Kreis Kleve Ein Jahr im Land der Hobbits und Schafe

Kreis Kleve · Jana Martens ging als Au-Pair nach Neuseeland. Es kam aber alles anders und sie entdeckte das Leben als Rucksacktouristin und -arbeiterin. Sie lernte das ganze Land und seine Geschichte kennen.

Die Idee: Ein Jahr Auszeit nach der Schule. Was sie machen wollte, wusste Jana Martens genau. Wohin es gehen sollte, auch. "Weil viele nach Australien reisten, wollte ich nach Neuseeland", sagt die 20-Jährige. Die Gocherin wählte die sichere Variante, plante ein Jahr als Au-Pair zu arbeiten. Es kam alles anders.

"Ich bin ein Familienmensch", sagt Jana zu ihrem Plan durch Au-Pair in einen fremden Land Geld zu verdienen. Aber für die Kinder ihrer Gastfamilie hatte sie nie viel Zeit. Kochen und Haushalt standen im Vordergrund. Die Stimmung war auch nicht die beste. "Meine Gastmutter hat mich zum Ende hin komplett ignoriert, kein Wort mehr mit mir gesprochen", erinnert sich die Gocherin an das abrupte Ende ihrer Au-pair-Zeit. Die Organisation, mit der sie in Neuseeland war, versuchte noch zu vermitteln. Ohne Erfolg.

Damit fiel der zunächst ungewollte Startschuss für ihre Rundreise durch Neuseeland. Ihr Gepäck ließ die Gocherin bei einer Hamburgerin, die in der Nähe von Janas Gastfamilie wohnte. Vom Geld, dass sie in der Familie verdient hatte, kaufte sie sich erst einmal einen Backpack, einen Rucksack, in den alles nötige passte.

Ihren Work-und-Travel-Aufenthalt startete sie auf der Nordinsel, in Hamilton mit "WWOOFing". "Das heißt, ich habe vier Stunden lang in Gartenbeeten geschuftet und dafür ein Bett und Essen umsonst bekommen", erklärt Jana. Von dort aus ging es für die Gocherin weiter Richtung Osten, nach Gisborne, dem Ort, an dem die Sonne als erstes aufgeht.

In Gisborne findet auch jährlich zu Silvester das größte Festival Neuseelands, das Rythm&Vines statt. Jana war dabei. "Zeitgleich habe ich auf einer Schaffarm auf Hihiroroa Road ,gewwooft' und dort meinen absoluten Lieblingsort in Neuseeland gefunden", sagt die 20-Jährige im Rückblick. Den Ort, den sie dort vorfand, war so, wie man sich Neuseeland vorstellt: Schafe, Hunde, Pferde und grüne Hügel.

Aber erlebt und gesehen hat sie noch jede Menge mehr. Eine kurze Zusammenfassung gefällig?

"Ich habe Weihnachten 2013 im Sommer gefeiert, bin mit Delfinen geschwommen, habe die seltenen Gelbblaupinguine gesichtet, bin die steilste Straße der Welt in Dunedin hoch und runter gefahren, habe mich von einer Brücke gestürzt (Bungyswing), bin ins Hobbitdorf eingebrochen, habe mir ein Tattoo stechen lassen, bin 1452 Kilometer vom Slope Point bis hin zum Cape Reinga gereist und habe in Northland viel über die Maoris und das Land gelernt", nennt Jana einige Erlebnisse ihrer Reise. Um es richtig zu stellen, eingebrochen ins Hobbit-Dorf ist sie nicht. Sie hat den Eintritt einfach etwas später bezahlt.

In dem einen Jahr hat sie ein paar Grenzerfahrungen gemacht, die nachwirken. "Man wird auf jeden Fall mutiger, auch wenn man es nicht will", stellt sie fest. Sie habe ihre Stärken und Schwächen kennen gelernt und kam mit dem Wissen zurück, das alles zu schaffen ist. Immerhin hat sie sich in einem fremden Land, oft auf sich alleine gestellt, zurecht gefunden.

Sie hat viel gelernt. Zum Beispiel, dass per Anhalter fahren nicht immer eine kluge Idee ist. Und dass zu zweit reisen zwar sicherer ist, aber nicht immer besser. Als Alleinreisende sei sie in ihren Entscheidungen freier gewesen und habe mehr Leute kennen gelernt, als wenn sie mit einem Reisepartner unterwegs war, sagt die Gocherin.

Reisepartner, die treffen Back-Packer wie sie, in Hostels oder bei eigens eingerichteten Facebook-Gruppen. Die Gefahr sei allerdings, sich dann mit einem deutschen Reisepartner zusammenzutun. Das sei kontraproduktiv, wegen der Sprache, gibt Jana als Tipp mit.

Für sie geht es in Deutschland an der Uni weiter. Jana studiert Internationale Beziehungen an der Hochschule Rhein-Waal. "Immerhin habe ich ein Jahr lang meine internationalen Beziehungen gut gepflegt", sagt sie lachend. Geblieben sind ihr neben den vielen Erinnerungen auch das Tattoo, dass sie sich in Neuseeland stechen ließ.

Das Wort Liebe in der Sprache der Maoris, der Ureinwohner Neuseelands, ziert ihren Arm. Wer sie darauf anspricht, wird viele spannende Erlebnisse aus dem Land der Hobbits und Schafe zu hören bekommen und danach sicher ganz viel Reiselust verspüren.

(RP)
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