Kleve Ein Mann mit Blick für Bäume am Straßenrand

Kleve · Peter Trunsperger ist einer von drei Experten, die derzeit alle Bäume an Kreisstraßen – etwa 24 000 – in einem Kataster erfassen. Aktuell ist der 45-Jährige an der K 3 zwischen Rindern und Bimmen unterwegs.

 Die Arbeit direkt am Straßenrand ist für Peter Trunsperger nicht ungefährlich - passiert ist dem 45-Jährigen jedoch zum Glück noch nichts.

Die Arbeit direkt am Straßenrand ist für Peter Trunsperger nicht ungefährlich - passiert ist dem 45-Jährigen jedoch zum Glück noch nichts.

Foto: Gottfried Evers

Peter Trunsperger ist einer von drei Experten, die derzeit alle Bäume an Kreisstraßen — etwa 24 000 — in einem Kataster erfassen. Aktuell ist der 45-Jährige an der K 3 zwischen Rindern und Bimmen unterwegs.

Der Mann, der seit Tagen irgendwo am Rand der Kreisstraße 3 zwischen Rindern und Bimmen steht, macht — so scheint es zumindest — nicht viel: Er steht auf dem Grünstreifen und schaut sich einen Baum an — minutenlang. Wer täglich auf der K 3 unterwegs ist, sieht den Mann am folgenden Tag wieder. Wieder steht er auf dem Grünstreifen — ein paar Hundert Meter weiter als am Vortag. Wieder schaut er einen Baum an — minutenlang.

Der Mann heißt Peter Trunsperger, ist 45 Jahre alt, kommt aus Freiburg im Breisgau, ist Diplom-Geograf sowie geprüfter Baum-Kontrolleur. Auf der K 3 erstellt er derzeit im Auftrag des Sachverständigenbüros Kutscheidt aus Tönisvorst für den Kreis Kleve erstmals ein digitales Straßenbaumkataster. Etwa 1200 Bäume — so schätzt Peter Trunsperger — begutachtet er an der K 3. Rund 80 schafft er an einem Tag. Im Kreis Kleve müssen etwa 24 000 bis zum Herbst erfasst werden. Um das bis zum August zu schaffen, ist nicht nur Peter Trunsperger seit dem Oktober 2013 im Einsatz. Noch zwei weitere Sachverständige arbeiten im Kreis Kleve für das Tönisvorster Büro. Ziel der Baumerfassung ist es, Sicherheitsrisiken festzustellen. Welche Bäume sind krank, drohen umzustürzen, müssen gefällt werden? Welche abgestorbenen Äste könnten bald auf die Fahrbahn fallen? In welchen Zeitabständen sollten weitere Kontrollen erfolgen? Wo gibt es Sturmschäden?

Dass der Mann, der minutenlang Bäume anschaut, Menschen zu neugierigen Fragen reizt, passiert oft. "Fünf, sechs sprechen mich jeden Tag im Durchschnitt an", berichtet der 45-Jährige, der deutschlandweit und auch in der Schweiz seit etwa zehn Jahren Bäume begutachtet. Meist seien es ältere Menschen, die ihm Fragen stellen. "Manche interessiert meine Arbeit wirklich, andere wollen sich nur etwas unterhalten — das kann nett sein, es kann aber auch nerven", sagt der Sachverständige.

Der Freiburger sagt auch, dass seine Arbeit "eintönig" wirken könne, sie das manchmal für ihn sogar sei. Ein "Baum-Liebhaber" ist er nicht. Seine Arbeit sei eben eine "technische Dienstleistung", meint er. Und wenn er im Lotto gewinnen würde, würde er keine Bäume mehr anschauen.

Doch der Job hat für ihn viele Vorzüge. Peter Trunsperger kann sich seine Zeit recht selbstständig einteilen. Im Kreis Kleve muss er beispielsweise die ihm zugeteilten etwa 8000 Bäume bis zum August erfasst haben. So kann er bei schönem Wetter ausgedehnte Mittagspausen auf einer Altrheinwiese machen und dafür abends ein, zwei Stunden länger die Bäume anschauen. Zudem sei er an der frischen Luft und — zumindest im Kreis Kleve — meist in schönen Landschaften unterwegs. Nervende Kollegen, wie er sie in früheren Zeiten als Raumordnungsplaner zeitweise hatte, gibt es am Straßenrand auch nicht.

Schattenseiten gibt es für den Mann zwischen den Bäumen am Straßenrand in seinem Job dennoch. "Am Schlimmsten ist der Lärm. Hier an der K 3 hinter Düffelward geht das. Aber an starkbefahrenen Straßen ist es so laut, dass mir abends der Kopf ganz schön brummt", berichtet der Freiburger. Körperlich anstrengend sei zudem die ständige Konzentration — Bäume anzuschauen, ist nicht so leicht, wie man meint — und das tagelange Stehen. Peter Trunsperger, der sich für seine Einsätze in der Fremde in Ferienwohnungen einquartiert, fährt deshalb mit einem Fahrrad zu seinen Arbeitsplätzen am Straßenrand. "Ohne so einen Ausgleich ginge der Job sicher schnell auf den Rücken", sagt der 45-Jährige.

Wenn Peter Trunsperger abends Feierabend macht, markiert er den letzten Baum des Tages. "Sonst findet man manchmal den Baum, bei dem man aufgehört hat, nicht gleich", gesteht er. Doch auch wenn er keine Lieblingsbäume hat, so erinnert er sich immer wieder mal an Bäume, die er vor Jahren gesehen hat. Warum? Peter Trunsperger kann keinen Grund nennen. Er sagt: "Die müssen nicht schön oder sehr alt gewesen sein — ich erinnere mich einfach immer wieder an sie."

(RP)
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