Kleve/Kranenburg Ein "Gotteskrieger" aus Kranenburg

Kleve/Kranenburg · Er ist im Kleverland aufgewachsen und galt als unauffälliger Schüler mit durchschnittlichen Noten. Jetzt kämpft Abu Zulfiqar als radikaler Salafist in Syrien. Die Klever Moschee soll er seit mehreren Jahren nicht mehr besucht haben.

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Foto: afp, FETHI BELAID

Was treibt einen jungen Schulabgänger aus Kranenburg in den syrischen Widerstand? Die Frage stellen sich viele Menschen am Niederrhein, seitdem die Zeitung "Die Welt" über den Sohn eines Niederländers und einer Türkin berichtet hat, der Anfang des Jahres nach Syrien gelangt ist und sich dort unter dem Namen Abu Zulfiqar der Rebellen-Gruppe "Jugend der Armee Mohammed im Land von Scham" angeschlossen hat.

Auf einem Foto, das wohl in Syrien aufgenommen worden ist, posiert der Anfang 20-Jährige mit kurz geschorenem Haar und Bart, ein Maschinengewehr im Anschlag, den Zeigefinger am Abzug. Auf anderen Bildern, die von ihm stammen sollen, sind vermummte Kämpfer, noch mehr Feuerwaffen, Mörsergranaten und Fahrzeuge zu sehen. Sie sollen im März entstanden sein und stehen im harten Kontrast zu einem Foto, das noch vor wenigen Jahren im niederrheinischen Kranenburg entstanden ist.

Das Gruppenbild zeigt die stolzen Schulabsolventen der Hanna-Heiber-Hauptschule. Junge Erwachsene, für den großen Tag zurecht gemacht in Anzügen und Kleidern. Unter ihnen: Abu Zulfiqar.

Ein Foto, das die Frage aufwirft, wann und wo aus dem Schüler ein radikaler Salafist wurde, der vermeintlich im Namen seiner Religion zur Waffe greift.

Von ehemaligen Weggefährten hört man, Abu Zulfiqar sei ein unauffälliger Schüler gewesen. Er ist von einer Realschule der Nachbarstadt Kleve zu der Hauptschule gewechselt, habe dort im Unterricht stets aktiv und interessiert gewirkt. Mit durchschnittlichen Noten hat er schließlich auch die mittlere Reife erreicht. "Nichts hat im Unterricht auf eine Radikalisierung hingedeutet", sagt ein ehemaliger Mitschüler. Nach dem Schulabschluss sei der Kontakt aber relativ schnell abgerissen.

Ein Jahr vor der Mittleren Reife gab der damals Jugendliche auf einer Internetplattform Einblicke in seine Gedankenwelt. "Ich bin stolzer und sehr gläubiger Moslem. Interessiere mich für Politik und Geschichte", schreibt Abu Zulfiqar. "Ich lebe nur für Allah und werde von daher mein Leben mit meiner Familie dem Islam widmen", fährt er fort. "Ich bin kein böser Mensch", schreibt er und fügt mit einem Augenzwinkern an: "Was will ein man mehr, als eine gläubige, vernünftige, anständige Frau mit hijab (Kopftuch, Anm. d. Red.)?"

Während seiner Zeit am Niederrhein hat er nach Informationen unserer Zeitung zufolge auch die kleine Al-Salam-Moschee in Kleve besucht. Eine offizielle Stellungnahme lehnt man dort mit Verweis auf die Sensibilität des Themas aber vorerst ab. Abu Zulfiqar soll bereits seit einigen Jahren nicht mehr die Klever Moschee besucht haben, zuletzt hat er in Düsseldorf gelebt.

In der Landeshauptstadt ist er dem Bericht der Zeitung "Die Welt" zufolge aufgrund seiner extremistischen Einstellung in den Blick der Sicherheitsbehörden geraten. Demnach kam es am 17. April 2011 vor einer Moschee nahe dem Bahnhof zu einem Handgemenge zwischen drei Salafisten und der Polizei, die Beamten mussten Pfefferspray einsetzen. Unter den drei Radikalen soll sich damals auch Abu Zulfiqar befunden haben.

Wie der Kranenburger, obwohl bereits er bereits auffällig geworden und der Polizei bekannt war, vom Kleverland über Düsseldorf nach Syrien gelangt ist, ist nicht sicher. Auch wo sich Abu Zulfiqar derzeit genau befindet und ob er vor hat, nach Deutschland zurückzukehren, bleibt ungeklärt. Über 50 sogenannter "Syrien-Reisender" listet der Verfassungsschutz der Zeitung "Die Welt" zufolge. Deren Motive blieben oft ungeklärt, eines aber stehe fest: Ihre Zahl wächst stetig.

(lukra)
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