Kleve Eine Brücke bauen zum Kita-Einstieg

Kleve · Die Stadt Kleve, die Caritas, das Gocher St.-Anna-Stift und das Netzwerk Jugendhilfe starten ein gemeinsames Förderprogramm in frühkindlicher Bildung. Mit dabei ist das Spiel-Mobil. Hauptzielgruppe sind Flüchtlingsfamilien.

 Jan Traeder, Sabine Voß, Ariane Süssmaier, Helmut van Kempen, Barbara Sander, Heike Ihde (von links) und Kämmerer Willibrord Haas (vorne).

Jan Traeder, Sabine Voß, Ariane Süssmaier, Helmut van Kempen, Barbara Sander, Heike Ihde (von links) und Kämmerer Willibrord Haas (vorne).

Foto: Klaus-Dieter Stade

Geflüchteten Familien mit Kindern fällt es bekanntlich schwer, einen Zugang zum sozialen Leben in ihrer neuen Umgebung zu finden. Um ihnen dabei zu helfen, ihre Kinder in Kindertagesstätten anzumelden, haben der Ausschuss für Jugend und Familie der Stadt Kleve, der Caritas-Verband und das Gocher St. Anna-Stift ein Förderprojekt gestartet. "Wir möchten die Eltern erreichen und eine Brücke bauen zum Kita-Einstieg", so formuliert es Helmut van Kempen, Leiter für ambulante erzieherische Hilfen bei der Caritas.

Ein extra für dieses Projekt angeschafftes Fahrzeug, das "Spiel-Mobil", wurde mit Spielzeug für bis zu sechs Jahre alte Kinder ausgestattet. "Damit fahren wir zwei bis drei Mal pro Woche Spielplätze an und kommen so mit Eltern und Kindern ins Gespräch", erklärt Barbara Sander, Sozialpädagogin bei der Caritas. An Bord haben sie Hüpfbälle, Bobby-Cars, Springseile, Reifen und viele Dinge, die Fein- und Grobmotorik fördern. Bilderbücher sind auch dabei, und für die Eltern gibt es Informationen in Französisch, Arabisch, Englisch, Deutsch und Polnisch, wo sich in der Nähe Kitas befinden.

"Viele Flüchtlingsfamilien haben große Scheu, ihre Kinder in Betreuungseinrichtungen zu bringen, wir helfen dabei, sprechen auch mit den Erzieherinnen in den Kitas", erklärt Heike Ihde vom St. Anna Stift. Oft müssten Frauen erst ihre Männer um Erlaubnis fragen. Die Männer übernähmen auch in vielen Fällen Bringen und Abholen. Für die Hilfe beim Kita-Einstieg, die Familienbetreuung und die gesamte Umsetzung des Projekts gibt es Fördermittel vom Bund, um die sich die Stadt Kleve eigens bemüht hat. "Von 2017 bis 2020 gibt es insgesamt 395.000 Euro. In diesem Zeitraum können wir bestimmt schon eine Menge bewegen und frühkindliche Bildung fördern", sagt Jan Traeder, Fachbereichsleiter Jugend und Familie. Bisher gab es in der Familienförderung zwei Bausteine, "Babys" bis zum ersten Geburtstag und "Kids" bis zum dritten Lebensjahr. Die Brücke zur Kita für die Migrationskinder ist nun der dritte Baustein. Zwölf Plätze stehen hier zur Verfügung, während 18 Plätze bei den "Kids" und vier Baby-Plätze vorhanden sind.

Geplant ist wie bei den beiden anderen Bausteinen eine intensive Begleitung der Familien, die bereit sind, ihr Kind in einer Kita überhaupt anzumelden. "Dies ist erfahrungsgemäß schon eine große Hürde", weiß Ariane Süßmeier vom Netzwerk Jugendhilfe, das die Maßnahmen mit unterstützt. Intensive Gespräche in den Familien werden also nötig sein, Sprachbarrieren abbauen, Gruppenangebote vorstellen, Rat und Hilfe konkretisieren. Die Sozialpädagoginnen, die die Familien besuchen, haben immer Bücher, Bastel- und Malmaterial im Gepäck. Wenn man in eine neue Stadt zieht, gelingt der Einstieg in das soziale Leben ja oft am leichtesten über Kindergärten und Schulen, so Jan Traeder. Das gelte nicht nur für Flüchtlingsfamilien, sondern für alle, die irgendwo neu sind. "Wir freuen uns, dass die Vernetzung der verschiedenen Einrichtungen hierbei gelungen ist. Das ist gelebte Integration", betont Willibrord Haas, Kämmerer der Stadt Kleve. Er verweist darauf, dass es nicht einfach ist, die Bewilligung der Bundes-Fördermittel zu bekommen. Jan Traeder wurde hier von Marcel Janssen, Abteilung Drittmittel-Akquise, unterstützt. Bundesweit hätten sich etwa 200 Kommunen um diese finanzielle Unterstützung bemüht und sie auch bekommen. "Ein Spiel-Mobil wie wir hat aber, soviel wir wissen, keiner", sagt Traeder.

(ath)
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