Rp-Serie Unserer Seelsorger (44): Pastor Albert Niewerth Dunkle Zeiten und Lichtblicke

Kleve · Pfarrer Albert Niewerth wirkte von 1948 bis 1966 als Seelsorger in Hassum. 1899 in Westfalen geboren, starb er dort auch 1975.

Goch-Hassum Das waren noch Zeiten, als jedes kleine Dorf einen eigenen Pastor hatte. Und "Heerohme" hatte sogar Zeit für seine Hobbys. So liebte Albert Niewerth, Pfarrer in Hassum von 1948 bis 1966, das Kartenspiel "Doppelkopf" zusammen mit den Bauern der Ortschaft.

"Das konnte bis in die Morgenstunden gehen", erinnert sich Leo Schoonhoven (67), der von 1956 bis 1964 häufig als Messdiener für die Frühmesse um sieben Uhr eingeteilt war. Johannes Roelofs (89) erlebte den Geistlichen vor allem als Mitglied des Kirchenchores. "Der Pastor kam regelmäßig zur Chorprobe, und wir brachten ihm zum Geburtstag ein Ständchen", sagt der Ur-Hassumer: "1948 hat unser Chor zum Bau der Notkirche beigetragen und Steine geklopft." Unter dem Chorleiter Hermann Mies sang der Chor lateinische Messen und gregorianischen Choral, liturgische Gesänge, die dem Seelsorger gefielen.

Heinz Janssen (74) traf den Pastor ebenfalls als Messdiener und durch die Besuche des geistlichen Herrn bei seiner Mutter, die Vorsitzende des Müttervereins war. Der heute 74-Jährige hat als Ministrant den Pfarrer auf seinem Weg zu den Kranken und Sterbenden mit einem Glöckchen begleitet.

Albert Niewerth wurde am 21. November 1899 in Wessum/Westf. geboren. Im Hohen Dom zu Münster wurde er am 22. Februar 1926 durch Bischof Johannes Poggenburg zum Priester geweiht. Zunächst war er Kaplan in Repelen. Am 19. November 1948 wurde er als Pfarrer in Hassum eingeführt. Seine erste Aufgabe war hier, den bereits unter Pfarrer Coesfeld begonnenen Kirchenneubau zu vollenden. Im November 1949 war es dann soweit, dass das Allerheiligste in die fertiggestellte Kirche übertragen werden konnte. Am 22. November 1949 wurde das zunächst als Notkirche gedachte Gotteshaus durch den Weihbischof von Münster, Heinrich Roleff, konsekriert. Pfarrer Niewerth feierte sein 25- und 40-jähriges Priesterjubiläum in Hassum, wo er in den 18 Jahren liebevoll von seiner Haushälterin Agnes Jeiler betreut wurde. Er war Präses der St.-Willibrord-Bruderschaft 1904 und führte ein, dass ab 1950 die Krönung des Königspaares in der Kirche vorgenommen wurde, während früher die Königskette dem neuen König nach dem erfolgreichen Schuss überreicht wurde. Pastor Niewerth weihte am 25. November 1956 die Krieger-Gedächtniskapelle mit den Namen der Gefallenen und Ziviltoten von Hassum ein. Die Zeitzeugen erinnern sich an ihre Erstkommunion in Hassum. "Nach der Erstkommunion-Feiermesse am Morgen gab es, zusammen mit den Lehrpersonen, ein Frühstück mit Ostereiern bei Pastor Niewerth. Danach folgte das Hochamt und anschließend die Feier zuhause", erzählt Heinz Janssen. Beim Ewigen Gebet kamen die Pastöre der "vier Evangelisten" aus Asperden, Kessel, Hommersum und Hassum zusammen. Pfarrer Niewerth schickte die Kinder in den 1. April: "Ich brauche den Tabernakel-Vermesser beim Küster." Und der Küster schickte die Kinder weiter.

Gerne ging der Pfarrer auf die Jagd. Der Jagdscheinbesitzer suchte bei der Treibjagd stets den besten Platz, was den Jagdherrn, die Jäger und Treiber auf die Idee brachten, ihn einfach einmal "sitzen zu lassen" und zum nächsten Treiben überzugehen. Pfarrer Niewerth verließ die Pfarrei Hassum aus gesundheitlichen Gründen im Oktober 1966 und übernahm die kleine Pfarrei Hansell-Altenberge/Westf. Dort starb er am 23. August 1975.

(RP)
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