Kleve Ein Freund der Straßenbahn leitet Tiefbau

Kleve · Bernhard Klockhaus leitet den Fachbereich Tiefbau der Stadt Kleve. In Oberhausen führte er die Straßenbahn wieder ein, in Kleve freut sich der Duisburger auf spannende Projekte wie den Bau der B220neu, Stadthallenumfeld oder die Fahrradstrecke Richtung Nimwegen.

 Die Straßenbahn im alten Kleve am Fischmarkt vor dem Haus, in dem heute die Neue Mitte ist. Die Bahn war bis Anfang der 1960er Jahre beliebtes Verkehrsmittel. Ab 1911 fuhr sie durch die Stadt.

Die Straßenbahn im alten Kleve am Fischmarkt vor dem Haus, in dem heute die Neue Mitte ist. Die Bahn war bis Anfang der 1960er Jahre beliebtes Verkehrsmittel. Ab 1911 fuhr sie durch die Stadt.

Foto: Archiv/Evers

Er hat in Oberhausen das gemacht, wovon in Kleve viele träumen: die Straßenbahn wieder eingeführt. "Für mich ist die Straßenbahn ein Verkehrsmittel für die Zukunft", sagt Bernhard Klockhaus. Es sei leistungsstark und wenn es auf einem eigenen Bahnkörper fahre, sei die Bahn dem Bus überlegen. Zudem rechne sie sich meist langfristig - auch wenn zunächst einmal die Kosten sehr hoch seien. "Das kann man ausrechnen - und in Oberhausen hat sich das als zukunftsweisendes Projekt erwiesen", sagt er.

Oberhausen hat der Bauingenieur jetzt hinter sich gelassen. Dort leitete er von 1998 bis 2016 den Fachbereich städtebauliche Sondermaßnahmen. Jetzt tritt er in Kleve in die Fußstapfen von Willibrord Janssen und leitet den "Fachbereich 66 - Tiefbau". Vier Monate hat sich Klockhaus eingearbeitet. Jetzt wird er als erstes Projekt die Spyckstraße umbauen.

Es ist für ihn eine Übergangszeit - viele Maßnahmen sind von langer Hand eingespielt und warten auf den Beginn der Bauarbeiten. Wie die Planung für das Stadthallenumfeld, die jetzt verwirklicht werden soll. "Ich würde mich freuen, wenn viele dort gerne entlang des Wassers flanieren, wenn in einigen Jahren die Arbeiten fertig sind", sagt Klockhaus.

Mit Blick auf die Verkehrsführung in Kleve möchte Klockhaus Verkehrskonzepte diskutieren und aufstellen. Es gebe in Kleve eine Gemengelage mit viel Durchgangsverkehr, den man aus der Stadt holen wolle. Außerdem sei da das Nadelöhr Gruft-Straße. Klockhaus setzt aber auch auf die B220neu, die erstmals einen Ring komplett um die Stadt (also auch um Kellen) schlagen würde und die Innenstadt entlasten könnte.

Man sollte zudem überlegen, wie man die Lkw um die Stadt lenkt, wie man Autos durch alternative Angebote von der Straße bekommt und wo man Knotenpunkte schaffen kann, an denen beispielsweise Autofahrer auf andere Angebote umsteigen können. "Wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir den ÖPNV stärken können", sagt er. Das vor allem auch mit Blick auf die Studenten der Hochschule Rhein-Waal in der Stadt. Spannend sei für ihn da das Projekt der Fahrradstrecke über Kranenburg in Richtung Nimwegen, wo der Bau in den kommenden Wochen beginnt.

"Einer meiner Schwerpunkte ist die Verkehrsraumgestaltung", sagt der neue Klever Fachbereichsleiter. Hier sei ihm die Barrierefreiheit sehr wichtig. "Das fängt ja schon bei der jungen Frau mit Kinderwagen an, trifft mit Blick auf den demografischen Wandel auch viele alte Menschen", sagt Klockhaus.

Als Tiefbauer muss der neue Fachbereichsleiter auch das Wasser im Blick haben. "Sieht man die Starkregenfälle, die in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben, müssen wir uns Gedanken machen, wohin mit dem Wasser. Der städtische Kanal kann solche Massen nicht aufnehmen - Wasser braucht Platz", sinniert er. Man müsse also nicht nur Rückhaltebecken im Blick haben, sondern auch darüber nachdenken, wie man die Versiegelung von Flächen vermeiden könne. Klockhaus ist gelernter Straßenbauer, Pflasterer. Nach der Lehre in Duisburg machte er über den zweiten Bildungsweg Abitur und studierte an der Uni Essen Bauingenieurwesen. Seine Diplomarbeit schrieb er über ein Projekt zur Wohnumfeldverbesserung und Verkehrsberuhigung in Oberhausen. Die Stadt machte ihm ein Angebot und er trat in städtische Dienste. Jetzt wechselte er nach Kleve. Hier hat er ein effektives, eingespieltes Elf-Mann-Team, das die großen Maßnahmen in Kleve in den vergangenen Jahren in der Regel geräuschlos gestemmt hat. Der Vorteil am viel kleineren Kleve gegenüber der Ruhrgebietsstadt sind für den Ingenieur genau diese Projekte: "Es gibt viele interessante und spannende Planungen, die geplant und angesichts der Finanzlage auch umgesetzt werden können", sagt der 55-Jährige.

Und wenn man auf ihn zukäme, wieder über eine Straßenbahn zu diskutieren, vielleicht mit einer Trasse nach Nimwegen? "Eine Straßenbahn nach Nimwegen wäre perfekt - aber so etwas kann eine Kommune nicht alleine stemmen. Ich würde solchen Ideen unbedingt offen gegenüber stehen", sagt er.

(RP)
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