Kreis Kleve Ein großer Liberaler ist gestorben

Kreis Kleve · Paul K. Friedhoff ist am Sonntag nach langer schwerer Krankheit gestorben. Nicht nur seine Parteifreunde der FDP trauern, vielmehr verliert der Kreis Kleve einen Förderer und Mitstreiter. Friedhoff war fast 20 Jahre lang im Bundestag.

 Paul K. Friedhoff erhielt im Jahr 2012 den Unternehmer-Ehrenpreis in der Klever Stadthalle überreicht.

Paul K. Friedhoff erhielt im Jahr 2012 den Unternehmer-Ehrenpreis in der Klever Stadthalle überreicht.

Foto: Stade

Was Freiheit für ihn ganz persönlich bedeutete hat Paul Friedhoff (das abgekürzte K. als zweiter Vorname stand für Klemens) mehr als einmal gezeigt. Zum Beispiel, etwas nur so lange zu tun, wie er Spaß daran hatte. Oder einen einmal gefassten Entschluss durchaus umzustoßen, wenn sich die Umstände änderten.

Paul Friedhoff war im Beruf, in der Politik und auch im Privaten ein Liberaler, der tat, was er für richtig und angezeigt hielt. Vielleicht nicht zuletzt deshalb trauern nun alle, die ihn gekannt haben. Der Klever, aus dem Oldenburgischen stammend und zuletzt in Niedersachsen zuhause, ist am Sonntag nach langer Krankheit gestorben. Er wurde 72 Jahre alt.

Noch im April diesen Jahres hatte er aus der Hand von Landrat Wolfgang Spreen die Ehrengabe des Kreises Kleve erhalten - es war die letzte Auszeichnung für einen verdienten Bürger.

Die Liberalen im Kreis Kleve haben eine herausragende Persönlichkeit verloren, sagen Prof. Ralf Klapdor, der Kreisvorsitzende der FDP Kleve-Geldern, und Daniel Rütter, der Ortvorsitzende der Liberalen in Kleve.

"Paul Friedhoff war ein herausragender Botschafter des politischen Liberalismus, der sich bleibende Verdienste im Kreis Kleve und weit darüber hinaus erworben hat", fasst Klapdor zusammen. Anders als viele Berufspolitiker, deren frühere Tätigkeit den Wählern oft unbekannt ist, war Friedhoff einer, der in den Augen seiner Zeitgenossen immer mindestens so sehr Unternehmer wie Politiker war. Die Klever haben ihn über Jahrzehnte unmittelbar mit der von ihm gegründeten Firma "Spectro" in Verbindung gebracht. Bis er das Unternehmen 1997 verkaufte, hatte er es innerhalb von 18 Jahren zu einer führenden Adresse der Spektrometrie ausgebaut. "Er hat diese unternehmerische Leistung stets mit seinem politischen Engagement verbunden", erklärt Klapdor.

Wobei "verbunden" sicherlich zum einen die zeitliche Schiene meint, denn Friedhoff war schließlich ab 1990 als Bundestagsabgeordneter quasi Berufspolitiker. Aber er blieb dennoch seinem Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter und weiteren Aufgaben in der Wirtschaft treu. Nicht zuletzt war Friedhoff viele Jahre lang Vizepräsident der IHK.

Dass er sein Bundestagsmandat im Jahr 2002 niederlegte war ein Zeichen dafür, dass der Liberale nicht zuletzt seine eigene Freiheit wertschätzte: Eine FDP, deren führende Köpfe im "Big-Brother-Container" oder im "Guido-Mobil" um die Wählergunst buhlte, wollte er nicht unterstützen.

Die Möllemann-Show mit ihrem absehbar größenwahnsinnigen Projekt "18plus" war ihm ein Gräuel. Einige Jahre mit schlechten Wahlergebnissen mussten ins Land gehen, bevor Friedhoff sich noch einmal nach Berlin holen ließ. Von 2005 bis zu seiner gesundheitlich bedingten Mandatsniederlegung 2012 war er erneut Mitglied des deutschen Bundestages. Mit 69 Jahren zog er sich auf seinen Hof im niedersächsischen Huckelrieden zurück, den er schon seit 1998 besaß. Er war also nicht nur mittelständischer Unternehmer, sondern auch Landwirt. Sich beruflich oder in seinem Lebensumfeld zu verändern war fraglos ein typisches Merkmal des Ur-Liberalen.

Ein Realschüler aus Cloppenburg, der Technik in Iserlohn studierte und als Ingenieur in der Industrie arbeitete, bis er sich in Kleve selbstständig machte - das war Paul Friedhoff.

Zu den Verdiensten von Paul Friedhoff gehörte nicht zuletzt die Gründung der heutigen Hochschule Rhein-Waal mit dem Hauptsitz in Kleve. Seine enge Verbindung zu Andreas Pinkwart, im Rüttgers-Kabinett seinerzeit bekanntlich Wissenschaftsminister des Landes NRW und Vize-Ministerpräsident, dürfte einige Wege geebnet haben. Überhaupt war Friedhoff, der selbst eher spät in die große Politik kam, bei den Nachwuchs-Liberalen sehr anerkannt.

Nicht zuletzt Parteichef Christian Lindner war mit ihm vertraut. Erstmals politisch tätig wurde Friedhoff als Ratsmitglied der Stadt Freudenberg (1975-1978), von 1989 bis 1992 war er Mitglied des Klever Stadtrats, viele Jahre auch Ortsvorsitzender der FDP Kleve.

Nun trauern alle, die ihn kannten, mit der Witwe und den drei erwachsenen Kindern.

(RP)
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