Kreis Kleve Ein Haus für die Qualität

Kreis Kleve · Die neue Kreishandwerkerschaft in Goch ist mit einem Festakt eröffnet worden. Handwerkspräsident Wolfgang Schulhoff klagt das öffentliche Vergabewesen an und warnt vor der nächsten Krise, die nicht mehr zu meistern sei.

Eine "Baukultur" gebe es nicht mehr bei der Öffentlichen Hand. Es herrsche vielmehr die "organisierte Verantwortungslosigkeit". Ein Grund dafür sei, dass die Öffentliche Hand Generalunternehmen suche. Es gebe "Subs" und "Subs". Und zum Schluss wisse niemand mehr, wer die Schuld bei Pannen habe, kritisierte der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf das öffentliche Vergabewesen. Prof. Wolfgang Schulhoff sagte mit Blick auf die Bau-Affären in Köln und Düsseldorf, dass dagegen das Handwerk für solides Wirtschaften steht. Die Handwerkskammern sicherten dabei mit ihrer Tätigkeit die Qualität der Arbeit, hob der Festredner bei der Eröffnung der neuen Zentrale der Kreishandwerkschaft in Goch hervor.

Ausbilder Nr.1

8,4 Prozent der Wertschöpfung in der deutschen Wirtschaft komme aus dem Handwerk, so der Präsident. Die Automobilindustrie erreiche dagegen nur 3,2 Prozent. 54 000 Betriebe zähle die Handwerkskammer Düsseldorf, erklärte Schulhoff. Hier seien 300 000 Beschäftigte tätig. Mit 24 000 Lehrlingen sei das Handwerk Ausbilder Nummer 1.

Das Handwerk sei eine Wertegemeinschaft, die früh gegen die Geiz-ist-Geil-Mentalität protestiert habe. Das war der Anlass für den Redner, den Bogen zu einer grundsätzlichen Kritik zu schlagen: "Was wir doch heute haben, ist ein Verfall der Sitten, insbesondere das Versagen der Eliten." Schulhoff befürchtet daher die nächste Krise durch Geld-Spekulanten. Deshalb müsse es wieder Regelwerke für Banken geben. "Das Casino ist erneut eröffnet. Aber die nächste Krise werden wir nicht mehr meistern können. Dazu kommt dann noch die Euro-Krise", warnte der Handwerkskammer-Präsident.

1500 Mitgliedsbetriebe

Auf einem 3000 Quadratmeter großem Gelände ist das zweigeschossiges Haus des Handwerks mit 750 Quadratmetern Nutzfläche für eine Million Euro entstanden. Es ist aus dem Verkaufserlös der ehemaligen Häuser der Kreishandwerkerschaft Geldern und Kleve finanziert worden. In der neuen Gocher Zentrale haben auch die Innungskrankenkasse und die Versicherung Signal Iduna ein Büro. Die wichtigste Aufgabe der Kreishandwerkerschaft sei, die Gesellenprüfungen abzunehmen, so Achim Zirwes. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft sagte, dass die Firmen in Goch auch Tipps bei Rechts- oder Fachfragen einholen. Knapp 1500 Betriebe, die im Durchschnitt acht Beschäftigte hätten, seien freiwillig über die 13 Innungen der Kreishandwerkerschaft Kleve angeschlossen.

(RP)
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