Kleve Ein Ehrenmal als Schandfleck

Kleve · Auf der Wiese am Erlenbusch stand einst das historische Schützenhaus Kleves, das 2001 den Weg alles Irdischen ging. Geblieben ist ein Denkmal. Es erinnert an die Gefallenen der Kriege und befindet sich in einem erbärmlichen Zustand.

 Das vergessene Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen Schützen.

Das vergessene Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen Schützen.

Foto: MVO

Rudolf Hallbaur gehört zu den Menschen, die das Grauen des Zweiten Weltkriegs noch am eigenen Leib erfahren mussten. Hallbaur wohnt seit 35 Jahren in Kleve und ist 92 Jahre alt. Er war Flieger und sollte in den letzten Kriegstagen noch für den "Endsieg" sorgen. Sein Glück war, dass es kein Benzin mehr gab und die Flugzeuge am Boden blieben. Sein Vater und Bruder sind im Krieg gefallen. "Ich kann die Gewaltverbrechen nicht vergessen. Aber wir sollten es auch ohnehin nicht versuchen", sagt der 92-Jährige. Doch kommen ihm täglich Zweifel, ob in Kleve der Umgang mit diesem Teil der deutschen Geschichte, der richtige ist. An jedem Morgen dreht er zu Fuß eine Runde. Sein Spaziergang führt ihn auch über die Wiese am Erlenbusch, auf der einst das alte Klever Schützenhaus stand. Der Bau wurde 2001 abgerissen. Stehengeblieben ist auf der Wiese ein Denkmal, das an Gefallene der Weltkriege erinnert. Für den Klever ist das Ehrenmal zu einem Schandfleck verkommen. "Es zerfällt. Unkraut wächst aus den Rissen heraus, die Soldatenköpfe bröckeln immer weiter ab", sagt der Senior. Es gehe dort darum, der Opfer zu Gedenken. Aber so gerate der Krieg in Vergessenheit. Für Rudolf Hallbaur ein unrühmlicher Umgang mit der Geschichte. Mit seiner Kritik steht er nicht alleine da. Für Wiltrud Schnütgen vom Klevischen Verein geht dort auch ein Kunstwerk des renommierten Klever Bildhauers Josef Brüx verloren. "Es fällt auseinander - und es ist ein unrühmlicher Umgang mit der Stele. Ich stehe Kriegerdenkmälern kritisch gegenüber. Aber Brüx war ein moderner Künstler."

Ebenso bewertet die Historikern Helga Ullrich-Scheyda das zu einem Schandfleck verkommene Ehrenmal. "Auch Kriegerdenkmäler haben eine Bedeutung und ihre Berechtigung. Sie sind Zeugnisse ihrer Zeit." Die Stadt müsse sich darum kümmern und es instand halten, so die Historikerin.

Das fünf Meter hohe Ehrenmal wurde zunächst für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Schützen errichtet. Durch eine weitere Inschrift wird mit ihm auch der Toten des Zweiten Weltkriegs gedacht. Bereits vor acht Jahren hatte eine Diplom-Restauratorin des LVR-Amts für Denkmalpflege in einem von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten auf den miserablen Zustand hingewiesen und etliche Maßnahmen empfohlen, um das Brüx-Werk vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Noch steht das Ehrenmal nicht in der Denkmalliste der Stadt Kleve. Für Andreas Stürmer vom LVR-Amt erfüllt es jedoch die Voraussetzungen, dort aufgenommen zu werden. Nach Ansicht des Landeskonservators wäre es sinnvoll, den Wert des Denkmals abschließend zu prüfen, um das Kunstwerk in die Liste einzutragen. Damit verbunden wäre dann auch die Pflege der Stele. Es macht Sinn, diese in einen vorzeigbaren Zustand zu bringen, da es 2018 auch einen besonderen Anlass dafür gibt.

Die Stadt Kleve will sich erst heute zu der Thematik äußern.

(jan)
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