Bedburg-Hau-Moyland Ein europäischer Blick auf die Geisha

Bedburg-Hau-Moyland · In Museum Schloss Moyland wird heute die Ausstellung "Aus dem Land der aufgehenden Sonne. Emil Orlik und Japan" eröffnet. Der Prager Künstler reiste um 1900 in den fernen Osten und skizzierte seine Eindrücke im fremden Land.

 Emil Orlik porträtierte die Geisha 1900.

Emil Orlik porträtierte die Geisha 1900.

Foto: Gottfried Evers

Er wollte das wahre Japan finden und brach auf zu einer wochenlangen Reise über die Ozeane: Der Prager Emil Orlik schiffte 1900 ein, um das Land der aufgehenden Sonne zu erkunden. Er hatte sich mitreißen lassen von der Begeisterung der Jugendstilkünstler über den japanischen Holzschnitt, über die wunderbaren Farben und die Technik. Die Technik, die dem Holzschnitt in Europa so überlegen schien, wie Orlik bald urteilte. Diese Technik wollte er bei den Meistern dort im fernen Ostenerlernen - und zurück nach Europa bringen.

 Ein Band für viele Bilder: Blick in die Ausstellungshalle.

Ein Band für viele Bilder: Blick in die Ausstellungshalle.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der 30-jährige Künstler begegnete in Tokio allerdings einem Land im Umbruch. Japan hatte sich Mitte des 19. Jahrhunderts geöffnet. Er sah den "scheußlichen modernen Firniss" (so Orlik in einem seiner Briefe) der sich über das alte Japan legte, er sah aber auch die alte Kultur des Landes. Orlik klagte über amerikanische Globetrotter und über die Meiji-Regierung, die das traditionelle Japan abschreibe. Bald erfuhr der Deutsche auch von den Strömungen, diese alte Kultur zu bewahren. Orlik wurde auf seiner ersten Japan-Reise zum Beobachter wie zum Lernenden: Er skizzierte, was er sah, schaute mit dem künstlerischen Blick des Europäers auf die fremde Kultur und erlernte gleichzeitig deren Techniken, die er so viel wertvoller erachtete, als die, die er aus Europa kannte. In der alten Kaiserstadt Kyoto begegnete er alter japanischer wie auch chinesischer Kunst. "Nach seiner Rückkehr nach Europa im April 1901 zeigte Orlik seine Reiseergebnisse in zahlreichen Ausstellungen, schrieb Aufsätze zum japanischen Farbholzschnitt und hielt Vorträge über japanische Kunst", sagt Dr. Barbara Strieder.

Die Moyländer Kunsthistorikerin hat die Ausstellung "Aus dem Land der aufgehenden Sonne. Emil Orlik und Japan" kuratiert, die heute Abend, 18 Uhr, im Museum Schloss Moyland eröffnet wird. Strieder zeigt Orlik mit weit über 100 Arbeiten ganz ausführlich, verzichtet auch nicht auf ein Konvolut von über 30 Blättern Vorzeichnungen. Deshalb doppeln sich manche Motive, man kann dabei aber auch die Vorzeichnung mit dem Druck vergleichen. "Wir präsentieren mit Orlik einen Künstler, der nicht einfach auf der Welle des Japonismus mitschwamm, sondern nach Japan reist und nach seiner Rückkehr einen grundlegenden Beitrag zur Wiederbelebung des Originalholzschnitts im deutschsprachigen Raum leistete", sagt Moyland Museumsdirektorin Dr. Bettina Paust.

Es ist der Brückenschlag nach Japan Anfang des 20. Jahrhunderts, den Schloss Moyland spürbar nachvollzieht. Denn während Orlik seinen Raum in der Mitte der großen Ausstellungshalle hat, reiht sich in den Galerien japanische Druckgrafik aus dem 19. Jahrhundert von Künstlern wie Hokusai, Hiroshige oder Kunisada. Diese nochmals fast 100 Drucke zeigen im Vergleich, dass Orlik mit dem unromantischen Blick des Europäers auf seine Motive und Modelle schaut, dass er sich an die japanische Technik, die er bald beherrscht, aber nicht an japanische Bild-Traditionen hält. Seine Mädchen und Frauendarstellungen folgen keinem Ideal, sondern der Wirklichkeit des jeweiligen Modelle, wie die porträthaften Gesichter in seinen Blättern zeigen. Seine "Japanerin vor einem Wandschirm" von 1900 ist das Porträt einer Geisha aus dem Fukawa-Viertel. Natürlich finden sich in seinen Werken auch japanische Anstöße wie die großen, unstrukturierten Farbflächen.

Die Ausstellung ist im gleichen Ausbau der großen Ausstellungshalle wie Lori Nix gehängt. Ein farbiges Band für die Bilder durchzieht die Einbauten jetzt. Darauf hängen die meist klein-, höchsten auch mal mittelformatigen Drucke und laden zum Rundgang ein, ein sehr langer Weg an dieser Vielfalt entlang.

Zur Ausstellung gibt es einen Orlik-Katalog, der 2012 zu einer Ausstellung in Hamburg erschien, die auch Kern der Moyländer Ausstellung ist.

(RP)
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