Kleve Domians "Verschwörungstheorien"

Kleve · Kult-Moderator Jürgen Domian in der Klever Stadthalle

Im Dezember vergangenen Jahres fand das beliebte Radio- und Fernsehformat "Domian" ein Ende -zu sehr hatte die jahrzehntelange Nachtschicht dem 59-Jährigen zuletzt zugesetzt. Auch auf Anraten seiner Ärzte moderierte Domian kurz vor Weihnachten die letzte Folge des Kult-Formates, in dem er fremden Anrufern nachts als einfühlsamer Zuhörer und Ratgeber zu wechselnden Themen zur Verfügung stand. Nach dem Ende seiner Sendung ist Jürgen Domian nun auf Tournee gegangen, und machte am Dienstagabend mit dem Programm "Domian redet" auch Station in der Klever Stadthalle.

Dabei sahen die Gäste den Moderator mit der vertrauenerweckenden Stimme in ungewohnter Rolle: Während er in seiner Sendung für die Fragen zuständig war, wurde er auf der Bühne der Stadthalle von 1LIVE-Kollege Andreas Bursche interviewt und ließ 21 Jahre "Domian" Revue passieren. Traurige Geschichten hörte Jürgen Domian dort regelmäßig: "Ich erinnere mich an einen Anrufer namens Hubert, der sagte, er rufe aus dem Sterbebett an. Da rutschte mir erstmal das Herz in die Hose", erinnert sich der Moderator an seinen ersten sterbenskranken Anrufer. "Ich wusste nicht genau, wie ich das Gespräch angehen soll, deswegen sprach ich so mit Hubert, wie ich auch privat mit ihm über dieses schwierige Thema geredet hätte", so Domian.

Der Leukämiekranke rief aus demselben Grund wie so viele von Domians Anrufern an: Weil er einsam war und jemanden zum Reden brauchte. "Im Anschluss an die Sendung meldeten sich zahlreiche Zuhörer, die Hubert in seiner Einsamkeit beistehen wollten", erinnerte sich der Moderator. Sein Team prüfte die Anfragen und vermittelte Telefongespräche zwischen Hubert und einigen Zuhörern, bis dieser wenige Wochen später verstarb.

Traurige Schicksale wie dieses habe er des Öfteren mit nach Hause genommen, schilderte Domian den Klever Zuhörern. Bei einem Glas Rotwein und einer Folge "The Simpsons" habe er dann das Erfahrene verarbeitet, bis er wie gewohnt kurz vor dem Morgengrauen schlafen ging und nachts um 1 Uhr zur nächsten Sendung antrat.

Natürlich gab es auch genügend Erheiterndes zu berichten: Zum Beispiel vom 62-jährigen Siegfried, der erklärte, er sei ein Außerirdischer aus einem anderen Universum -, vom unsterblichen Esoteriker oder vom Verschwörungstheoretiker Manuel, der Domian weismachen wollte, dass die Erde eben doch eine Scheibe sei. Da sind selbst dem geduldigen Moderator die Pferde durchgegangen, und es platzte aus ihm raus: "Spinnst Du?"

Den Gästen in der Stadthalle gefiel Domians Programm, das neben entspannten Gesprächen zwischen Bursche und Domian auch einige Mitschnitte aus alten Sendungen enthielt. Nach abschließender Fragerunde mit dem Publikum gab's viel Applaus für den Moderator, der 2017 noch einiges vorhat: Nach Ende der bereits verlängerten Tour soll gegen Jahresende sein neuer Roman "Dämonen: Hansens Geschichte" erscheinen, der einen lebensmüden Mann mit Suizidabsicht nach Lappland begleitet.

(RP)
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