Kleve Ein Fest gegen die Familie

Kleve · Das Landestheater Detmold holt den Dogma-Film auf die Bühne: "Das Fest" punktet mit einer dichten Inszenierung und einem toll aufspielenden, großen Ensemble rund um Gustav Peter Wöhler. Am Mittwoch auf der Stadthallenbühne.

 Das Ensemble an der Festtafel: Jürgen Roth (Helmut von Sachs), Nicola Schubert (Mette), Hubertus Brandt (Michael), Markus Hottgenroth (Christian), Gustav Peter Wöhler (Helge), Kerstin Klinder (Else), Henry Klinder (Großvater), Marie Luisa Kerkhoff (Helene), Adrian Thomser (Said).

Das Ensemble an der Festtafel: Jürgen Roth (Helmut von Sachs), Nicola Schubert (Mette), Hubertus Brandt (Michael), Markus Hottgenroth (Christian), Gustav Peter Wöhler (Helge), Kerstin Klinder (Else), Henry Klinder (Großvater), Marie Luisa Kerkhoff (Helene), Adrian Thomser (Said).

Foto: Landestheater Detmold

Helge ist ein freundlicher Mann. Jovial, zuvorkommend, beredsam. Er kümmert sich um seine Gäste. Manchmal macht er allerdings auch das Personal der Familienpension an.

Helge ist ein Monster. Mehrfach, immer wieder hat er seine Kinder vergewaltigt, was seine Tochter in den Selbstmord trieb.

Helge, das ist in der Inszenierung des Stücks "Das Fest" durch das Landestheater Detmold Gustav Peter Wöhler - bekannt aus unzähligen Fernsehrollen von "Tatort" bis "Polizeiruf", von Doris-Dörrie-Streifen bis zu den von-Schirach-Verfilmungen. Ein Fernsehstar, der aber auch Jazzer und profunder Theaterschauspieler ist, bei den Nibelungenfestspielen in Worms den Gunther gab und bei keinem Geringeren als Theatermann Peter Zadek am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg spielte. Jetzt kommt Wöhler als Helge nach Kleve: "Das Fest" steht am Mittwoch, 21. Februar, um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) in der Stadthalle Kleve auf dem Theaterplan der Stadt.

Wöhler ist also das ambivalente Monster in der Theaterversion des gleichnamigen Dogma-Films von Thomas Vinterberg. Der erzählte Mitte der 1990er Jahre vom Aufdecken des sexuellen Missbrauchs eines Vaters an zwei von seinen vier Kindern. Der Film reicht vom Nachmittag des einen bis zum Morgen des nächsten Tages und schildert, wie während einer Familienfeier die Wahrheit über den viele Jahre zurückliegenden Missbrauch sowie den erst kürzlich erfolgten Selbstmord eines der beiden Kinder ans Licht gebracht wird. Ein Stück von der Wucht eines Ibsen-Werks wie "Hedda Gabler", die jüngst vom XOX-Theater inszeniert und genial als "Hedda" verfilmt wurde.

Es ist Christian, der den Vater anklagt, der das Fest und die Familienfeier sprengt. Helge wird 60 Jahre alt, lädt alle ein, um sie um sich zu versammeln. Er wird sie alle verlieren - sie werden sich von ihm abwenden selbst Tochter Helene und Ehefrau Else, die doch bis zuletzt die heile Familie wahren wollen und sich gegen die Wahrheit stemmen.

Für die Bühne wurde das Stück, das auch als Film eher Kammerspiel ist, noch einmal gerafft. 90 Minuten dauert das Schauspiel ohne Pause und zeichnet geradezu in Echtzeit den Verfall der Familie und das Niederstürzen der biederen Fassade Helges auf. Es ist jetzt ein hochkonzentriertes Schauspielerstück mit einem, so die Kritik bis jetzt unisono, exzellenten Ensemble rund um Gustav Peter Wöhler, der in Markus Hottgenroth als Christian einen genialen Gegenspieler findet. Ein großes Ensemble, das unterhaltsam, spannend und voller Dynamik von Wahrheit und Verdrängung, von Macht und Missbrauch und vor allem von Schuld erzählt. Denn so geheim wie man denken sollte, war das dunkle Geheimnis des Helge nicht.

Während sich im Film erst alle am nächsten Morgen von zum Monster mutierten Großbürger abwenden, komprimiert das Schauspiel das Ende der Familie direkt ans Ende des alkoholseligen wie desaströsen Abends.

Karten sind an der Information der Stadt Kleve, Minoritenplatz 1 oder an der Abendkasse erhältlich.

(mgr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort