Kleve DVS-Kursstätte bildet Flüchtlinge aus

Kleve · Junge Leute, die fit für eine Ausbildung werden wollen, und Ältere, die auf einen besseren Job hoffen, können in Kleve an Schweißer-Kursen teilnehmen. Sprachunterricht gibt's dazu. Berufsaussichten werden mit DVS-Zertifikat besser.

 Siegfried Braun, Michael Sahlmen, Maamou Jamie und Mahmud Mahmud (von links) in der DVS-Kursstätte.

Siegfried Braun, Michael Sahlmen, Maamou Jamie und Mahmud Mahmud (von links) in der DVS-Kursstätte.

Foto: Gottfried Evers

Sie sind 40 und 43 Jahre alt, gehören also nicht mehr ganz der Altersklasse an, die üblicherweise in Ausbildung ist. Aber als Lernende in der Klever DVS-Kursstätte fallen die beiden Syrer dennoch nicht nennenswert aus dem Rahmen, denn dank der Unterstützung durch die Arbeitsagentur nehmen regelmäßig auch reifere Menschen an den Schweißer-Kursen teil. "Wir fühlen uns als Dienstleister für die heimische Wirtschaft", sagt Adolf Schreiber, der bis 2009 Leiter der Kursstätte war und dort auch im Ruhestand noch an einem Tag in der Woche beratend tätig ist. Außerdem findet er es wichtig, den Flüchtlingen, die in Deutschland bleiben, eine Zukunftsperspektive zu geben.

Womit schon die erste Voraussetzung angesprochen ist, an einem DVS-Kursus teilzunehmen: ein anerkannter Flüchtlingsstatus. Nur wer zumindest ein vorläufiges Bleiberecht hat, kann berücksichtigt werden. So wie die beiden Syrer, die nach eigener Aussage auch in der Heimat schon mit Metall gearbeitet haben. "Hier in Deutschland müssen sie aber nicht nur Kenntnisse nachweisen, sondern auch Zertifikate", erklärt Michael Sahlmen, der heutige Leiter der Kursstätte Kleve. Innerhalb von zehn Monaten werden die Männer fit in allen Bereichen des Schweißens gemacht und lernen auch sonst noch eine Menge über den Umgang mit Metall. In metallverarbeitenden Betrieben und auf vielen Baustellen sind die Absolventen der Kurse gefragt.

"Um an unserem Angebot teilnehmen zu können, müssen sie nicht nur eine Bleibeperspektive haben, sondern auch einen Integrationskursus erfolgreich absolviert haben", weiß Schreiber. Im Schweißer-Kursus geht das Deutsch-Lernen weiter: Regelmäßig kommt ein Lehrer hinzu, der nicht nur allgemeinen Deutschunterricht gibt, sondern auch die benötigte Metaller-Fachsprache einbezieht.

Unter 25-Jährige, an die bei dem Projekt besonders gedacht wird, werden vom Job-Center des Kreises und über die Arbeitsagentur unterstützt. "15 Leute könnten wir parallel ausbilden, bisher haben drei den Kursus abgeschlossen und sind danach in Ausbildung oder Arbeit vermittelt worden", sagt Sahlmen stolz. Weitere bereiten sich auf die Prüfungen vor. Aber das sind längst nicht so viele, wie es sein könnten. "Weil viele der Flüchtlinge lieber gleich arbeiten wollen. Als ungelernte Saisonarbeiter verdienen sie einige Monate Geld, stehen aber im Winter meist ohne Job da", stellt Schreiber besorgt fest. Am ehesten funktioniere die Aus- oder Weiterbildung bei jungen Leuten, die noch bei ihren Eltern lebten und keine eigene Familie zu versorgen hätten.

Wer die Zeit bei der DVS gut nutzt, hat später gute Berufsaussichten, sind sich die "alten" Praktiker sicher. Denn es fehlen grundsätzlich Fachkräfte, und Schweißer würden vielfach gebraucht. Darauf setzen auch die beiden Syrer, die derzeit an Werk- und Schulbank büffeln. Wenn sie dauerhaft bleiben können und eine feste Stelle haben, hat sich der Einsatz gelohnt, wissen sie.

(RP)
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