Kleve Ein breites Bündnis gegen die Maut

Kleve · Händler, Gastronomen, Klever Marketing, die Niederrheinische IHK und Ludger van Bebber, Flughafen-Chef in Weeze, sind sich einig: Die Maut muss verhindert werden. Das ist ein Ergebnis der Zukunftswerkstatt von RP und Volksbank.

 Frank Ruffing, Marc Cattelaens, Matthias Grass, Lothar Quartier, Nina Kiesow, Ute Schulze-Heiming, Max Ingo Festing, Ludger van Bebber, Jörg Hopmanns und Ocke Hamann (von links) trafen sich zur Zukunftswerkstatt.

Frank Ruffing, Marc Cattelaens, Matthias Grass, Lothar Quartier, Nina Kiesow, Ute Schulze-Heiming, Max Ingo Festing, Ludger van Bebber, Jörg Hopmanns und Ocke Hamann (von links) trafen sich zur Zukunftswerkstatt.

Foto: Gottfried Evers

Selten erzielte ein Thema bei der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland eine so große Einigkeit wie dieses Mal. Zur Debatte standen die Pläne von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zur Einführung der Maut.

Jörg Hopmanns, Inhaber des gleichnamigen Modegeschäfts in Kleve, sagte unmissverständlich: "Die Maut ist in Gänze abzulehnen. Kommt sie, werden die Holländer nicht mehr nach Kleve kommen, weil sie ja quasi Eintritt zahlen müssten. Und Kleve lebt von den Holländern."

Lothar Quartier, Geschäftsführer der Metzgerei Quartier GmbH, erinnert sich noch gut an den Moment, als er in der Rheinischen Post las, dass die Maut nicht nur auf Autobahnen, sondern auch auf Land- und Bundesstraßen eingeführt werden soll. "Das war ein Schreck in der Morgenstunde. Im Kleverland sind fünf von elf Geschäften abhängig von den Holländern", sagte Quartier. In seiner Metzgerei in Kranenburg und in seinem Imbiss CurryQ in Goch sei beispielsweise jeweils die Hälfte der Kunden Niederländer.

Das ist Alexander Dobrindt
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Foto: dpa, Maurizio Gambarini

Ocke Hamann, Geschäftsbereichsleiter Gesamt- und Regionalwirtschaft, Industrie, Verkehr und Logistik bei der Niederrheinischen Handelskammer, hatt einige Zahlen im Gepäck: "Der Verkehrsteilnehmer steuern jetzt schon 50 Milliarden Euro durch Lkw-Maut und Mineralölsteuer zur Finanzierung der Infrastruktur bei. Der Bund beteiligt sich hingegen nur mit 5 Milliarden Euro", erläuterte Hamann. Und auf den Kreis Kleve bezogen sagte der Verkehrsexperte: "6 Prozent der Einzelhändler sind abhängig davon, dass Niederländer hier einkaufen. Unsere Nachbar bringen im Kreis Kleve 100 Millionen Euro Umsatz." Extrem betroffen, wenn die Maut käme, seien beispielsweise Schwimmbäder in Grenzregionen, die 70 Prozent ihres Umsatzes mit den Niederländern erwirtschafteten.

Fragen und Antworten zur Pkw-Maut
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Foto: dpa, Marius Becker

Ludger van Bebber, Geschäftsführer des Flughafens Weeze, ist ein entschiedener Gegner der Maut. Sie stünde im Koalitionsvertrag, obwohl bislang keine seriöse Folgenabschätzung erfolgt sei. "Ich sehe keinen einzigen Punkt, der für die Maut spricht", sagte van Bebber. Die Maut sei vergleichbar mit der Luftverkehrsabgabe, die vor allem den Regionalflughäfen viele Verluste eingefahren habe.

Für Max Ingo Festing, Geschäftsführer der Saturn Kleve mbH und zweiter Vorsitzender des Klever City Netzwerks, hat Maut den Deutschen bereits jetzt ein Imageproblem beschert. "Das bringt einen unangenehmen Beigeschmack, wirkt wie ein deutscher Alleingang. Die Gleichbehandlung in der EU wird verletzt", findet Festing. Er ist sich sicher, dass die Niederländer sich im Zweifel gegen einen Besuch im Nachbarland entschieden, wenn die Maut käme, frei nach dem Motto: "Ach nein, da fahre ich jetzt lieber nicht rüber."

Nina Kiesow, Inhaberin des Lederwarengeschaft Kiesow bags + travel, fände es inakzeptabel, "wenn wir Händler hier unseren niederländischen Kunden ein Einkaufserlebnis bieten und das dann durch die Maut kaputt gemacht würde".

Ins gleiche Horn bläst auch Jörg Hopmanns: "Im Kreis Kleve wird Europa gelebt. Wir haben hier einen regen Austausch mit unseren Nachbarn. Das würde mit der Maut zerstört."

Den Vorschlag des Abends brachte Ute Schulze-Heiming, die Geschäftsführerin von Kleve Stadtmarketing. Sie brachte die Stadt Nordhorn in Niedersachsen ins Spiel. Dort werden Aufkleber an interessierte Autofahrer verteilt, auf denen ein durchgestrichenes Maut-Schild und der Slogan "Für die Region - gegen Maut" zu sehen ist. "Mit einem solchen Aufkleber bekennt man sich zu einer offenen Grenzregion", sagte Schulze-Heiming. Das fanden auch die anderen Diskussionsteilnehmer gut. Jetzt wollen Kleve Marketing und das Klever Citynetzwerk sich darum bemühen, den bei der Zukunftswerkstatt entstandenen Plan umzusetzen. So könnten bald viele Autos im Kreis Kleve einen bunten Anti-Maut-Aufkleber tragen.

(RP)
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