taktvolle" den goldenen Schlüssel in die Höh'.

 Die Klever Narrenschar vor der Bühne des KRK, auf dem Bürgermeister und Prinz um den Schlüssel rangen.

Die Klever Narrenschar vor der Bühne des KRK, auf dem Bürgermeister und Prinz um den Schlüssel rangen.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Zuvor hatten schon die Fraktionen den viel zu engen Wagen, den die Karnevalisten Jahr für Jahr als Bühne nutzen, räumen müssen. Aber erst, als Schmidt sie auf Knieen bat. Dabei waren sie bestens gewappnet: Die CDU marschierte als Blechtrommler auf — hatten sie doch wie einst Oskar Matzerath oft genug den Verwaltungs-Trott aus dem Tritt und so auf Trab gebracht, dass der Bürgermeister selbst die verloren geglaubten Klinker wieder zurückbekommt. Die FDP wiederum war als Wächter des Netelenhorst wie einsame Ritter aufmarschiert. Und die SPD kam mit rotem Bauhelm und Eimerchen voller prächtiger Kamelle und empfing die aufmarschierenden Klever Narren mit einem Regen aus Bonbons.

Die Klever Jecken hatten sich Gesellschaft für Gesellschaft rund um den Fischmarkt gesammelt und waren um Punkt 11.11 Uhr mit klingendem Spiel gen Rathaus gezogen, begleitet über Große- und Kavarinerstraße von einem Spalier der Klever Narren, aus dem so manches "Helau" herüber schallte: Von den froschgrünen Kellener Quakern über die roten Schwanenfunker bis zu den neuen Klevse Frünn — in Himmelbleu.

Und Last not Least kam die Germania aus Materborn, die den Prinzen stellt. Dessen Garde rückte mit herrlich zappelnden Narrenkappen an, deren Glöckchen klangen. (Doch da konnte Schmidt mit glitzernd blinkendem Bürgermeister-Zylinder gegenhalten). Die Flying Familli hatte ein kräftiges Liedchen auf den Lippen, das sogar die Retorte aus dem Lautsprecher übertönte, die Bullen brachten für später ihr "Männchen-Ballett" mit. Alle wurden sie von der Bühne aus begrüßt vom Moderator des Klever Rosenmontags-Komitee, Vizepräsident Jochen van Heek.

"Du musst statt ins Rathaus ins Josefshaus — das ist schon voll und bunt: Es gibt schwatte, rooje, gröne und gääle. Und dann sind da noch die Offenen Klever. Aber die wissen nicht, welche Farbe sie haben, die machen noch 'ne Denkpause", riet Bürgermeister Schmidt dem Prinzen ab, in dieses "Ersatz-Rathaus" zu ziehen. Auch ein Pott Farbe für das seit 20 Jahren nicht mehr gestrichene Josefshaus konnte Schmidt nicht überzeugen. Den Farbeimer wolle er dem Hausmanager der Stadt übergeben — mit dem habe er sowieso noch ein paar Takte in Sachen Anstrich zu reden, meinte Schmidt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort